Das Stadtleben-Team der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten hat am Samstag die Türen des neuen Büros in der Geißstraße 4 für Interessierte geöffnet. Neben Lesungen gab es ein gemeinsames Programm mit dem Brunnenfest.

Stuttgart - Seine Gitarre hat Mazen Mohsen in Pakistan zurückgelassen. Was ihm auf der Flucht geblieben ist: Seine Stimme. „Stimme ist praktischer als Gitarre“, sagt er. Mit der hat er sich in Deutschland auch schon beim Chor Zuflucht eingebracht. Gemeinsam mit anderen Flüchtlingen haben sie sich im Rahmen der Ludwigsburger Schlossfestspiele an Mozarts Oper Idomene beteiligt. Die StZ-Autorin Hilke Lorenz und die Multimedia-Ressortleiterin Stefanie Zenke haben das Opernprojekt mit Flüchtlingen begleitet und die Multimedia-Reportage „Chor ohne Grenzen“ für die Stuttgarter Zeitung erstellt.

Aber was ist eine Multimedia-Reportage? „Es ist die sinnlichste Form des Erzählens“, sagte Lorenz am Samstagnachmittag im Stadtlebenbüro von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten den Besuchern. „Es ist ein Schatzkästchen, in welchem man viele Geheimfächer findet.“ Wie so eine Multimedia-Reportage aussieht und wirkt, zeigten Lorenz und Zenke den Zuhörern vor Ort auf Bildschirmen. Eine musikalische Kostprobe gaben im Anschluss einige der Flüchtlinge und die Projektinitiatorin Cornelia Lanz selbst – auf der Bühne des Brunnenfestes auf dem Hans-im-Glück-Platz.

Seit ein paar Tagen sind die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten zurück in der Innenstadt am Hans- im-Glück-Brunnen. Am Samstag hat das Stadtleben-Team die Türen seines Büros geöffnet. Im Rahmen des Brunnenfestes der benachbarten Gastronomen gab es am Nachmittag Lesungen von Autoren und Redakteuren in den Redaktionsräumen.

StN-Stadtflaneur Joe Bauer las Geschichten über diesen Platz. Und zwar Geschichten, die sich abseits von den großen Partys oder den „Sprüchen der Marketing-Typen“ abspielen. Für den hauptberuflichen „Herumstiefler“ Bauer bieten Straßen, Plätze und Häuser viel spannendere Geschichten. Den rund 30 Zuhörern erzählte er von den gastronomischen Anfängen direkt vor dem Büro: von dem bayerisch-schwäbischen Gasthaus Mathäser – heute befindet sich dort der Platzhirsch –, der „erstklassigen Cocktail-Bar“ Hans im Glück und der Institution, dem Café Weiß.

Ein bisschen etwas zur Gastronomie hatten auch die Redakteure Frank Rothfuss und Andrea Jenewein im Anschluss zu erzählen. In ihrem Buch „Stuttgart – Kesseltreiben und Höhenrausch“ lassen sie den Blick aber weiter schweifen, und die Gäste erfuhren, was ein Bügeleisen mit der neueren Geschichte der Wilhelma zu tun hat, dass sich lange ins Mineralbad Berg kaum junge Menschen verirrt haben und dass die hungrige, weltberühmte Raupe Nimmersatt „ein schwäbischer Vielfraß“ war. Ihr Erfinder Eric Carle war vorübergehend ein Stuttgarter.

Mit Essen sowie mit Trinken und Musik ging die Veranstaltung am frühen Abend auf dem Platz weiter. Die beiden Stuttgarter Rapper H-Perfect und Moazy, präsentiert vom StZ-Blog Stuttgarter Stadtkind, läuteten die Nacht rund um den Hans im Glück-Brunnen ein. Am besten feiert es sich ja gemeinsam mit den Nachbarn.