Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das Volksfest steuert auf vier Millionen Besucher zu. Nach der ersten Woche bescheinigen die Beteiligten dem Wasenrummel einen „guten Auftakt“. Das wird sogar in München verzeichnet.

Stuttgart - In München werden sie nervös. Im Lande der Bayern, wo sie Laptop und Lederhose erfunden haben sowie den blauen Himmel und das Bier, straften sie bisher das Cannstatter Volksfest mit Missachtung. Keine Erwähnung wert war ihnen der Rummel tief im Südwesten oder die ähnlich große Cranger Kirmes in Herne oder der Bremer Freimarkt. Doch als man am Freitag in München Bilanz zog, wurde Festleiter Josef Schmid (CSU) tatsächlich gefragt, ob er glaube, dass das Volksfest in Stuttgart das Oktoberfest überholen könnte. Das kann sich Schmid natürlich nicht vorstellen. „Das Münchner Oktoberfest ist das Original. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal auf der Welt.“ Pfeift da einer im Wald?

Und wenn schon, ist das Original das Libori in Paderborn, dort hat man im Jahre 836 gut tausend Jahre vor dem Oktoberfest das erste deutsche Volksfest gefeiert. Doch keine Angst, in Stuttgart hat keiner vor, am Alleinstellungsmerkmal des Oktoberfestes zu kratzen. Das ist ja im Prinzip eine aus den Fugen geratene Hochzeit, während das Volksfest als Erntedankfest gestiftet wurde.

Guter Auftakt

Diese eigene Identität hat man in den vergangenen Jahren versucht, wiederzufinden. Und schauten in den vergangenen Jahren Wirte und Schausteller in der Tat neidisch nach München, weil man dort mehr Geld verdienen könne, sind die meisten heuer froh in Bad Cannstatt zu stehen. Natürlichhören sie die Geschichten der Kollegen aus München, die schimpfen über das Wetter und zetern über überzogene Kontrollen. So sollen sogar Kindergartenkinder wieder fortgeschickt worden sein, weil sie Rucksäcke dabei hatten. Solche Geschichten aus München tragen in Stuttgart zum Gefühl bei, selbst vieles richtig gemacht zu haben. „Das war ein guter Auftakt“, freut sich Andreas Kroll, Geschäftsführer der in.Stuttgart Veranstaltungsgesellschaft, „die Sicherheitsmaßnahmen geben den Wasenbesuchern ein gutes Grundgefühl, ohne dabei abzuschrecken.“ Ein Nebeneffekt: Wer in Taschen guckt, findet etwas. Drogen etwa. So ist die Zahl der Straftaten leicht gestiegen, sagt die Polizei.

Der Besuch bewege sich etwa auf Vorjahresniveau, sagt Kroll, man steuert also wieder auf vier Millionen Besucher zu. Wie ertragreich dieses Volksfest wird, entscheidet sich an diesem langen Wochenende. Schaustellervertreter Mark Roschmann: „Der Samstag und der Sonntagabend kommen vor allem den Wirten zu Gute, wir Schausteller müssen unser Geld am Sonntag und Montag tagsüber verdienen.“ Die Rahmenbedingungen seien gut, „es passt alles, nun hoffen wir, dass das Geschäft brummt“.

Mit Bus und Bahn zum Volksfest

In den Vorjahren war der Tag der Deutschen Einheit stets der Tag mit den meisten Besuchern gewesen. Die Veranstalterin musste sogar den Platz sperren wegen des großen Andrangs. Nun ist der 3. Oktober der Ausklang des Wochenendes, womöglich verteile der Besuch sich daher besser, hofft man. Dennoch gilt die Devise, Auto stehen lassen und Bus und Bahn fahren. Am Montagabend kickt am 20.15 Uhr der VfB gegen Fürth, die Gefahr ist groß, dass gerade am frühen Abend die Straßen nicht breit genug sind für heimkehrende Wasenbesucher und ankommende Fußballfans. Zudem wird am Wilhelmsplatz gegen die AfD demonstriert. Es ist also Rummel allerorten in Bad Cannstatt.