Susanne Eisenmann sendet ein doppeldeutiges Signal. Foto: dpa

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) gibt den neunjährigen Gymnasien Bestandsschutz über die Legislaturperiode hinaus und hält dennoch an G8 fest. Der Schulversuch soll 2024/25 enden.

Stuttgart - Das neunjährige Gymnasium ist an den bestehenden Standorten in Baden-Württemberg vorerst gesichert. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) will den Schulversuch an 44 Gymnasien im Land um fünf Jahre verlängern. Die Kabinettsvorlage, die unserer Zeitung vorliegt, sieht vor, dass die G9-Gymnasien künftig bis zum Schuljahr 2023/24 beziehungsweise 2024/2025 neue fünfte Klassen bilden können. Damit könnten Kinder, die jetzt drei oder vier Jahre alt sind, noch ein G9-Gymnasium absolvieren. Eine Ausweitung der Standorte über die 44 bestehenden ist nicht geplant.

Bisher sollte der Versuch „Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur an den allgemein bildenden Gymnasien“ an den ersten Modellschulen im Schuljahr 2018/19 enden. Diese Schulen hatten ihre G9-Züge im Jahr 2012 eingerichtet. Die 22 Schulen der zweiten Tranche hätten zum letzten Mal im Herbst 2019 Fünftklässler aufnehmen können. Der Versuch war auf sieben Jahre angelegt. Schulträger, die G9 verlängern wollen, müssen dies der Vorlage zufolge bis Ende Oktober 2017 beantragen. Den endgültigen Segen wird das Kabinett der Vorlage aus dem Ministerium voraussichtlich nach Ostern geben.

Mit der Verlängerung des Schulversuchs erlangen die Modellschulen Bestandsschutz über die Legislaturperiode hinaus, heißt es aus Regierungskreisen. Die CDU hatte sich im Landtagswahlkampf für die Wahlfreiheit zwischen G8 und G9 stark gemacht. Die Grünen hatten schon in den Koalitionsgesprächen mit der CDU betont, der Schulversuch zu G9 werde nach sieben Jahren auslaufen. An den G9-Schulen ist die Nachfrage hoch. Im Koalitionsvertrag steht, „an den 44 G9-Modellschulen wollen wir den Schulversuch unverändert weiterführen“. Die Änderung trage zur Klarstellung bei und bringe Ruhe in das System, was Eisenmann seit ihrem Amtsantritt anstrebe.

Grund für die Verlängerung ist der neue Bildungsplan

Ungeachtet der Änderungen an dem Modellversuch betont die Ministerin unverändert, „das achtjährige Gymnasium bleibt das Regelangebot. Eine Rückkehr zu G9 ist nicht vorgesehen.“ Diese Haltung Baden-Württembergs sei „unabhängig von Entscheidungen in anderen Bundesländern“, hatte Eisenmann jüngst erklärt. So erwägt Bayern die Rückkehr zu G9. Im vergangenen Schuljahr besuchten der Schulstatistik zufolge knapp 307 900 Schülerinnen und Schüler ein allgemein bildendes Gymnasium im Südwesten. 21 250 von ihnen wurden in einem neunjährigen Zug unterrichtet.

In der Kabinettsvorlage, die derzeit mit dem Finanzministerium abgestimmt wird, begründet das Kultusministerium die Verlängerung mit der Einführung des neuen Bildungsplans. Es gebe neue Fächer und einen neuen Fächerverbund. An allen Schularten wird jetzt in den Klassen fünf und sechs der Verbund „Biologie, Naturphänomene und Technik“ unterrichtet. Die Medienbildung und die Informatik würden gestärkt. Auch sei die Stundenausstattung verändert worden. In dem Modellversuch müsse nun untersucht werden, wie sich der neue Bildungsplan auf die verschiedenen Lerngeschwindigkeiten an den Gymnasien auswirke. Zusätzliche Kosten sollen dem Land durch die Verlängerung nicht entstehen. Es müssten nur die Ressourcen für G9 für weitere fünf Schuljahre im System verbleiben. Für den gesamten Schulversuch sind 133 Lehrerstellen zusätzlich veranschlagt.

Für die Wahlfreiheit zwischen acht- und neunjährigen Zügen an Gymnasien macht sich vor allem der Philologenverband stark. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) dagegen plädiert dafür, das achtjährige Gymnasium zu verbessern.