Der bisherige Eigenanteil, den die Bahn für S 21 ausgegeben habe, bewege sich „in überschaubarem Rahmen“, sagt Bahn-Finanzchef Richard Lutz. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die wirtschaftlich angeschlagene Deutsche Bahn AG muss nach derzeitigem Stand einen Kostenanteil von rund 3,5 Milliarden Euro beim Großprojekt Stuttgart 21 finanzieren. Das sagte Finanzchef Richard Lutz auf Nachfrage unserer Redaktion bei der Vorlage der Halbjahresbilanz in Berlin.

Stuttgart - Die wirtschaftlich angeschlagene Deutsche Bahn AG muss nach derzeitigem Stand einen Kostenanteil von rund 3,5 Milliarden Euro beim Großprojekt Stuttgart 21 finanzieren. Das sagte Finanzchef Richard Lutz auf Nachfrage bei der Vorlage der Halbjahresbilanz in Berlin. Dabei geht der Manager vom bisherigen Kostenrahmen von rund 6,5 Milliarden Euro aus sowie der Annahme, dass Stadt und Land als Projektpartner die Übernahme von Mehrkosten weiter verweigern.

Nach jetzigem Stand seien Eigenmittel des Konzerns „von 3,5 Milliarden Euro plus/minus“ nötig, so Lutz. Das Ziel der Bahn sei, bis 2020 für S 21 eigene Mittel von bis zu zwei Milliarden Euro aufzubauen. Einen Teil des Eigenbeitrags habe man bereits durch die früheren Grundstücksverkäufe finanziert. Einen weiteren Teil sollen laufende Einnahmen bringen. Man könne das Projektso auch nach der Eröffnung noch „im Nachlauf“ finanzieren, den Zeitraum dafür veranschlagt der Manager „bis 2022/23“. S 21 sei Teil der bundesweiten Investitionsoffensive der Bahn, beantwortete Lutz die weitere Frage, ob der Staatskonzern für das Projekt seine Verschuldung weiter erhöhen müsse. Die gesamte Investitionsoffensive werde aus laufenden Einnahmen und steigenden Schulden finanziert. Der bisherige Eigenanteil, den die Bahn für S 21 ausgegeben habe, bewege sich „in überschaubarem Rahmen“.

Experten schätzen die Kosten auf bis zu zehn Milliarden Euro

Auf den Hinweis, dass einige Experten erwarten, dass die Kosten für S 21 noch auf bis zu zehn Milliarden Euro steigen könnten, reagierte Konzernchef Rüdiger Grube verärgert. Diese Zahlen könne man nicht kommentieren, da es bisher kein Gutachten des Bundesrechnungshofs dazu gebe und er auf mehrfache Nachfrage dort auch kein solches erhalten habe, sagte der DB-Chef. Man könne sich deshalb gegen solche Darstellungen „nicht wehren“. Der Konzern habe aber Gutachter beauftragt, die Kosten erneut unter die Lupe zu nehmen.

Mit seiner Kritik an den Medien bezog sich Grube ausdrücklich auf Berichte unserer Redaktion. Unsere Zeitung hatte exklusiv darüber berichtet, dass führende Experten des Bundesrechnungshofs intern eine weitere Kostenexplosion auf bis zu zehn Milliarden Euro erwarten. Ausdrücklich hatte unsere Redaktion in den Berichten darauf hingewiesen, dass der offizielle Bericht noch nicht vorliegt. Auch sei offen, ob die Zahl von zehn Milliarden Euro dort überhaupt veröffentlicht werde. Der Bundesrechnungshof hat die Berichte unserer Redaktion offiziell weder dementiert noch bestätigt.