Livio Ambrogio ärgert sich über die Mehrkosten. Foto: Bernd Bodtländer

Der Transportunternehmer Livio Ambrogio wünscht sich deutlich mehr politischen Druck auf die Bahn. Es könne doch nicht sein, dass fast zwei Monate lang unter immensen Kosten der gesamte Frachtverkehr ausgebremst werde.

Gallarate - Bei seinen Trekkingtouren im Himalaya hat der italienische Transportunternehmer Livio Ambrogio eines gelernt: Gelassenheit. „Es kann immer etwas Unerwartetes passieren“, sagt der 68-Jährige – bei einem so aufwendigen Tunnelbau wie in Rastatt allemal. Und trotzdem hat der Chef von Ambrogio Trasporti S.P.A., der Güter auf der Schiene und der Straße durch Europa schickt, kein Verständnis dafür, dass die Baustellenarbeiten auf der wichtigsten Güterlinie Europas so langwierig sind. „Warum baut nicht die Bundeswehr kurzerhand eine provisorische Stahlbrücke“, schlägt er vor. Er wünscht sich deutlich mehr politischen Druck auf die Bahn. Es könne doch nicht sein, dass fast zwei Monate lang unter immensen Kosten der gesamte Frachtverkehr ausgebremst werde.

Im Laufe des Septembers kommt es noch viel Schlimmer, befürchtet der Unternehmer

Fünf Züge pro Woche bringt er normalerweise von Gallarate in der Lombardei Richtung Neuss in Nordrhein-Westfalen auf den Weg. Mal fährt er Nudeln oder Wein für deutsche Supermärkte, mal füllt er die Container mit chemischen Produkten oder Stahlware. Einen Zug weniger und höhere Transportkosten muss er wegen den Engpässen aktuell in Kauf nehmen. Der Aufschlag beträgt rund 2000 Euro, Kosten, die er nicht eins zu eins an seine Kunden weitergeben kann. „Ich hoffe die Bahn ist gut versichert und erstattet die Beträge“, sagt Ambrogio. Momentan muss er zusehen, wie ein Teil der zu befördernden Ware auf die Straße abwandert. „Das Schlimmste kommt noch im September“, mutmaßt der Familienunternehmer, dann seien die Ferien vorbei und das Transportaufkommen steige wieder an.

Besonders umständlich findet Ambrogio die Restriktionen, die für den Einsatz von Lokführern in Europa gelten. „Einer von der Deutschen Bahn kann noch nicht mal in Holland fahren“, sagt er verärgert. Dabei sei doch gerade jetzt maximale Flexibilität gefragt. Während Lastwagenfahrer oder auch Piloten auf unterschiedlichen Strecken eingesetzt werden könnten, gebe es sehr strenge Vorgaben bei den Lokführern. Ein Überbleibsel aus der Zeit der alten Monopole, sagt der Italiener. Er wünscht sich mehr Harmonisierung im Bahnverkehr.