Nach Drehbeginn wurde er schwer krank: Rudolf Waldemar Brem spielt in dem schwäbischen Dorfkrimi mit dem Arbeitstitel „Trash Detective“ einen Außenseiter Foto: Christian Trieloff / Domar-Film

Nach der Chemotherapie sind ihm die Haare ausgefallen. Er ist körperlich schwach, doch sein Wille ist stark, den schwäbischen Dorfkrimi zu Ende zu bringen: Für Rudolf Waldemar Brem haben die Macher den Dreh zu ihm nach Bayern verlegt. Jetzt suchen sie Sponsoren, die den Umzug finanzieren.

Ludwigsburg - Wie heißt Trash auf Schwäbisch? Noch haben sich Dominik Utz, 32, und Martin Schwimmer, 30, die Produzenten des studententischen Filmprojekts, bei dem jeder ohne Gage mitmacht, nicht entschieden, wie ihr Heimat-Thriller einmal heißen soll.

Der Arbeitstitel klingt gut: „Trash Detective“. Doch ein schwäbischer Titel wäre noch besser. Den soll die Diplomarbeit von Regisseur Maximilian Buck, 33, und dem Kameramann Christian Trieloff, 31, für die Filmakademie Ludwigsburg erhalten, wenn sie Ende dieses Jahres in die Kinos kommt.

Glückstreffer für ein außergewöhnliches Projekt

Einen Verleih haben die beiden Produzenten, die als Studenten die Domar Filmgesellschaft gegründet haben, tatsächlich gefunden. Ein Glückstreffer für ein außergewöhnliches Projekt. Vor zwei Jahren hatten Utz und Schwimmer ohne viel Geld die ersten Szenen erarbeitet. Mit dem Filmmaterial von 20 Drehtagen konnten sie den SWR und den Verleih Campino (erfolgreich mit „Die Kirche bleibt im Dorf“) überzeugen.

Ende dieses Jahres soll die Geschichte um den Außenseiter und Trinker Uwe, gespielt von dem 66-jährigen Rudolf Waldemar Brem, in die Kinos kommen. 2016 ist die Ausstrahlung im Fernsehen geplant.

In dem schwäbischen Dorf Matringen ist der Schrottbastler Uwe sicher, den Mord an der örtlichen Schönheitskönigin beobachtet zu haben. Keiner glaubt ihm. Der Alkoholiker gerät stattdessen selbst in den Verdacht, der Mörder zu sein. Uwe ermittelt auf eigene Faust, dringt immer tiefer in dunkle Wahrheiten einer Kleinstadtidylle ein.

Diagnose: Lungenkrebs und Lungenentzündung

Für den 1948 geborenen Rudolf Waldemar Brem, der mit 18 Jahren als Schauspieler von Rainer Werner Fassbinder entdeckt wurde, ist der Anti-Held Uwe eine Paraderolle. Nach langer Drehpause, in der Geldgeber gesucht und mit dem Verleih und dem SWR Änderungen in der Geschichte diskutiert wurden, sollte es im vergangenen Dezember weitergehen. Doch inzwischen war Brem schwer erkrankt. Diagnose: Lungenkrebs und Lungenentzündung. Er musste ins Krankenhaus. Der Dreh musste ausfallen.

Im Gespräch mit der „tz“ in München sagte er: „Ja, ich war Kettenraucher. Aber der Arzt hat gemeint, die Art, die ich habe, hätte jeder bekommen können.“ In einer Mail habe man ihm den Befund des Untersuchungslabors geschickt: „Fortschreitend und aggressiv“ sei sein Krebs.

Mit seiner Frau, der Maskenbildnerin Helga Marr, die er nach 17 Jahren heiraten wollte, nahm er den Kampf gegen die Krankheit auf. Die Chemotherapie hat ihm zwar die Haare genommen, doch mit einer Perücke dreht er nun weiter, um das studentische Projekt nicht zu gefährden, das ihm so sehr am Herzen liegt.

Hoffnung, die Premiere noch erleben zu können

Um den Hauptdarsteller so weit zu schonen, wie es geht, hat das Filmteam das gesamte Set vom Großraum Stuttgart nach Bayern verlegt – in die Nähe von Brems Wohnort. Seit dieser Woche steht der 66-Jährige wieder als Trinker Uwe vor der Kamera. Um den Umzug des Filmteams zu finanzieren, suchen die Produzenten nun Sponsoren. „Durch den Drehausfall sind uns Unkosten entstanden, die wir mit unserem Budget kaum auffangen können“, sagt Utz und hat einen Spendenaufruf gestartet. Da die Filmakademie Baden-Württemberg als gemeinnützige Organisation berechtigt sei, Spendenquittungen auszustellen, könnte dies für Unternehmer interessant sein. „Aber auch Firmenlogos könnten wir im Filmabspann platzieren.“ Wer helfen will, soll sich unter www.domar-film.de melden.

Hauptdarsteller Brem hofft nun, dass er die Premiere des Films noch erleben kann. „ Ich bin nicht gläubig“, sagt er, „aber ich mag das Katholische, den Weihrauch, die Orgel – und ich will mich auf meine Schlussrunde besinnen.“ Er wolle „dieses Schauspiel Leben“ so zu Ende bringen, wie man das als Schauspielprofi nun mal mache: „Man wartet auf sein Stichwort und geht dann möglichst gekonnt ab.“