Bei einem Großangriff auf das US-Finanzsystem sollen Mitte August Daten der Bank JPMorgan und mindestens eines anderen Geldinstituts geklaut worden sein. US-Sicherheitsdienste halten einen russischen Vergeltungsakt für die Sanktionen für möglich. Foto: dpa

Mit einer Cyberattacke haben Hacker offenbar große Mengen an Kundendaten von Großbanken erbeutet. US-Sicherheitsdienste halten laut eingeweihten Kreisen einen Racheakt Russlands für möglich.

Mit einer Cyberattacke haben Hacker offenbar große Mengen an Kundendaten von Großbanken erbeutet. US-Sicherheitsdienste halten laut eingeweihten Kreisen einen Racheakt Russlands für möglich.

Washington - Die US-Bundespolizei FBI untersucht laut Medienberichten, ob Russland sich mit einer staatlich gesteuerten Cyberattacke für die jüngsten Handelssanktionen aus dem Westen gerächt haben könnte. Bei einem Großangriff auf das US-Finanzsystem seien Mitte August Daten der Bank JPMorgan und mindestens eines anderen Geldinstituts geklaut worden, berichtete der Finanzdienst Bloomberg am Mittwoch unter Berufung auf zwei mit den Ermittlungen vertraute Personen.

Ein Mitglied der US-Regierung habe den Angriff auf JPM bestätigt und sogar von vier weiteren Banken gesprochen, die attackiert worden seien, meldete Bloomberg später am Abend. Es soll sich um einen äußerst professionell ausgeführten Cyberdiebstahl sehr großer Mengen von Kundendaten handeln. Den Quellen zufolge könnten auch große europäische Banken Opfer der Hackerattacke geworden sein. Laut einer Bank, die nicht selbst betroffen gewesen, aber vom FBI gebrieft worden sein soll, wurden sogar Informationen erbeutet, die zur Liquidierung von Kundenkonten genutzt werden könnten.

NSA soll bei der Aufklärung mithelfen

„Firmen unserer Größe haben es leider fast jeden Tag mit Cyberangriffen zu tun“, sagte eine JPMorgan-Sprecherin dem „Wall Street Journal“, das übereinstimmend mit Bloomberg berichtete. „Wir haben mehrere Verteidigungsebenen, um diesen Bedrohungen zu begegnen“, so die Sprecherin weiter.

Die Bank soll in den vergangenen Wochen einige Mitarbeiter angeheuert haben, die im Verteidigungsministerium Erfahrungen mit Hackerabwehr gesammelt haben. JPM-Chef Jamie Dimon hatte bereits in seinem jährlichen Brief an die Aktionäre angekündigt, man werde 2014 mehr als 250 Millionen Dollar in die Hand nehmen und etwa 1000 Leute einstellen, um für Cybersicherheit zu sorgen.

Der Stil der Angriffe deute auf eine mögliche Verbindung nach Russland oder Osteuropa hin, hieß es in den Berichten. Die US-Sicherheitsdienste hätten zudem Spuren gefunden, die auf die Verwicklung einer Regierung hindeuteten. Sie seien sich aber noch nicht sicher. Nun soll auch die NSA bei der Aufklärung mithelfen.

Das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen hat sich wegen des Ukraine-Konflikts stark verschlechtert. USA und EU versuchen vor allem mit verschärften Sanktionen Druck auf Russland aufzubauen. Neue Maßnahmen Brüssels hatte Moskau unlängst mit einem Einfuhrverbot auf Agrarprodukte aus der EU beantwortet.