Ein Roboter steht auf einem Stand der Hannover-Messe. Die Messe gilt als größte Industrieschau der Welt. Smarte Technologien wie die Robotik sollen in Zukunft Jobs in Deutschland sichern Foto: dpa

Wohin steuert die deutsche Wirtschaft 2015? So richtig einig sind sich die wichtigsten Verbände in dieser Frage nicht. Zwar geht es voran, aber viel langsamer als noch vor Jahren.

Industrieverband sieht grün

Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) rechnet 2015 mit einem stärkeren Wachstum der deutschen Wirtschaft als zunächst prognostiziert. Statt um 1,5 Prozent soll die Wirtschaftskraft der deutschen Industrie nun um zwei Prozent zulegen. „Wir haben die Schätzungen für 2015 etwas erhöht“, sagte BDI-Präsident Ulrich Grillo am Montag auf der Hannover-Messe.

Der niedrige Ölpreis wirke als „kleines Konjunkturpaket“, der sinkende Euro beflügle die Exportwirtschaft. Der private Konsum ziehe dank üppiger Lohnabschlüsse an. Im Verlauf des Jahres 2014 sind die Ölpreise um 35 Prozent gefallen, was der deutschen Wirtschaft Energieimporte in Höhe von 17 Milliarden Euro erspart hat. Der Euro verlor nach BDI-Angaben gemessen an seinem Höchststand im Jahr 2014 rund 22 Prozent an Wert zum US-Dollar.

Billiges Öl und die günstigen Wechselkurse borgten aber nur Zeit, sagte Grillo. Jetzt komme es darauf an, Strukturreformen voranzutreiben und mehr zu investieren. Wesentliche Teile der Gesellschaft seien „Netto-Sparer“, sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber. Das gelte auch für den Staat. Nötig sei dagegen ein „Investitions-Turbo“. Anders sei mehr Wachstum nicht möglich.

Maschinenbauer vorsichtig

Zufriedenheit sieht anders aus: Während draußen auf dem Gelände der Hannover-Messe indische Trommlergruppen mit viel Lärm der Zuversicht, die derzeit in der Wirtschaft auf dem Subkontinent herrscht, Ausdruck geben, ist die Freude dem deutschen Maschinenbau-Präsidenten Reinhold Festge nicht gerade ins Gesicht geschrieben. Die Wirtschaftszahlen, die Deutschlands bedeutendster Industrie-Spartenverband VDMA in Hannover vorlegt, sind nicht schlecht, aber gut sind sie deswegen noch lange nicht. Zwei Prozent Produktionswachstum prognostiziert der Verband für 2015. Zwar sei die Prognose „konservativ“, langfristig sei der Wert aber„zu wenig“, sagt er. „Wir würden uns wünschen, zu alter Stärke zurückzukommen.“