Das geplante Hotel in Berg Foto: Abbildung: Häussler

Stadt will bei Hotel- und Wohnungsbau vorankommen - Badsanierung kostet bis zu 27 Millionen Euro.

Stuttgart - Ein neues Hotel, neue Wohnungen und ein saniertes Mineralbad: Was schon seit Jahren angestrebt wird und nicht recht vorankam, rückt für den Stadtteil Berg jetzt näher. Noch vor den Sommerferien sollen wichtige Entscheidungen fallen.

Nach Ansicht des Finanz- und Wirtschaftsbürgermeisters Michael Föll (CDU) stehen die Zeichen gut, dass Anfang 2012 neben dem Mineralbad Berg der Bau eines Hotels und die Errichtung neuer Wohnungen beginnen. Seit er im Dezember 2010 vom Gemeinderat den Auftrag dafür erhalten hatte, verhandelte Föll mit der Gesellschaft für Wohnungs- und Gewerbebau Baden-Württemberg (GWG) und der Bietigheimer Wohnbau GmbH über ein gemeinsames Projekt in Berg. Jetzt sieht er sich am Ziel.

Fölls Optimismus ist groß

Am 1. Juli will Föll den Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats zwei Vorentwürfe von der Investorengemeinschaft präsentieren. Noch vor den Sommerferien soll sich der Gemeinderat dann für einen davon entscheiden. Der Unterschied liege in einigen städtebaulichen Feinheiten. Gemeinsam sei den Entwürfen, dass die Bebauung aus einem Hotel mit 120 Zimmern und Wellness- und Spa-Bereich bestehe, aus 110 Wohnungen, einer Kindertageseinrichtung für bis zu drei Gruppen und aus einem medizinischen Zentrum mit vier bis acht Arztpraxen. Damit ist das Konzept im Lauf der Verhandlungen verändert worden. Zunächst waren mehr als 200 Zimmer für ein Viersternehotel vorgesehen, aber nur 65 Wohnungen und keine Kindertagesstätte.

Fölls Optimismus ist groß. Aber es ist nicht sein erster Anlauf, das Projekt beim Mineralbad auf Baustelle zu bringen. "Aller guten Dinge sind drei", sagt der Bürgermeister. Zuerst hatte er ein Gesundheitszentrum mit Hotel angestrebt. Doch der Klinikbetreiber Hans Ruland aus dem Schwarzwald sprang ab. Danach plante Föll mit dem Stuttgarter Lokalmatador Rudi Häussler, der ein Viersternehotel mit etwa 130 Zimmern, ein sogenanntes Boardinghouse mit 30 Hotelappartements sowie einen Wellness- und Spa-Bereich versprach, obendrein die Übernahme des Hotels durch die Familie des renommierten Hoteliers Heiner Finkbeiner aus Baiersbronn.

Dass die Idee des Gesundheitszentrums damit gestorben war, entmutigte Föll nicht. "Wir wollen eine Lösung, die die Mineralquellen für den Städtetourismus erschließt" - und dies sei nach wie vor gewährleistet, sagte der Bürgermeister. Doch die Insolvenz mehrerer Firmen aus der Häussler-Gruppe machte auch diesen Plan zunichte. Jetzt setzt Föll auf die GWG und die Bietigheimer Wohnbau GmbH. Mit ihnen sei er sich einig. Die Investition belaufe sich für die beiden Unternehmen auf rund 30 Millionen Euro mit Grundstückskosten. Die Konditionen für die Stadt hätten sich gegenüber den Plänen mit Häussler nicht verschlechtert.

Stadt hat finanziert: "Jede Summe schmerzt"

Föll macht allerdings keinen Hehl daraus, dass die Stadt Stuttgart für die Verzögerungen in Berg bezahlen musste. An die Grundstücke war sie erst herangekommen, indem sie weitere 70 Prozent am Mineralbad Berg übernahm. Die Stadt habe das Baugelände also zwischenfinanzieren müssen.

Glücklicherweise unterschrieb Föll den Vertrag in einer Niedrigzinsphase. Die Finanzierungskosten seien deutlich unter einer Million Euro, erklärte er auf Anfrage, "aber jede Summe schmerzt", wenngleich die aktuellen Vorentwürfe für Berg eine Verbesserung darstellen würden. Am Schwanenplatz entstehe nun keine einheitliche Front, wie früher geplant, sondern ein dreigliedriger Baukomplex. Durch das Gelände würden Wege geführt, die die Stadtbahnhaltestelle Mineralbäder für die Berger Bevölkerung besser erreichbar machen würden.

Neben den Finanzierungskosten für die Stadt gebe es aber noch einen anderen Grund, aufs Gaspedal zu drücken, meinte Föll. Es sei an der Zeit, dass das Umfeld des Mineralbads attraktiver werde und die Stadt touristisch mehr mit ihrem Pfund des Mineralwasservorkommens wuchere.

Wie sieht die Zukunft des Mineralbads aus?

Ebenfalls am 1. Juli will Föll enthüllen, wie er sich die Zukunft des Mineralbads vorstellt. Die preisgünstigste Sanierungsvariante koste zwölf Millionen Euro, erklärte Föll schon Mitte April. Bei der Obergrenze stehen mittlerweile aber nicht mehr 24 Millionen Euro in Rede, sondern 27 Millionen Euro. Für welche Variante der Sanierung sich Föll erwärmt und wie sich das Mineralbad Berg künftig präsentieren soll, will der Bürgermeister aber noch nicht verraten.

Nur so viel: Die Sanierung des "Neuner", wie es im Volksmund nach dem Erbauer genannt wird, solle "im Kontext mit den Angeboten der Mineralbäder Leuze und Cannstatt" betrachtet werden. "Jedes dieser Bäder sollte seine Eigenständigkeit haben, und das Neuner soll von den bisherigen Besuchern nach der Sanierung wiedererkannt werden", sagte Föll auf Anfrage. Welche Sanierungsvariante auch immer zum Tragen kommen werde - "auf jeden Fall wird das Mineralbad Berg fortgeführt und dies in der Regie der Stadt".

Ganz so schnell wie beim Neubauprojekt neben dem "Neuner" wird es allerdings nicht gehen. Zum Thema Sanierung wird Föll den Stadträten am 1.Juli zunächst nur eine erste Information geben, damit sie das Vorhaben bei den Haushaltsberatungen im Herbst bedenken können - und um ihnen zu beweisen, dass die beiden Projekte miteinander vereinbar sind.