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Erneut soll es Vorwürfe eines Gefangenen gegen Justizvollzugsbedienstete geben - doch der Häftling ist tot. Ob es einen Abschiedsbrief wirklich gibt, ist nicht klar.

Stuttgart - Eineinhalb Monate nach dem Tod eines 22 Jahre alten Häftlings im Gefängnis Bruchsal sind noch zahlreiche Fragen offen. Ob es einen Abschiedsbrief gibt, ist nach Angaben von Justizminister Rainer Stickelberger (SPD) unklar. In dem Schreiben soll sich der Mann über Schikanen durch leitende Bedienstete der Justizvollzugsanstalt (JVA) beschwert haben, wie die „Stuttgarter Zeitung“ berichtete. Die Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchungen werden derzeit noch von der Staatsanwaltschaft Karlsruhe überprüft. Unklar ist auch noch, wie der Gefangene an den Heroin-Ersatzstoff Methadon kam, der in seinem Körper gefunden worden war.

In dem Brief soll stehen, dass ein leitender Beamter der JVA dem Gefangenen zu verstehen gegeben habe, „dass es ihm egal sei, ob ich lebe oder verrecke oder sonst was mit mir sei - nur soll ich so viel Anstand haben, nicht auf seiner Abteilung zu verrecken“, schreibt Zeitung.

„Ob und unter welchen Umständen es einen solchen Abschiedsbrief gibt, ist bisher nicht bekannt“, sagte Stickelberger. „In diesem Fall laufen derzeit die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen, deren Ergebnis wir abwarten müssen.“ Der Brief werde auf einer Internetseite erwähnt und solle von einem Mithäftling protokolliert worden sein, sagte Stickelberger. Der auf der Internetseite erwähnte Gefangenenschutzverein sei dem Ministerium nicht bekannt.

Der Häftling war am 8. April leblos gefunden worden

Die Staatsanwaltschaft bestätigte am Freitag lediglich das Vorliegen von „Korrespondenz“. Diese fließe auch in die Bewertung des Falles ein, sagte ein Sprecher.

Die Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchungen liegen zudem seit zwei Wochen vor, wie der Sprecher am Freitag mitteilte. Allerdings gebe es derzeit noch keine Bewertung. „Wir haben möglicherweise noch Fragen.“ Nachüberprüfungen wollte er nicht ausschließen. Auf die Frage, wie der Mann an das bei ihm nachgewiesene Methadon gekommen war, verwies der Sprecher auf die laufenden Ermittlungen.

Der Häftling war am 8. April leblos gefunden worden. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Obduktion hatte der 22-Jährige Methadon eingenommen. Der Mann war seit November 2012 wegen mehrerer Fälle von Körperverletzung inhaftiert, seit Anfang Januar saß er in Bruchsal (Kreis Karlsruhe) ein. Er verbüßte eine Jugendstrafe von drei Jahren und neun Monaten.