Vorne rechts erzählt Haruo Nakajima (1929 – 2017) von früher, hinten links lächelt versonnen nostalgisch Godzilla. Foto: AP

Godzilla, das imposante Kinomonster aus Japan, erschien 1954 zum ersten Mal auf der Leinwand. In dem mörderisch schweren Kostüm steckte damals Haruo Nakajima, der nun im Alter von 88 Jahren gestorben ist.

Stuttgart - Lange bevor es digitale Filmtricksgab, hat das Kino absonderliche Monster gezeigt. Manche waren bloß marmeladenglasgroße Biegepuppen, die im Stop-Motion-Verfahren zum Leben erweckt wurden. Für die andere Schule der Tricks hat sich die selbsterklärende Bezeichnung „Mann im Gummikostüm“ eingebürgert. Der Japaner Haruo Nakajima, der am 7. August im Alter von 88 Jahren gestorben ist, konnte über dieses Etikett nur säuerlich grinsen.

Als er eine der größten Rollen des Kinos überhaupt antrat, die des radioaktiv veränderten Urweltmonsters Godzilla, hatten die Toho-Studios kein Geld für Kostüme aus dem damals raren Gummi. Das Godzilla-Kostüm wurde aus Fertigzement auf stabilem Rahmen gefertigt und wog über 100 Kilogramm. Der unter der gnadenlosen Glut der großen Studiolampen schmorende Nakajima konnte im Inneren des brutalen Panzers kaum mehr tun als den Kopf des Ungetüms zu drehen und gegen den Infarkt zu kämpfen. So kamen ihm die späteren Kostüme, in denen andere ohnmächtig wurden, vergleichsweise tragbar vor, und er trampelte im heißen Studio durch die Sperrholzhäuschenlandschaft, die Tokio darstellen sollte, zermalmte Spielzeugpanzer und hoffte, dabei nicht umzukippen und die mühselige Arbeit der Modellbauer zu zerstören.

Der unbekannte Weltstar

Ishiro Hondas erster, grunddüsterer Godzilla-Film von 1954 mit seiner Atombombensymbolik wurde ebenso wie die späteren, kindlicheren Filme mit zusätzlichen Riesenviechern ein die Generationen überspannender Exportschlager. Haruo Nakajima war nun ein Weltstar, den keiner kannte. 1972 ersetzte das Studio den im Monsterdienst vielfach Verletzten, dessen Nachfolger es mit neuen Kostümen und Lampen nun leichter hatten. Nakajima aber wurde von wissbegierigen Godzilla-Fans doch noch entdeckt und zu Recht als der am härtesten arbeitende Mann des Showbusiness gefeiert. Ohne ihn hätte das Kino lange nicht vom sympathischsten aller rücksichtslosen Großstadtumgestalter erzählen können.