Gegen seinen künftigen Club im Blickpunkt: Der Torwart der Rhein-Neckar Löwen, Niklas Landin Foto: Bongarts

Trotz körperlicher Beeinträchtigung gehört Niklas Landin zu den besten Handball-Torhütern der Welt. An diesem Samstag trifft der Mann von den Rhein-Neckar Löwen im Spitzenspiel der Bundesliga auf seinen künftigen Arbeitgeber THW Kiel.

Mannheim - Es ist kein Spiel wie jedes andere für Niklas Landin (25). Der Mann steht im Blickpunkt, wenn an diesem Samstag um 16.15 Uhr (Sport 1, live) das Gipfeltreffen in der Handball-Bundesliga angepfiffen wird. In der ausverkauften SAP-Arena in Mannheim treffen die Rhein-Neckar Löwen (18:2 Punkte) auf den THW Kiel (16:4 Punkte). Der Tabellenführer gegen den Zweiten, der Vizemeister gegen den Meister. Wer gewinnt, entscheidet vermutlich maßgeblich die Leistung von Niklas Landin, Torhüter der Löwen. Er wechselt kommenden Sommer nach Kiel und will vorher mit den Badenern deutscher Meister werden.

Landin ist zwei Meter groß, hat breite Schultern und wache Augen. Der Däne zählt zu den besten Torhütern der Welt, und doch wirkt er außerhalb des Handballfeldes nicht so wie auf dem Parkett. Als er in einem Café in Kronau unweit der Trainingshalle der Rhein-Neckar Löwen sitzt, könnte da auch ein Student der Volkswirtschaftslehre seine Zeit verbringen. Die Dominanz und die gezeigte Stärke, die Landin auf dem Feld ausstrahlt, gehen ihm im Privatleben ab. Trotz imposanter Statur ist er ein ruhiger, fast schon schüchterner Zeitgenosse. Das ist angenehm, und man bekommt schnell das Gefühl, dass Landin einer wäre, mit dem man eine dreiwöchige Rucksack-Tour durch die Rocky Mountains machen könnte, ohne auch nur ansatzweise in Streit zu geraten.

Eines ist allerdings auffällig, wenn man genau auf Landin achtet: Er wendet seinem Gesprächspartner immer die rechte Gesichtshälfte zu, wenn er eine Unterhaltung führt. Das liegt aber nicht daran, dass er einen Makel in der linken Hälfte des Gesichts verspürt, die er verdecken möchte, sondern hat seinen Ursprung in der jüngsten Kindheit. Im Alter von neun Monaten erkrankte Landin an Meningitis, der tückischen Hirnhautentzündung. Die ist, gerade bei Kleinkindern, lebensbedrohlich und führte auch bei Landins Eltern zu großen Sorgen. Das Leben geriet allerdings nicht in Gefahr, dafür zeigte sich wenig später aber eine nicht ungewöhnliche Nebenwirkung der Krankheit, denn das linke Ohr von Landin blieb fortan taub. „Ich habe mich dadurch nie ernsthaft beeinträchtigt gefühlt“, sagt Landin heute. Es ist dennoch eine interessante Randnotiz, dass der Mann, der ein Weltstar eines professionellen Sports ist, körperlich beeinträchtigt ist.

Die besten Keeper werden in großen Begegnungen gemacht, wenn sie mit ihrem Spiel eine Partie in eine andere Richtung lenken können. Am Samstag ist so eine Begegnung, denn mit einem Sieg könnten die Löwen dem THW (der schon in Balingen und Lemgo verlor) auf vier Punkte enteilen. „Wir wollen den Sieg gegen Kiel“, sagt der Däne.

Er weiß, dass die Augen während der 60 Minuten besonders auf ihn gerichtet sein werden. Doch damit beschäftigt er sich nicht. Landin hat in den zurückliegenden Monaten einen wichtigen Entwicklungsschritt gemacht. Er ist in den entscheidenden Phasen eines Spiels besonders stark, und deshalb wächst die Angst der gegnerischen Angreifer. Und davon profitiert Landin.

„Man muss nicht die meisten Bälle halten, sondern die wichtigen“, hat Thierry Omeyer einmal gesagt, als er der Torhüter war, vor dem jeder Handballer der Welt einen Heidenrespekt hatte. Mit den Kielern gewann der Franzose dreimal die Champions League und deutsche Meisterschaften in Serie. Doch Omeyer verließ den THW vor anderthalb Jahren, seither fehlt den Kielern der Ausnahmekönner zwischen den Pfosten. Die Löwen haben Landin. Noch. Und deshalb stehen die Chancen, in diesem Jahr deutscher Meister zu werden, nicht schlecht – sollten sie am Samstag den THW schlagen.