Junge Musliminnen - im Badeanzug dürfen sie beim Sport nicht von Männern gesehen werden Foto: AP

Hallenbäder müssen sparen: Badezeiten für spezielle Gruppen können sie sich kaum leisten.

Stuttgart/Tübingen - Viele muslimische Frauen treiben kaum Sport. Schwimmen macht ihnen allerdings Spaß. Das geht jedoch nur ohne Männer - so wollen es die religiösen Vorschriften. Doch Hallenbäder sind knapp im Land, ihre Nutzung ist teuer.

Manchmal bringen die muslimischen Frauen schwarze Plastikfolien von zu Hause mit ins Hallenbad von Untertürkheim. Damit bekleben sie die Fensterscheiben. Heute genügen ihnen die Schwimmmatten aus blauem Schaumstoff. Die lehnen sie an die Fensterscheiben. Durch das Glas ist ein Restaurant zu sehen. Dort gehen Männer ein und aus. Die dürfen die Frauen nicht leicht bekleidet sehen - so schreibt es der Koran vor.

Es gibt zwar immer mehr Angebote zum Frauenschwimmen. Doch die Frauen finden: Das reicht nicht. "Eineinhalb Stunden sind zu kurz", sagt Wedad Asady (44). Sie kam vor 13 Jahren aus dem Irak nach Stuttgart, in Untertürkheim hat sie schwimmen gelernt. Dort ist seit März 2009 jeden Mittwoch von 14 bis 15.30 Uhr das Bad für Frauen reserviert.

Die Schwimmkurse wurden vom Sportkreis Stuttgart ins Leben gerufen und laufen über ein Netzwerkprojekt des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) - aber nur noch bis August 2010. "Wie es danach weitergeht, ist noch ungewiss", sagt Carola Mertens vom Landessportverband. Dabei ist der Andrang enorm. "Ende letzten Jahres hatten wir 100 Frauen auf der Warteliste", sagt Mertens. Es können aber nur 60 Frauen für jeweils zwölf Wochen den Schwimmunterricht besuchen.