1. Israelis halten sich gegenseitig für rüpelhaft und entschuldigen sich gern bei Ausländern für die mangelnden Umgangsformen ihrer Landleute. Wenn ich dann sage, dass bislang die allermeisten sehr nett zu mir waren, sind sie erstaunt - und dann doch auch ein bisschen stolz. Foto: dapd

Die Hälfte meiner Zeit in Israel ist schon vorbei – und dieser Blog ist über weite Strecken ganz anders geworden als gedacht. Eigentlich wollte ich hier vor allem die Geschichten aus dem Alltag des Landes jenseits der ewigen politischen Konflikte schildern.

Tel Aviv - Die Hälfte meiner Zeit in Israel ist schon vorbei – und dieser Blog ist über weite Strecken ganz anders geworden als gedacht. Eigentlich wollte ich hier vor allem die Geschichten aus dem Alltag des Landes jenseits der ewigen politischen Konflikte schildern. Aber dann gab es einen achttägigen Krieg im Gazastreifen, um den alle Gedanken und Gespräche kreisten. Und plötzlich konnte ich alles Leben hier nur noch durch diese Brille sehen: Ob das nun im Sprachkurs war, wo ich als eine der ersten Vokabeln „Soldat“ und „Armee“ lernte. Oder beim Einkaufen im Dizengoff-Center, wo vor mir Menschen von den Sicherheitsleuten abgewiesen wurden, weil sie sich nicht ausweisen konnten. Oder im Bus, wo ich plötzlich anderen daraufhin musterte, ob sie wohl Terroristen sein könnten.

Jetzt ist der Krieg seit bald zwei Wochen vorbei, ich bin in den Alltag und zu seinen Geschichten zurückgekehrt und trotzdem frage ich mich immer wieder, ob ich hier wirklich guten Gewissens im Café und am Strand sitzen sollte, um über Hebräischstunden, fehlende Weihnachtsdekoration und das Leben auf den Boulevards zu schreiben. Aber dann flanieren schon wieder eine Clique junger Männer und Frauen vorbei, die beobachtet werden will, macht ein Mann mit tiefbrauner Haut und langem weißen Haar stundenlang Yogaübungen am Strand, weht vom Meer ein leichter Wind herüber und bläst mir die allzu schweren Gedanken über Vergangenheit und Zukunft schnell wieder aus dem Kopf. Tel Aviv lebt im Jetzt und überzeugt einen leicht, es ihm gleich zu tun.

Und das ist nur eines der Dinge, die ich bislang an dieser Stadt und ihren Bewohner beobachtet habe. 24 weitere Punkte, die mir aufgefallen sind, sehen und lesen Sie in unserer Bildergalerie. Klicken Sie sich durch.