Anschmiegsam - eine Katze eignet sich gut als Haustier für Senioren Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik - Der Blutdruck sinkt und die Herzfrequenz verlangsamt sich. Tiere tun nicht nur der Seele von Älteren gut. Doch wer sich ein Haustier zulegen möchte, sollte sich gut informieren. Denn es gibt einiges zu beachten.

Stuttgart - Der Schlüssel dreht sich im Schloss und die Tür geht auf. Sofort kommt der braun-weiße Parson-Terrier Urmel angelaufen und begrüßt sein Frauchen schwanzwedelnd. Die Streicheleinheiten tun beiden gut – dem Hund, aber auch seinem Frauchen: Der Blutdruck ist gesunken, auch seelisch fühlt sich die 84-Jährie wohler. Das bestätigt auch Rolf-Joachim Schulz. „Menschen, die Kontakt zu Tieren haben, sind ausgeglichener und ruhiger“, sagt der Leiter des Lehrstuhls für Geriatrie an der Universität Köln. Positive Nebenwirkungen eines Haustieres seien neben einem niedrigeren Blutdruck auch eine verlangsamte Herzfrequenz. „Wenn sich ein Senior durch das Tier wohler fühlt, ist es durchaus vorstellbar, dass der Medikamentenverbrauch sinkt“, sagt Schulz.

Doch nicht nur der Körper profitiert von einem Tier im Haus, auch helfen Hund, Katze und Co. gegen Einsamkeit, die vielen Älteren zu schaffen macht. „Gerade durch Hunde kann man gut neue soziale Kontakte aufbauen“, sagt Carola Otterstedt, vom Bündnis Mensch und Tier. Forscher der amerikanischen Universität Maryland haben herausgefunden, dass Menschen, die nicht alleine leben, zufriedener sind. Dabei sei es egal, ob man mit einem Partner oder einem Tier die Wohnung teile. „Ein Tier strukturiert den Alltag. Man muss sich um das Futter kümmern, das Tier bürsten, Käfige reinigen oder vor die Tür gehen“, sagt sie. Viele Ältere fühlten sich mit Tier auch nicht mehr so einsam.

Also braucht Oma einfach nur einen Hund und ihr Tablettenverbrauch sinkt? So einfach ist das aber nicht, warnen Experten. „Die Anschaffung eines Tieres muss sehr gut überlegt und geplant werden“, sagt Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund. Wer sich gedankenlos einen Hautier zulege, hat häufig falsche Vorstellungen von der Haltung und sei dann im Alltag schnell überfordert. „Als Tierhalter übernimmt man die Verantwortung“, sagt Tünte.

Wer sich einen Welpen oder eine junge Katze ins Haus, sollte bedenken, dass die Tiere bis zu 15 Jahre alt werden können. Der Tierschützer rät, sich Zeit zu nehmen und einen Fragenkatalog zu erstellen. Welches Tier soll es sein? Kann man das Tier in der Wohnung halten? Wie viel Pflege braucht es und was sind die Kosten?

Kosten

Als Faustregel gilt: Je größer das Tier, desto höher sind in der Regel die Kosten. Für eine Katze können Futter, Streu und Tierarztkosten um die 65 Euro anfallen, ein Hund kostet durchschnittlich 100 Euro im Monat. Hinzu kommt noch die Hundesteuer. „Hundebesitzer sollten unbedingt eine Tierhalterhaftpflichtversicherung abschließen“, sagt Udo Kopernik vom Deutschen Hundewesen. Kommt das Tier einem Radfahrer in die Quere und der Radler stürzt, übernimmt die Versicherung die Kosten.

Tierart

Auf der Checkliste, sollte auch stehen, was für ein Tier es sein soll und was man von dem Tier erwartet. „Es gibt sehr viele Hunderassen“, sagt Kopernik. Gerade Jagdhunde seien sehr temperamentvoll und bräuchten viel Bewegung. Ältere Menschen, die nicht mehr ganz so fit seien, könnten mit einem solchen, bewegungsfreudigen Hund schnell überfordert sein. „Eine gute Alternative sind ältere Hunde. Sie sind stubenrein und vom Wesen etwas ruhiger“, sagt er. Auch über die Größe des Hundes sollten sich die Senioren Gedanken machen. Große Hunde können bis zu 50 Kilogramm schwer werden. Zu schwer für viele Senioren, um ihn im Krankheitsfall mal hochzuheben und zum Tierarzt zu transportieren. „Kleine Hunde sind besser zu handhaben“, sagt er.

Katzen können auch gut in der Wohnung gehalten werden. Der Tierschutzbund empfiehlt aber, die Tiere zu zweit zu halten, damit sie miteinander spielen können. „Obwohl Katzen als Einzelgänger gelten, geben auch diese Tiere viel zurück“, sagt Tünte. Meerschweinchen, Hamster, Kaninchen oder Wellensittiche eignen sich ebenfalls als Haustiere für Ältere. Voraussetzung bei allen Tieren ist aber, dass der Vermieter seine Zustimmung gibt, denn der Hausbesitzer kann Tierhaltung ohne weiteres verbieten. Jeder, der über die Anschaffung eines Tieres nachdenkt, sollte auch mit seinen Nachbarn reden, empfiehlt der Tierschutzbund. Insbesondere wenn man sich einen Hund zulegen möchte, mit dem auch die Nachbarn in Kontakt kommen werden.

Im Pflegefall

Vor der Anschaffung eines Haustieres sollte auch geklärt werden, was mit dem Tier geschieht, wenn Herrchen und Frauchen ins Krankenhaus oder in eine Pflegeeinrichtung müssen. „Freunde, Familie und Nachbarn sollten frühstmöglich gefragt werden, ob sie sich um das Tier kümmern“, sagt Kopernik. Auch Züchter würden die Tiere für ein paar Tage in Pflege nehmen. In Tierpensionen sind die Tiere für eine kurze Zeit gut aufgehoben. „Die Tierpension kann man sich schon vorher einmal angucken und das Tier mit der Umgebung vertraut machen“, sagt Tünte.

Nach dem Tod

Gerade ältere Tierbesitzer sollten sich darüber Gedanken machen, was mit ihrem Hund oder Meerscheinchen passiert, wenn sie vor dem Tier sterben. „Im Testament kann genau festgehalten werden, wer sich um das Tier kümmern soll“, sagt Tünte. Darin könne man auch ein Budget für die Tierversorgung bestimmen. „Es ist gut, noch vor dem Kauf eines Tieres Gewissheit zu haben, in welche Hände das Tier geht“, sagt die Verhaltensforscherin Otterstedt.

Tierpaten

Wem ein eigenes Tier zu viel Verantwortung ist, der muss nicht auf den Kontakt verzichten. Viele Tierheime freuen sich über Gassigänger, die die Hunde regelmäßig ausführen oder Paten. Oder man schafft sich gemeinsam mit Nachbarn oder Bekannten ein Tier an. „Geteilte Patenschaften sind besonders erfolgreich, wenn beide Seiten viel Zeit mit Tier verbringen, der Senior aber nicht die alleinige Verantwortung trägt“, sagt Otterstedt. Auf Begegnungshöfen können Senioren Zeit mit Katzen, Hunden, Ziegen und Kaninchen verbringen. Auch in immer mehr Senioreneinrichtungen sind Tiere willkommen. Aber auch hier muss im Vorhinein abgeklärt werden, ob das Haustier mit einziehen kann.