Die Ausstellung zeigt neben den Briefen Gegenstände des Königs und Porträts des letzten württembergischen Herrscherpaares Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

 Eine Menage-à-trois machte die Vernunftehe von Württembergs letztem König, Wilhelm II., erträglich. Das Hauptstaatsarchiv präsentiert die Briefe nun in einer Ausstellung.

Stuttgart - Dass Württembergs letzter König, Wilhelm II. (1848–1917), liberal, demokratisch und leutselig war, haben selbst Gegner der Monarchie nie bestritten. Was der König dachte, blieb jedoch bis vor kurzem verborgen, denn Wilhelm II. hatte seine Korrespondenz nach seiner Absetzung im November 1918 vernichtet. Vor zwei Jahren stieß Albrecht Ernst, Historiker im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, auf 570 Briefe aus der Feder des Königs, adressiert an seine Studienfreunde, Detlev von Plato (1846–1917) und Gottfried von Reden (1844–1921). Das Hauptstaatsarchiv präsentiert sie nun in einer Ausstellung.

„Vor allem Detlev von Plato hatte mehr Zugang zum Herzen des Königs als dessen Ehefrauen“, sagt Albrecht Ernst. Auf die Spur der Briefe kam er vor zwei Jahren. Damals rief ihn ein Professor aus Köln an, ein Enkel von Gottfried von Reden, der sagte, er habe 90 Briefe aus dieser Korrespondenz. Bei der Lektüre stieß Albrecht Ernst auf einen gewissen „Topf“, einen Spitznamen für Detlev von Plato. Bei dessen Nachfahren in Berlin fand Albrecht Ernst weitere 460 Briefe. Bis Jahresende sollen sie alle in Buchform vorliegen.

Der Briefwechsel zeige Wilhelm als einen „sensiblen Mann, dem militärischer Drill zuwider war, der seinem Namensvetter und Kaiser parvenühaftes Gehabe attestierte und der unter den Zwängen des Hofes gelitten hat“. Zu seinen Württembergern hatte der Monarch ein distanziertes Verhältnis. „Du weißt hinlänglich, dass ich nicht blind für meine Landsleute bin und sie Dir schon oft im Voraus schwarz geschildert habe, aber die Menschen hier sind nicht schlechter, wenn auch nicht besser als überall sonst“, schrieb er an Detlev von Plato.

Nachdem Wilhelm seine achtjährige Liaison mit der Professorentochter Marie Bartling während seiner Studentenzeit in Göttingen der Staatsräson opfern musste, ehelichte er Marie zu Waldeck und Pyrmont, die er lieben und schätzen lernte. Doch 1880 starb sein Sohn Ulrich, zwei Jahre später seine Ehefrau Marie bei einer Entbindung zusammen mit dem Säugling. „Mein ganzes Leben ist eben zerbrochen, zerschmettert“, schrieb Wilhelm an Gottfried von Reden.

Auf Druck des Hofes heiratete Wilhelm 1886 Charlotte von Schaumburg-Lippe (1864–1946). Geliebt hat er sie nie. Vermutlich teilte er mit seinem Freund Detlev von Plato dessen Frau Anni. Sogar dem württembergischen Ministerpräsidenten Hermann von Mittnacht kamen darüber Gerüchte zu Ohren. Eine schriftliche Anfrage des Herrschers an Detlev von Plato jedenfalls klingt schlüpfrig: „Wann werden wir mal wieder einen Abend à trois haben?“ „Ob sie wohl Skat gespielt haben?“, kommentiert Albrecht Ernst.

Die Ausstellung „Im Lichte neuer Quellen: Wilhelm II. – der letzte König von Württemberg“ ist bis zum 2. Mai im Hauptstaatsarchiv, Konrad-Adenauer-Straße 4, zu sehen. Weitere Infos unter www.landesarchiv-bw.de