Irmela Frank mit der vier Monate alten Romy auf dem Schoß. Die Zwillingsschwester Lilia liegt zu diesem Zeitpunkt schon im Bett und schläft. Foto: Alexandra Kratz

Das Haus der Familie sucht Mitstreiter für sein Projekt „Wellcome“. Das Ziel ist es, junge Familien zu unterstützen, die vor Kurzem Nachwuchs bekommen haben.

Vaihingen/Bad Cannstatt - Irmela Frank hat Lilia auf dem Schoß und gibt ihr ein Fläschchen. Neben ihr sitzt Romy in der Babyschale. Die beiden vier Monate alten Mädchen sind Zwillinge und in diesem Moment rundum zufrieden. Irmela Frank kann sich ein Leben ohne Kinder nicht vorstellen: „Mein Mann und ich sind fasziniert von Kindern. Sie sind unsere Zukunftshoffnung.“

Sie selbst habe zwei, ihr Mann drei Geschwister. Darum war für das Paar von Anfang an klar, dass sie eine Großfamilie haben wollen. „Wir fanden es beide schön, mit vielen Geschwistern aufzuwachsen“, sagt die Frau aus Vaihingen. Drei Kinder waren geplant. Doch als Irmela Frank nach dem Sohn Clemens und der Tochter Muriel wieder schwanger wurde, teilte ihr der Arzt mit, dass es Zwillinge werden würden. „Ich war sehr überrascht, als ich das erfuhr; und auch mein Mann musste sich erst einmal berappeln“, sagt Frank und lacht.

Mit Zwillingen ist man wieder ein Anfänger

Inzwischen ist Lilia satt. Die Mama schaukelt sie auf dem Schoß sanft hin und her. Romy hat inzwischen statt dem Daumen einen Schnuller im Mund. Irmela Frank erzählt weiter: Zunächst habe sie die Zwillings-Nachricht etwas beiseite geschoben. Doch als das erste kritische Drittel der Schwangerschaft vorbei gewesen sei, sei die Gedankenmühle dann doch in Gang gekommen. „Unsere ganze Logistik war für ein Kind ausgelegt“, sagt die junge Mutter. Jetzt brauchte sie einen anderen Kinderwagen, einen zweiten Kindersitz fürs Auto und vieles mehr. „Ein drittes Kind wäre vielleicht Routine geworden. Aber mit Zwillingen ist man wieder ein Anfänger“, sagt Frank und schüttelt noch immer etwas ungläubig den Kopf.

Irmela Frank war damals schnell klar geworden, dass sie Hilfe braucht. Zwei Neugeborene, die Zweijährige und den Vierjährigen würde sie allein nicht versorgen können. Jedenfalls nicht von Anfang an. „Da gab es viele Unsicherheitsfaktoren“, sagt Frank. Nicht zuletzt auch die Frage, wie es ihr selbst nach der Geburt gehen würde. Klar war, dass der Vater keine Elternzeit würde nehmen können, sondern nur ein paar Wochen Urlaub. Irmela Franks Mutter kündigte ihren Job, um der Tochter zu helfen und für die vier Enkel da zu sein. Doch kurz vor der Geburt wurde die Oma krank. „Das ganze Gerüst fiel wieder in sich zusammen, und wir mussten uns einmal mehr umorientieren“, erinnert sich Frank.

Kinder willkommen heißen

Inzwischen ist Lilia eingeschlafen und wird von ihrer Mama ins Bett gebracht. Dann nimmt Irmela Frank Romy auf den Schoß, die sich ebenfalls schon die Augen reibt. Die Geburt der Zwillinge habe sie schon an die Grenzen ihrer Kräfte gebracht, fängt die vierfache Mutter wieder zu erzählen an. Noch im Krankenhaus habe sie Kontakt mit dem Haus der Familie aufgenommen. Von der Freundin einer Freundin hatte sie erfahren, dass der Verein Ehrenamtliche vermittelt, die jungen Familien helfen. Nur wenige Tage später bekam sie einen Rückruf. „Ich war so dankbar, dass mich jemand mit meinem Problemen wahrnimmt“, erinnert sich Frank.

Seit einigen Jahren gibt es beim Haus der Familie das Projekt „Wellcome“. Es geht darum, Kinder willkommen zu heißen. Aber es geht auch um das Wohl der Mütter, die nach der Geburt manchmal mit der Situation überfordert sind, insbesondere wenn Zwillinge oder gar Drillinge zur Welt kommen. Der Projektname „Wellcome“ ist daher von den englischen Wörtern „wellness“ und „welcome“ abgeleitet.

Mit Hilfe ist vieles leichter

Am 3. Juni kamen die Zwillinge Lilia und Romy zur Welt. Ende Juni stand die Wellcome-Helferin Sofia Schmid das erste Mal vor Irmela Franks Tür. Bis Mitte August kam sie jede Woche für einen Vormittag in die Familie. „Das hat so vieles leichter gemacht“, sagt Frank. „Frau Schmid hat immer sofort gesehen, wo es gerade hängt. Ich musste gar nicht viel erklären.“

Meistens habe sie sich um die älteren Geschwister gekümmert, sei zum Beispiel mit ihnen auf den Spielplatz gegangen. Aber sie habe auch mal die Wäsche zusammengelegt oder zum Geschirrtuch gegriffen. Und vor allem begleitete sie Irmela Frank, wenn sie mit den Zwillingen zum Kinderarzt musste. „Das hätte allein nicht funktioniert. Ich habe ja nur zwei Hände“, sagt Frank. Die Wellcome-Helferin sei ein ganz anderer Charakter als sie selbst. „Und dennoch hat es gleich funktioniert. Vor allem konnte Frau Schmid gut mit den Kindern umgehen“, sagt Frank.

Eine Freundin der Familie

Bis heute hat sie Kontakt zu der Wellcome-Helferin. Sie ist zu einer guten Bekannten geworden. Die Familie Frank hat inzwischen ein Au-pair-Mädchen, das bei der Betreuung der Kinder und im Haushalt hilft. Irmela Frank hat sich vorgenommen, dass „wenn meine Kinder aus dem Gröbsten raus sind, ich meine Kräfte nicht allein dem Beruf widme“. Sie habe als Betroffene gemerkt, „wie schön und wichtig es ist, wenn man in einer solchen Situation Hilfe bekommt“. Mittlerweile ist auch Romy eingeschlafen. Ihre Mama will nun die Zeit nutzen, um sich selbst auch noch einmal hinzulegen. Denn auch wenn sie sonst alles gut im Griff hat, Schlaf bekommt sie noch immer zu wenig.

Infoabend:
Das Wellcome-Team sucht neue ehrenamtliche Mitarbeiter. Wer Interesse hat, kann sich am Donnerstag, 15. Oktober, unverbindlich über das Projekt informieren. Beginn ist um 19.30 Uhr im Haus der Familie an der Elwertstraße 4 in Bad Cannstatt.