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Die deutschen Handballer haben nach einem Fehlerfestival und schwacher Wurfquote den Start in die Europameisterschaft verpatzt.

Innsbruck - Die deutschen Handballer haben nach einem Fehlerfestival und schwacher Wurfquote den Start in die Europameisterschaft verpatzt. Zum Auftakt des Turniers erlitt der EM-Vierte in Innsbruck mit 25:27 (8:12) die befürchtete Niederlage gegen den WM-Dritten Polen.

Das deutsche Team steht in seinem zweiten Spiel der Vorrundengruppe C gegen Slowenien am folgenden Tag bereits unter Zugzwang. "Wir haben seit langem unser schlechtestes Spiel gemacht. Jetzt ist jedes Spiel ein Endspiel. Ich hoffe, dass jetzt alle aufgewacht sind", sagte Kapitän Michael Kraus.

Bundestrainer Heiner Brand kritisierte die hohe Fehlerquote. "Dass wir so viele Bälle leichtfertig abgegeben haben, war der Grund für die Niederlage. Das Spiel wurde im Angriff verloren. Darüber müssen wir nachdenken, wenn wir in den nächsten beiden Spielen bestehen wollen", monierte er und rügte "Undiszipliniertheiten im Angriff". Hoffnung auf den wichtigen Sieg gegen Slowenien machten ihm die Abwehr und die Moral. "Die kämpferische Leistung kann man nur bewundern", sagte er. Abwehrchef Oliver Roggisch pflichtete ihm bei: "Wir haben immer an uns geglaubt. Wenn wir daran anknüpfen, wird es ein gutes Turnier."

Vor 8200 Zuschauern in der ausverkauften Olympiahalle war Lars Kaufmann (7) bester Werfer in einer nervösen deutschen Mannschaft. Neben dem Spiel verlor die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) auch Rechtsaußen Stefan Schröder, der mit Verdacht auf einen Riss im Trommelfell zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht wurde.

Zur 53. Auflage des Dauer-Duells wartete Brand mit einer Überraschung auf. Statt Kraus begann die deutsche Mannschaft mit Michael Haaß auf der Spielmacher-Position. Nach ausgeglichenem Beginn aber geriet die DHB-Mannschaft mit 4:6 (10.) ins Hintertreffen. Danach reagierte der Bundestrainer, stellte die Formation um und brachte Kraus. Doch allein die Leidenschaft konnte die zahlreichen Fehler vor allem im Angriff nicht kompensieren. Zu viele Würfe landeten entweder in den Händen von Polens Torhüter Slawomir Szmal oder kamen erst gar nicht bis dorthin. Trotzdem glich Kaufmann zum 6:6 (16.) aus. Dass die deutsche Mannschaft auch weiterhin mit dem Gruppenfavoriten auf Augenhöhe agierte, lag zum einen an der starken Abwehr und an Torhüter Johannes Bitter, der unter anderem zwei Siebenmeter parierte.

Allerdings sündigte der EM-Vierte fortwährend in der Offensive. Immer wenn die Chance zur Führung bestand, sorgten leichte Ballverluste dafür, dass Polen wieder ins Spiel kam. In den letzten drei Minuten der ersten Halbzeit kam es dann knüppeldick: Vier Gegentreffer nacheinander brachten den WM-Fünften nach dem 8:8 (27.) zur Pause mit 8:12 in Rückstand. Kurz zuvor hatte Schröder das Verletzungspech ereilt.

"Unsere Konzentration wird größer sein als in den Testspielen. Deswegen mache ich mir keine Sorgen", befand Kraus angesichts der durchwachsenen Vorbereitung. Vornehmlich im Angriff aber war davon nicht viel zu sehen. Gegen die ebenfalls nicht überzeugenden Polen blieb die Chancenverwertung größtes Manko. Der WM-Dritte hingegen traf angeführt vom starken Karol Bielecki fast nach Belieben. In der 40. Minute lag die deutsche Mannschaft mit 12:18 zurück, kämpfte sich aber nochmal auf 23:25 in der vorletzten Minute heran. Mehr ging nicht.