Kaufhof rüstet sich für den Wettbewerb Foto: Peter-Michael Petsch

Thomas Benedetti entwickelt Drei-Punkte-Plan für verschärften Wettbewerb mit den neuen Einkaufs-Centern Gerber und Milaneo und fordert die Händler in der Stadt zu Solidarität auf.

Stuttgart - Am 14. August 1879 hat der Kaufmann Leonhard Tietz ein kleines Geschäft in Stralsund eröffnet. Damit hat der Handels-Pionier den Grundstein für die heutige Galeria Kaufhof GmbH gelegt: Das Warenhausunternehmen feiert in dieser Woche sein 135-jähriges Bestehen.

In diesen Tagen haben solche Geschichten über Warenhäuser meistens einen Unterton, der wie ein Nachruf auf goldene Zeiten klingt. Vor allem dann, wenn es dabei um Kaufhof-Mitbewerber Karstadt geht. Warenhäuser insgesamt, so der Eindruck, sind von vorgestern und haben in der heutigen Handelslandschaft keine Zukunft. Das sieht Thomas Benedetti, Geschäftsführer von Galeria Kaufhof in Stuttgart, ganz anders: „Das Warenhaus lebt. Mit all seinen Facetten.“

Benedetti sagt das im Brustton der Überzeugung. Trotz aller Schreckensmeldungen über den in wirtschaftliche Schieflage geratenen Mitbewerber Karstadt. Und obwohl Experten des Einzelhandels den Kaufhäusern das Totenglöckchen läuten. Erst zuletzt hatte Helmut Koprian, der für das Centermanagement des Gerber verantwortlich ist, im Interview mit unserer Zeitung gesagt: „Wenn Sie heute in ein Warenhaus kommen und Beratung brauchen, schauen Sie sich lange um, dann finden Sie meist nur eine Sammelkasse, bei der Sie lange anstehen müssen.“ Weiter sagte Koprian: „Bei Warenhäusern gibt es meist einen Instandsetzungs- und einen Instandhaltungsstau. Es wurde nichts Neues mehr in die Häuser investiert.“

Thomas Benedetti kontert derartige Kritik meistens gelassen. Selbstbewusst entgegnet er: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. In jedem Jahr wird bei uns eine Etage neu gestaltet. Zudem bieten wir in unseren Häusern zahlreiche Events an.“ Ebenso wie das Kaufhaus Breuninger setzt Benedetti mit Galeria Kaufhof auf das „emotionale Kauferlebnis“.

Also genau auf das, womit vermutlich auch die beiden neuen Einkaufscenter Gerber und Milaneo (Eröffnung am 9. Oktober) punkten wollen. Als Abwehrbollwerk gegen die Center sieht er seine beiden Häuser von Galeria Kaufhof in Stuttgart nicht. Obwohl das Warenhaus in der Königstraße und das Haus in der Eberhardstraße strategisch wie innerstädtische Bollwerke gegen das Milaneo und das Gerber liegen.

„Ich sehe unsere Häuser nicht als Abwehrriegel, sondern als erste spannende Häuser am Anfang der Königstraße“, sagt Benedetti. Gleichwohl hat er im Kampf gegen die neue Konkurrenz drei Strategien:

Erstens: Es sei eine Chance für Kaufhof an der Königstraße, die junge Kundschaft, die das Milaneo durch den preiswerten Textilanbieter Primark anzieht, „bei uns reinzuziehen“.

Zweitens fordert er den Schulterschluss mit der Lokalpolitik: „Gemeinsam mit der Politik müssen wir es hinbekommen, dass die Innenstadt moderner und aufgeräumter wird.“ Es dürfe zwischen dem modernen Milaneo und der Königstraße in puncto Sauberkeit und Sicherheit künftig kein Gefälle geben.

Drittens: Die Händler in der Innenstadt müssten einen Solidarpakt schließen, um auf Augenhöhe mit den Centern zu sein. „Wir müssen uns bei den Kernöffnungszeiten einig sein“, sagt Benedetti, „da müssen alle Verantwortung übernehmen – auch die Kleinen.“