Mag es auf seinem Weingut in Kanzem an der Saar gern leger: Günther Jauch (li.) mit Kellermeister Andreas Barth Foto: Claudia Schuh

Der Fernsehmann Günther Jauch pendelt zwischen Potsdam, Berlin und Köln. Und nebenher kümmert er sich auch noch um ein Weingut . Das hat familiäre Gründe.

Kanzem/Saar - Er trinkt am liebsten Riesling oder Spätburgunder und behauptet von sich selbst, dass er beim Weinmachen ein blutiger Anfänger ist. Zeit hat Deutschlands bekanntester Showmacher eigentlich auch nicht. Warum sich Günther Jauch trotzdem ein Weingut zugelegt hat? Aus Nostalgie, sagt er.

Günther Jauch („Wer wird Millionär?“) steht da, als wäre er gerade aufgestanden: unrasiert, keine Socken in den Sneakers, ungekämmt. Abseits von Ruhm und Showbusiness ist Deutschlands bekanntester Showmaster offensichtlich einer, der es normal und unkompliziert mag. Besonders hier in „Von Othegraven“, dem Weingut, das ihm seit vier Jahren gehört. Seitdem gilt Jauch als „der“ Promi-Winzer der Saar.

Neben ihm steht Andreas Barth, der Mann, der im Gut für Reben und Keller zuständig ist. Die beiden lotsen interessierte Besucher gleich wieder die Hofeinfahrt hinaus. Mitten in die Weinberge. Das alles gehört dem Fernsehmann: 15 Hektar Anbaufläche, einiges hat Jauch in den letzten Jahren noch dazugekauft. Die knorrigen Rebstöcke sind „mein Alter“, sagt der 57-Jährige. Kratzt sich am Kopf und blickt seine Steillage empor, den Kanzemer Altenberg, der sich nahezu perfekt gen Süden ausrichtet. Europas längste Steillage.

Saar-Rieslinge – einst mit die teuersten Weine Deutschlands

66 Prozent Steigung misst der Altenberg, so viel wie das Matterhorn. Das wäre doch mal eine schöne 125 000-Euro-Frage bei „Wer wird Millionär?“: Wie lange braucht ein Sportler, bis er oben ist? 5 Minuten, 7 Minuten, 10 Minuten oder 15 Minuten? Jauch grinst. Er sagt: „Die Erntehelfer wetten jedes Jahr um einen Kasten Bier, wer es in fünf Minuten nach oben schafft.“ Und? „Bisher hat es nur einer geschafft. Nach dem ersten Drittel wird es so steil, dass man am Ende auf allen vieren geht.“ Pause. „Also, ich schaffe es in fünf Minuten nicht.“

Hier wuchsen vor hundert Jahren mit die teuersten Weine Deutschlands und der Welt: die Saar-Rieslinge. „Das belegen die alten Bücher meines Großonkels“, sagt Jauch. „Die Weine dieses Gutes waren teurer als Champagner und gefragter als Bordeaux, sie wurden an den Höfen des europäischen Hochadels getrunken.“

Der TV-Moderator macht keinen Hehl daraus, dass er das Weinmachen seinem Kellermeister überlässt und er in Sachen Wein ein blutiger Anfänger ist. Bis zum 40. Lebensjahr hat er keinen Rotwein getrunken, erst mit 45 mit Weißwein angefangen. Er tastet sich allmählich heran und gibt sich bescheiden. Sein Weinwissen, gesteht er, „wird besser“. „Ich bin aber noch weit hinterher.“ Sein Lieblingsweißwein: Riesling. Unter den Roten schätzt er Spätburgunder. Aber: „Mittags nicht“, sagt er. Weil er tagsüber nichts verträgt.

Weingut seit sieben Generationen in Familienbesitz

Jauch pendelt zwischen seinem Haus in Potsdam, wo er mit seiner Frau und vier Töchtern lebt, und den Fernsehstudios in Köln und Berlin. In Kanzem kann er nur alle drei Wochen für drei bis vier Tage sein. Seine Frau Thea, die vom Bodensee stammt, kommt öfter. Man könne hier der Ruhe lauschen, die nichts mit Stille zu tun habe. „Wir genießen das“, sagt Jauch, dessen Leben von Terminen bestimmt ist. „Mein Kalender ist bis Ende des Jahres voll. Ich bin total durchgetaktet. Wochenende habe ich eigentlich nie – wegen der Sonntagssendung.“ Dass sich Jauch mit der Übernahme von „Von Othegraven“ zusätzlich Arbeit aufgehalst hat, hat familiäre Gründe: „Meine Großmutter war eine Geborene von Othegraven“, sagt er . Als seine Nichte das Gut zum Verkauf anbot, schlug er zu. „Ich wollte nicht, dass es in fremde Hände gerät.“

Jauch hat viele Erinnerungen an diesen Ort: Als Kind war er oft zu Besuch, spielte im Park und am Fluss, kroch zwischen den Fässern umher und rannte durch das erst 1954 wiederaufgebaute Haus. Das war für den Jungen aus der Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung in Berlin ein Paradies.

Die Ursprünge des Weinguts reichen 500 Jahre zurück. „In unsere Familie kam es 1805. Mein Ur-Ur-Urgroßvater hat das Gut übernommen, als es durch die Säkularisation zum Verkauf stand. Seitdem ist es in Familienbesitz“, sagt Jauch. „Meine Frau und ich führen es in der siebten Generation.“ Und was macht die achte? Jauch grinst: „Die älteste Tochter hat hier einmal einen Monat bei der Lese geholfen. Da können wir noch nichts sagen.“