Heidi Hofmann erzählt ein Märchen aus Indien, die großen und kleinen Zuhörer lauschen fasziniert. Foto: Rebecca Stahlberg

Zum zweiten Mal haben der Stuttgarter Märchenkreis und das Haus des Waldes zum Märchensonntag geladen. Dabei zeigte sich wieder, dass sich Märchen und der Wald einfach ideal ergänzen.

Degerloch - Die Stimme weist dem Besucher den Weg durch die Bäume und Büsche. Einige Schritte vom Haus des Waldes entfernt – auf einer kleinen Lichtung – ist eine der vier Stationen, an denen an diesem Sonntag Märchen erzählt werden. Um die Erzählerin herum sitzen die großen und kleinen Zuhörer auf Bänken; alle sind mucksmäuschenstill und lauschen der Geschichte. „Nein!“, ruft ein kleines Mädchen plötzlich. Sie tut es an der richtigen Stelle, denn es ist die Antwort auf die Frage, ob der Name des Zwergs „Ziege“ sei – die erzählte Geschichte ist eine Variante des Grimmschen Rumpelstilzchens. Ein paar Meter weiter sitzt die nächste Gruppe und erfährt vom Froschkönig und seiner Tochter. Auch dort umringen die Kinder samt Eltern die Erzählerin und saugen fasziniert die Worte in sich auf.

Bereits zum zweiten Mal veranstalten der Stuttgarter Märchenkreis und das Haus des Waldes den Märchensonntag. „Wir haben voriges Jahr anlässlich unserer beider Jubiläen damit begonnen“, erzählt Markus Herzig vom Märchenkreis. Beide feierten damals ihr 25-jähriges Bestehen. „Es kam so gut an, dass wir es fortsetzen wollten.“ Denn Märchen und der Wald seien eine ideale Kombination, fügt Heidi Hofmann hinzu. Sie seien sozusagen Geschwister. Es herrsche eine zauberhafte Atmosphäre im Wald, und schließlich handelten auch sehr viele Märchen dort, erklärt die Erzählerin.

Märchen für alle Sinne

An den vier Stationen gibt es Märchen für Kleinkinder, aber auch gruseligere Geschichten für ältere Kinder. „Für mutige Jungs ab zehn“, sagt Herzig und schmunzelt. Für die kleineren Zuhörer von zwei Jahren an sind freilich andere Erzählformen nötig als für die älteren Kinder. „Es geht bei den Jüngeren viel mehr um das Sehen, Hören und Tasten“, sagt Hofmann. Deswegen arbeite sie viel mit Gesten, Geräuschen und auch Handpuppen.

Zuhören macht hungrig. Foto: Rebecca Stahlberg
Weil Zuhören hungrig macht, gibt es zur Stärkung „märchenhafte Gerichte“ vom Feuer und aus dem Holzofen. Bei den Kräuterrahmfladen dürfen die Kinder dabei mithelfen, den Teig auszurollen und mit Zutaten zu belegen. Manch kleiner Besucher kann es indes gar nicht erwarten, dass es weitergeht: „Wann machen Sie das nächste Märchen?“, wird Herzig von einem Jungen gefragt. „Gleich nach der Mittagspause“, verspricht dieser, und der Junge hüpft fröhlich davon. Die zweite Auflage der Veranstaltung soll nicht die letzte sein; nächstes Jahr soll wieder ein Märchensonntag stattfinden, sagt Herzig.