Take That ist jetzt nur noch als Trio unterwegs. Foto: dpa

Sie waren zu fünft, dann zu viert, dann wieder zu fünft, und nun sind Take That erstmals als Trio unterwegs. Beim Deutschland-Tourauftakt in Hamburg beweisen die Briten, dass sie ihr ehemaliges Bandmitglied Robbie Williams nicht brauchen.

Hamburg - Es ist nicht weniger als ein Triumph, den Take That am Freitagabend in der Barclaycard Arena in Hamburg einfahren. 10 000 Fans springen von den Sitzen und jubeln, als Gary Barlow (44), Howard Donald (47) und Mark Owen (43) auf einer Plattform aus dem Bühnenboden in die Halle gehievt werden.

Die Drei sehen in ihren bunten Anzügen aus, als wären sie aus einer Bonbontüte gepurzelt. Sie laufen über den kreisförmigen Steg, der weit bis in die Hallenmitte hineinragt, und animieren die Massen.

Dass sie auch diesmal von der ersten Minute an gefeiert werden, war nicht unbedingt zu erwarten. Denn als sie zuletzt vor vier Jahren in Deutschland spielten, waren auch noch Jason Orange und Robbie Williams dabei - letzterer widmet sich nun wieder seiner Solokarriere.

Gary Barlow dreht auf

„Hummel, Hummel“, ruft Owen den Hamburgern nach den ersten Songs zur Begrüßung zu, diese erwidern formrichtig mit einem „Mors, Mors“. „Dies ist das Lied, das uns nach zehn Jahren wieder zusammenbrachte“, kündigt Barlow ihren Comeback-Hit „Patience“ an.

Take That haben mit dem Song 2006 den Sprung von der Boyband zur respektierten Popband geschafft. Und sie sind wohl auch die einzige Gruppe, die nach der Reunion noch erfolgreicher ist als vor ihrer Trennung. Für ihre Bühnenshows lassen sich Take That nie lumpen. Zum Song „The Garden“ werden wunderschöne Schattenspiele auf einen Vorhang projiziert.

Als dieser fällt, offenbart sich eine fantasievolle Unterwasserlandschaft vor den Augen der Zuschauer. Früher war mehr Lametta? Nicht bei Take That! Denn die drei Herren tragen nun Outfits mit goldenen, herunterhängenden Streifen, die auch jedem Christbaum gut stünden. Aber es ist auch die richtige Mischung aus Entertainment und Musikalität, die die Band heutzutage ausmacht.

Beim Song „Up All Night“, für das Owen Gitarre spielt, Barlow am Piano sitzt und Donald das Schlagzeug bedient, erinnern sie gar an die Beatles. „Could It Be Magic?“ fangen sie als Ballade an, um ihn dann in einen Partysong münden zu lassen, zu dem sie vorne auf dem Steg mitreißende Choreographien tanzen.

Auch nach Stuttgart kommen Take That noch

Einen Stimmungswechsel gibt es bei dem von Donald gesungenen „Affirmation“: In weißen langen Kutten stehen die Drei wie Roboter hinter Keyboard und Trommel, während hinter ihnen grüne Animationen über die drei XL-Leinwände flimmern. Das erinnert an die deutsche Band Kraftwerk. Zur neuen Ballade „Flaws“ singt Barlow in der Bühnenmitte, während Owen und Donald in zerrissenen weißen T-Shirts einen poetischen Contemporary-Tanz auf dem Steg vorführen.

Bei „Relight My Fire“ schießen Flammenwerfer aus dem Boden und die vielen Tänzer sorgen in ihren roten Teufelskostümen für den Hingucker. Nachdem Take That ihre siebenköpfige Band vorgestellt haben, präsentieren sie ihren Klassiker schlechthin sitzend auf Barhockern: „Back For Good“ schallt es aus Tausenden von Kehlen.

Zu „Pray“ tanzen sie unter dem Gekreische der Fans noch einmal Pirouetten wie zu ihren Boyband-Zeiten und amüsieren sich selbst darüber. Zur Ballade „Rule The World“ halten alle ihre Handys zu einem Lichtermeer in die Luft. In der Zugabe bringen die in Uniform gehüllten Bandmitglieder den Song „Shine“ - Mark Owen zieht dafür die langen Flügel eines grauen Drachen hinter sich her, dessen Tuch die vorderen Reihen unter sich verdeckt. Mit „Never Forget“ verabschieden sich Take That unter frenetischem Applaus von den Hamburgern.

Die Band ist bis zum 11.10. noch in Köln, München, Berlin und Stuttgart live zu erleben.