Ein internes Papier stärkt Haupt- und Realschulen Foto: dpa

Kaum ein Thema ist derzeit im Land so umstritten wie die Bildungspolitik von Grün-Rot. Nun dürfte ein neues Papier der Landtags-CDU für weitere Diskussionen sorgen.

Stuttgart - Es ist noch nicht lange her, da zog die Opposition im Landtag eine vernichtende Halbzeitbilanz für die Landesregierung. Grün-Rot sei „eine Koalition der Enttäuschung und der verpassten Chancen“, geißelten CDU-Landtagsfraktionschef Peter Hauk und der Landesparteichef Thomas Strobl. Gemeint war damit vor allem die Bildungspolitik, wo es neben der Großbaustelle – der Einführung der Gemeinschaftsschule – weitere umstrittene Themen wie die Abschaffung der Grundschulempfehlung und das Nebeneinander von acht- und neunjährigen Zügen an Gymnasien gibt.

Hinter den Kulissen waren die Experten der CDU da freilich längst am Werk, ein eigenes Schulkonzept für Baden-Württemberg zu entwerfen. Seit Monaten wurde daran getüftelt, immer wieder hatten Hauk und Georg Wacker, der Bildungsexperte der Fraktion, klargemacht, dass das Thema Bildung ein Schwerpunkt in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode werden würde. Nun liegt das Eckpunktepapier vor. An diesem Dienstag soll es in der Fraktion noch einmal beraten und dann verabschiedet werden. „Es bedarf deutlich erkennbar einer echten Alternative zu der von der Landesregierung vorangetriebenen Umwandlung der Schullandschaft“, heißt es in dem Ideenkatalog, der unserer Zeitung vorliegt. Der „radikale Umbau“, wie Grün-Rot ihn betreibe, berge die Gefahr, dass die Schullandschaft im Südwesten nur noch in die Segmente Gemeinschaftsschule und Gymnasium aufgeteilt werde.

Das sind die Kernpunkte im CDU-Schulkonzept, das sie mittelfristig umsetzen will:

In den Klassen 5 und 6 der Haupt- und Realschulen sollen die Schüler in einer gemeinsamen Orientierungsphase zusammen unterrichtet werden und differenzierte Förderprogramme erhalten, das Ganze in engem Kontakt mit den Eltern. Sie erhalten in der 6. Klasse eine Bildungsempfehlung, wohin der Weg ab Klasse 7 gehen könnte.

Ab der 8. Klasse soll die Kooperation mit den beruflichen Schulen verbessert werden. Ziel: Eine bessere Verzahnung als bisher, zum Beispiel durch gemeinsame Projekte oder im Bereich von Schulfächern wie Wirtschaft und Technik.

Im Bereich der Organisation soll das Schulsystem besser als bisher auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Regionen im Land angepasst werden. So wird der weitere Ausbau von Verbundschulen – also das Nebeneinander von Haupt-, Werkrealschulen und Realschulen – auf einem gemeinsamen Gelände mit nur noch einem Schulleiter und einem gemeinsamen Lehrerkollegium angestrebt. Darüber hinaus will man Schulverbünde aus Hauptschulen, Werkrealschulen und „wo gewünscht“ auch Realschulen über Ortsgrenzen hinaus ermöglichen. „Das ist unser Angebot, um Schulstandorte im ländlichen Raum zu erhalten“, so Wacker am Sonntag auf Anfrage unserer Zeitung. Hinzu kommt, dass die Realschule differenziert werden soll, unter anderem durch die Möglichkeit, einen Hauptschulabschluss abzulegen. Wacker: „Damit helfen wir auch schwächeren Schülern, einen guten Abschluss zu erreichen.“

In den nächsten Monaten soll das Papier in der Landes-CDU weiter diskutiert werden. Möglicherweise spielt dann ja auch die Suche nach einem parteiübergreifenden Schulfrieden eine Rolle. SPD-Landeschef Nils Schmid erneuerte am Sonntag seine Bereitschaft, mit der Opposition zu diskutieren, wo der Streit in der Bildungspolitik beendet werden könne. CDU-Landeschef Thomas Strobl forderte Schmid aber umgehend auf, das Angebot „substanziell“ zu konkretisieren. Grün-Rot habe in der Bildungspolitik „brutale Pflöcke wie die Gemeinschaftsschule“ gesetzt. Deshalb sei er skeptisch, wo es da „noch Spielräume geben soll“.