Bei Schnupfen hilft eine Spülung mit Salzwasser - manchmal kann man sich so sogar das Nasenspray sparen. Bei Erkältungen helfen oft schon Hausmittel, um schnell wieder gesund zu werden. Foto: Fotolia

Honig, viel Vitamin C und Tee: Helfen solche Hausmittel wirklich gegen Erkältungen? Wissenschaftler haben das untersucht. Wir geben Ihnen einen Überblick was Nasendusche und Co. wirklich bringen.

Stuttgart - Gegen Schnupfen oder Husten ist kein Kraut gewachsen. Etwa 200 verschiedene Virenarten sind für diese Erkältungskrankheiten verantwortlich. Die Viren gelangen über die Hände oder über die Luft auf die Schleimhäute von Mund, Auge und Nase – und von dort in den Körper. Und diese Erreger lassen sich nur schwer bekämpfen – denn sie haben keinen eigenen Stoffwechsel, auf den ein Wirkstoff einwirken könnte. Also muss der Körper die Viren mit seiner eigenen Immunabwehr bekämpfen. Und das dauert. Hals-Nasen-Ohrenärzte geben als grobe Richtlinie folgendes an: Treten keine Komplikationen auf, sollten die Beschwerden nach vier bis sieben Tagen besser und nach zwei Wochen praktisch verschwunden sein.

Diesen Krankheitsverlauf können Erkältungsgeschädigte zwar mit Medikamenten nicht beschleunigen. Dennoch greifen sie häufig zu rezeptfreier Medizin aus der Apotheke oder nehmen Hausmittelchen, um wenigstens die Symptome zu lindern. Doch nicht alles was helfen soll, hilft tatsächlich der Gesundung – warnen Wissenschaftler und Mediziner.

Vitamin C

Orangen, Paprika oder lieber gleich in Form einer Pille aus der Apotheke: Die Einnahme von Vitamin C ist ein beliebtes Mittel bei Erkältungen. In den vergangenen Jahren hat die Cochrane-Collaboration – ein internationales Netzwerk von Ärzten und Wissenschaftlern, das Übersichtsarbeiten zur Bewertung von Therapien erstellt – anhand von Studien geprüft, wie wirksam und gesund denn die Vitaminpille tatsächlich ist. Demnach führte die vorbeugende Einnahme von mindestens 0,2 Gramm Vitamin C pro Tag in der Allgemeinbevölkerung nicht zu einem Rückgang von Erkältungen. Aber sie nahmen einen milderen Verlauf. Anders sieht es bei Profi-Sportlern oder Menschen aus, die unter extremer körperlicher Belastung stehen: Sie können laut Studien das Erkrankungsrisiko durch eine Vitamin-C-Prophylaxe halbieren.

Hat dagegen einen schon die Erkältung erwischt und probiert diese, mit viel Vitamin C auszukurieren, dem machen die Cochrane-Wissenschaftler wenig Hoffnung: Denn die Wirkung von Vitamin C als Heilmittel wird von Studien sowohl be- als auch widerlegt.

Nasenspray

Verstopfte Nasen sind unangenehm. Helfen können Nasensprays. Doch gerade die rezeptfreien abschwellenden Sprays können bei längerer Anwendung das Rebound-Phänomen auslösen, weil sich die Schleimhäute an die regelmäßige Dosis gewöhnen: Lässt die Wirkung des Nasensprays nach, werden die Schleimhäute besonders stark durchblutet und schwellen an. Das verleitet dazu, das Spray erneut zu benutzen. Anstatt die Nase zu befreien, führt der dauerhafte Gebrauch so zu einem chronischen Schnupfen. Hinzu kommt, dass die gereizten Nasenschleimhäute austrocknen und ihre Abwehrfunktionen nicht mehr erfüllen können. Die Folge: Keimbefall, vereiterte Nasenwände.

Kein medizinisch verordnetes Nasenspray zu benutzen ist allerdings auch keine Lösung: Behindert die Schwellung der Schleimhäute den Sekretabfluss, drohen schwere Stirnhöhlen- und Nasennebenhöhlenentzündungen. Mediziner wie der Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten in Greifswald, Werner Hosemann, empfehlen Nasensprays mit Kortison. Sie wirken antientzündlich, machen nicht abhängig und zerstören auch bei längerer Anwendung nicht die Schleimhaut. Verschnupfte Kindernasen werden besser mit salzhaltigen Lösungen behandelt. Das Salzwasser reinigt die Nasenschleimhaut, entzieht ihr in geringem Maße Wasser und bewirkt eine leichte Abschwellung. Daher kann auch das Inhalieren von heißem Wasserdampf versetzt mit einer Kochsalzlösung Symptome lindern. Vor dem Einsatz eines Nasensprays sollte man also zunächst die Nasendusche mit Salzwasser einsetzen.

