Die „Guardians Of The Galaxy“ (v. li.): Zoe Saldana als Gamora, Chris Pratt als Peter „Star-Lord“ Quill, Waschbär Rocket, Dave Bautista als Drax - mehr Bilder zum Film in unserer Bildergalerie! Foto: Promo

Das Filmgeschäft ist unberechenbar - oft sind es gerade die unwahrscheinlichen Ansätze, die überraschen, anrühren. „Guardians Of The Galaxy“ ist so ein Fall: Schräge Rand­figuren aus dem Marvel-Comic-Universum, zum Teil lange ausgemustert, sind in den USA Publikumsliebling.

Filmkritik und Trailer zum Kinofilm "Guardians of the Galaxy"

Merkwürdige Charaktere zwingen sich da widerwillig zur Teamarbeit: Der smarte Halberdling Peter Quill, Spitzname „Star- Lord“, dessen Herz größer ist als seine Gaunergier (eine Entdeckung: Chris Pratt), die toughe Amazone Gamora, die Liebe erst lernen muss (Zoe Saldana, „Avatar“), der findige wie zynische, weil im Körper eines Waschbärs feststeckende Kopfgeldjäger Rocket (köstlich animiert), der tumbe, in seiner Rachsucht gerechte Muskelberg Drax (Wrestling-Star Dave Bautista) und schließlich der wundersame Groot, ein baumartiges Geschöpf mit sagenhaften Kräften, das zunächst wie ein Wasserträger wirkt, letztlich aber nicht nur eine Situation rettet.

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Dass der Bösewicht Ronan, eine Art außerirdischer Samurai-Verschnitt, an der Grenze zur Albernheit rangiert wie sein Mentor Thanos, fällt da kaum ins Gewicht – es genügt völlig, dass man ihnen abnimmt, die Welt zerstören zu wollen und zu können.

Der Film funktioniert auf zwei Ebenen, ohne dass die eine unter der anderen leiden würde: Er ist ein fantastisches ScienceFiction-Abenteuer und zugleich eine Blockbuster-Persiflage, die stereotype Situationen ins Absurde dreht. Da rettet der zweifelhafte Held seine Kampfgefährtin in einer atemberaubenden Szene im All vor dem sicheren Tod, was niemand von ihm erwartet hätte, am allerwenigsten sie – und liefert dann eine grandios komische Erklärung dafür, wie man sie sonst nur in Comedy-Serien wie „Big Bang Theory“ zu hören bekommt. zugleich stimmt die mit Details gespickte digitale Sci-Fi-Illusion: Weltraummasken wachsen um Gesichter, ein Spinnenetz aus Kampfschiffen dient als Schutzschild.

Genre-Autor („Tromeo & Julia“, 1996) James Gunn (44) hat mit drei Mitstreitern ein knackiges Drehbuch geschrieben, das auf den Punkt kommt, und als Regisseur beweist er ein exzellentes Gespür für Timing: Er lässt sein Ensemble die Szenen gerade so lange dramatisch ausspielen, wie sie dauern dürfen, um dann im richtigen Moment jeden Anflug von Klischees oder Kitsch konsequent zu brechen – mehr Details zu verraten hieße, den Filmgenuss zu schmälern. Mancher Weltraumgangster und selbst der Weltenzerstörer ist jedenfalls mehr als einmal verblüfft, mit welcher Chuzpe da ein paar Freaks wider jegliche Konvention handeln.

Entscheidend ist dabei der dramaturgisch eingesetzte Soundtrack („Awesome Mix Vol. 1“), eine Liebeserklärung Gunns an die Mixtape-Kultur mit wiederentdeckten Pop- und Rock-Perlen der 1970er Jahre wie „Spirit In The Sky“ von Norman Greenbaum oder „Go All The Way“ von den Raspberries.

Das Epizentrum der Satire ist die menschliche Hauptstadt, eine treffende Überspitzung schon heute zu erahnender Zukunft: Modisch Geeichte wuseln geschäftig durch eine gleichförmige Beton-Kulisse, während die Anführer (Glenn Close und John C. Reilly) Humanismus beschwören.

Eine Fortsetzung ist bereits in Arbeit. Hoffentlich bleibt Gunn unberechenbar. Zur Frage aller Fragen, wer wohl Peter Quills außerirdischer Vater sein mag, hat er dem Magazin „Empire“ verraten: „Es ist definitiv nicht dieselbe Figur wie in den Comics.“

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