Yoga in der Schule: Im Elly steht Entspannung auf dem Stundenplan. Foto: Maira Schmidt

Yoga ist nur eines von vielen Angeboten, die es aktuell am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium gibt. Für die neuen Fünftklässler sind die Ganztags-Angebote zumindest in den Stufen fünf und sechs verpflichtend.

Bad Cannstatt - Es ist mucksmäuschenstill im Raum. Die sechs Schüler, vier Mädchen und zwei Jungen, liegen auf dem Rücken; die Hände unter dem Po, die Ellbogen aufgestützt und den Kopf nach hinten durchgestreckt. Eine merkwürdige Pose, die sich Fisch nennt. Es folgen die Schildkröte, der Storch und der Schmetterling. Mal stehen die Gymnasiasten auf einem Bein, mal sitzen sie im Schneidersitz und wackeln mit den Knien. Der Yoga-Kurs bietet allerlei Dinge, von denen sich die Fünftklässler ablenken lassen könnten. Doch keiner der Schüler albert herum, keiner quatscht oder macht irgendeinen Blödsinn. Die sechs Gymnasiasten sind konzentriert und das, obwohl sie gerade gar keinen Unterricht haben.

Die Eltern hätten das bei der Einschulung gewusst

Seit diesem Schuljahr sind am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium 100 Prozent der Fünftklässler im Ganztag. Ihr Schultag ist rhythmisiert, wie Marita Grimmer erklärt. Die Deutsch- und Gemeinschaftskundelehrerin organisiert die Ganztagsangebote für die Fünft- und Sechstklässler. Der Tag beginnt mit vier Stunden Fachunterricht. Dann folgt die sogenannte Lernzeit, in der die Schüler Gelegenheit haben, ihre Hausaufgaben zu erledigen. Danach geht es in die Mittagspause und von dort zurück in den Unterricht. Zu guter Letzt stehen Ganztagsangebot auf dem Stundenplan. „Mit dem Schuljahr 2014/15 richten wir die ganze Schule in der Orientierungsstufe als Ganztagsschule ein. Die Nachmittage sollten so mit Ganztagskursen belegt sein, dass das Kind drei oder vier Tage bis 15.30 an der Schule ist.“, heißt es auf der Internetseite der Schule.

Auch wenn es sich beim Elly um eine offene Ganztagsschule handelt, ist das Angebot seit diesem Jahr für die neuen Gymnasiasten zumindest in den Jahrgangsstufen fünf und sechs verpflichtend. Die Eltern hätten das bei der Einschulung gewusst, abgeschreckt habe es sie nicht, sagt Grimmer. Denn während am Elly zum Start des vergangenen Schuljahres nur zwei fünfte Klassen zustande kamen, sind es in diesem Jahr drei. Mehr als 70 Schüler haben sich trotz oder gerade wegen der verpflichtenden Ganztagsangebote angemeldet.

Die Schule hat sich bereits ein neues Ziel gesteckt

Das Ganztags-Programm, aus dem die Schüler zu Beginn des Schuljahres wählen können, basiert auf verschiedenen Säulen. Zum einen gibt es Kurse, die von Lehrern angeboten werden. Grimmer selbst leitet den Yoga-Kurs. „Ich habe lange in Indonesien gelebt und mache seit 1988 Yoga“ erzählt sie. Als klar war, dass sie den Kurs anbieten würde, habe sie sich von ihrer eigenen Yoga-Lehrerin spezielle Übungen für Kinder zeigen lassen. Andere Lehrer bieten eine Musikwerkstatt und einen Theaterkurs an, außerdem gibt es Förderkurse in Mathe und Deutsch.

Weitere Angebote kommen mithilfe des städtischen Jugendbegleiterprogramms zustande. So etwa die Holzwerkstatt, die ehrenamtlich von einer Mutter geleitet wird, die ausgebildete Schreinerin ist. Schließlich kooperiert die Schule mit dem VfB und kann so einen Hockey-Kurs anbieten. Doch es geht nicht immer darum, die Schüler zu beschäftigen. In der sogenannten Spielezeit können die Gymnasiasten selbst entscheiden, worauf sie Lust haben, ein Buch lesen, Karten spielen oder mit der Freundin quatschen.

Die Zeitpläne der Schüler, Lehrer und außerschulischen Betreuer aufeinander abzustimmen, ist laut Grimmer die große Herausforderung. Umso dankbarer ist sie, dass der Vater eines Schülers eine Software entwickelt hat, mit der sich die Gymnasiasten online für die Kurse anmelden können. Doch die Organisation betrifft nicht nur die Anfangsphase des Schuljahres. Wenn sich ein Lehrer krank melde, sei das jedes mal ein „Schockerlebnis“, sagt Grimmer. Die Schule möchte verlässlich sein, die Schüler nicht einfach nach Hause schicken. Deshalb werden sie auf die anderen Kurse verteilt. Hier wünscht sich die Lehrerin mehr Unterstützung vom Kultusministerium, zusätzliche Ressourcen, um solche Ausfälle auffangen zu können.

Die Ganztags-Pläne des Elly sind noch nicht ausgeschöpft. Die Schule hat sich bereits ein neues Ziel gesteckt. „Die Hausaufgaben sollen in der Schule bleiben“, sagt Grimmer. Trotz Lernzeit sei es bislang so, dass die Schüler einzelne Arbeitsaufträge mit nach Hause nehmen. Das soll sich in Zukunft ändern.