Honig

Ein Löffel Honig ist so gut wie jeder Hustensaft, heißt es. Und tatsächlich hilft Bienenhonig bei Heiserkeit und Hustenreiz – nicht nur bei Erwachsenen, sondern vor allem bei Kleinkindern, die älter als ein Jahr sind. Das belegt zumindest eine Studie aus Israel. In dieser bekamen 200 hustende und schniefende Kinder vor dem Schlafengehen ein Löffel Honig – und schliefen nach Wahrnehmung der Eltern deutlich besser durch.

Demnach sind besonders Eukalyptushonig, Zitronenblütenhonig und Blütenhonig zu empfehlen. Die heilsame Wirkung beruht vermutlich auf den antioxidativen und antimikrobiellen Eigenschaften des Honigs. Auch ein hustenreizstillender Effekt, ausgelöst durch den süßen Geschmack, wird von den Studienautoren der Universität Tel Aviv vermutet. Weshalb sie Eltern raten, Honig den nicht verschreibungspflichtigen Hustensäften vorzuziehen. Allerdings sollte Kindern, die jünger als ein Jahr sind, wegen der Vergiftungsgefahr durch das Botulinum-Bakterium, kein Honig verabreicht bekommen. Auch wenn Honig sehr gesund ist, den abendlichen Löffel Honig sollte es nur wenige Tage geben – sonst droht Karies.

Die beliebte Honigmilch ist dagegen nicht immer zu empfehlen: Wer wegen eines Atemwegsinfekts Antibiotika erhalten hat, sollte besser auf dieses Hausmittel verzichten. Denn viele Antibiotika vertragen sich nicht mit Milch.

Hustensaft

In der Werbung schlummern sie so süß – die kleinen Kinder, die in der Einstellung zuvor noch schlimm gehustet haben. Hustensäfte, die es ohne Rezept in der Apotheke gibt, machen es möglich, heißt es. Doch nun warnt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin in Berlin: Manche rezeptfreien Hustensäfte können bei Kindern gefährliche Nebenwirkungen haben. Schon bei normaler Dosierung zeige sich ein lang anhaltender einschläfernder Effekt. Diese bedenklichen hustenstillenden Stoffe finden sich unter der Bezeichnung Doxylamin, Diphenhydramin, Dimenhydrinat oder Promethazin. Sie können auch Hustensäften aus Weißdorn, Mistel, Passionsblume, Hopfen oder Hafer zugefügt sein.

Tee

Literweise Teetrinken, um die Erkältung aus dem Körper zu spülen – so lautet ebenfalls ein gern gegebener Rat bei Erkältungskrankheiten. Dass an dieser alten Weisheit durchaus etwas dran ist, erklärt Joachim Wichmann, Vize-Präsident des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte: „In den beheizten Räumen trocknet die Nasenschleimhaut schnell aus und der natürliche Abwehrmechanismus ist gestört. Viren und Bakterien können sich rasch vermehren.“ Am besten sei es daher 1,5 bis 2 Liter pro Tag zu trinken. Viel zu trinken ist wichtig für die Gesundheit. Wen schon die Erkältung oder eine Nasennebenhöhlenentzündung gepackt hat, sollte Holundersaft kurz mit Zimt und Zucker aufkochen.

Zink

Zinkhaltige Lutschtabletten oder Säfte lindern nicht nur die Symptome von Erkältungskrankheiten, sie können auch die Dauer der Erkältung verkürzen. Meenu Singh und Rashmi Das vom Institute of Medical Education und Research in indischen Chandigarh haben eine Reihe bereits veröffentlichter Studien ausgewertet, die sich mit der Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen mit Zink beschäftigen. Demnach führt eine erhöhte Zinkversorgung bei Kindern über ein knappes halbes Jahr zu weniger Erkältungen, kürzeren Fehlzeiten in der Schule und einem geringeren Bedarf an Antibiotika. Wie viel Zink für diesen Effekt geschluckt werden sollte, muss aber erst in neuen Studien herausgefunden werden.