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Nicht nur der Nordflügel des Bonatz-Baus muss Stuttgart 21 weichen, auch Post und Polizei.

Stuttgart - Weil der Nordflügel des Bonatz-Baus für Stuttgart21 im Herbst abgerissen wird, zieht die Bundespolizei aus. Das neue Revier auf der Königstraße hat Platz für 120 Beamte. Auch die Post gibt ihre Filiale im Bahnhof bis März 2011 auf.

Die Tage der Bundespolizei im Hauptbahnhof sind gezählt: Weil die Bahn den Nordflügel des Bonatz-Baus noch in diesem Jahr für Stuttgart21 abreißen wird und somit der bisherige Revierstandort wegbricht, ziehen die Beamten in das nahe Bürohaus Königstraße 1a/b um.

"Wir wären gerne im Bonatz-Bau geblieben"

"Bis Mitte kommender Woche sollte der Umzug abgeschlossen sein", meint Helmut Mezger, stellvertretender Inspektionsleiter der Bundespolizei in Stuttgart. Die Bundespolizei, die aus der früheren Bahnpolizei hervorgegangen ist, ist für die Sicherheit in Zügen und Bahnanlagen zuständig. Zunächst ziehen die 80 Beamten aus dem Bahnhof in das neue Revier um, erklärt Mezger. Binnen eines Jahres kommen weitere 40 Beamte aus anderen Standorten hinzu. Dafür steht der Bundespolizei das komplette zweite Stockwerk des Bürogebäudes mit über 1000 Quadratmeter Fläche zur Verfügung.

"Wir wären gerne im Bonatz-Bau geblieben", betont Inspektionsleiter Mezger. Leider habe es dort keine alternativen, freien Räumlichkeiten mehr gegeben. Ein kleinerer Raum bei den Schließfächern zwischen den beiden Schalterhallen wird künftig die einzige Anlaufstelle der Bundespolizei unmittelbar im Bahnhofsgebäude sein.

Post-Mitarbeiter werden anderweitig beschäftigt

Nicht nur bei der Bundespolizei müssen sich die Reisenden umgewöhnen: Auch die Deutsche Post AG verlässt den Hauptbahnhof. Der Briefkonzern hat seine angestammten Räumlichkeiten in der großen Bahnsteighalle zum 31.März 2011 gekündigt. Das bestätigt ein Sprecher der Deutschen Bahn AG. Mit Stuttgart21 hat dieser Schritt - anders als die Aufgabe der Postfächer im Nordflügel Ende Juli - aber nichts zu tun. Bei der Post regiert stattdessen der Rotstift.

"Das Briefaufkommen ist seit vielen Jahren rückläufig - darum müssen wir unsere Kosten reduzieren", erklärt Hugo Gimber, Pressesprecher der Post in Baden-Württemberg. Das 1995 privatisierte Unternehmen trennt sich immer mehr von seinen selbst betriebenen Filialen und gibt das Geschäft an private Unternehmer ab, die auf eigenes Risiko das klassische Schalterangebot im Bereich Brief und Paket anbieten.

Post-Mitarbeiter werden anderweitig beschäftigt

Wenn die Filiale im Bahnhof dichtmacht, betreibt die Post noch fünf eigene Filialen in Stuttgart. Bis Ende 2011 sollen auch diese Filialen geschlossen sein. An deren Stelle gibt es derzeit rund 90 private Filialen und Verkaufspunkte. "Auch im Hauptbahnhof oder im nächsten Umfeld wollen wir weiterhin vertreten sein", beteuert Gimber: "Wir stehen schon in Verhandlungen mit möglichen Partnern." Die Post-Mitarbeiter aus dem Bahnhof werden anderweitig beschäftigt, dafür sorgt zumindest bis Mitte 2011 ein Beschäftigungsbündnis.

Mit einem neuen Sparprogramm will die Post künftig jedes Jahr eine Milliarde Euro einsparen. Ein Teil des Programms ist der Verkauf der verbliebenen 350 Postfilialen in Deutschland. Falls die Politik mitspielt, könnte sich das Unternehmen in einigen Jahren auch aus der wenig lukrativen Briefzustellung am Montag zurückziehen.