Foto: Kienzle

Stuttgart 21: Vom 2. März an werden in der City 17 Kilometer Wasserrohre aufgebaut.

Stuttgart - Im Schlossgarten lässt die Deutsche Bahn AG vom heutigen Dienstag an auf der am 30. September 2010 gerodeten und inzwischen betonierten Fläche eine Anlage zur Grundwasser-Reinigung aufbauen. Sie soll bis 2. März komplett montiert sein.

Ab März wird die Firma Hölscher Wasserbau (Essen) entlang der Baugruben und Tunnel des Bahn-Projekts Stuttgart 21 und bis in Wohngebiete hinein 17 Kilometer Wasserrohre verlegen. Die zehn bis 30 Zentimeter starken Röhren werden auf Betonsockeln auf bis zu 4,50 Meter Höhe aufgeständert. So soll der Verkehr rund um den Bahnhof weiter rollen können.

Das gesamte Rohrsystem ist nötig, weil beim Tunnelbau und beim schrittweisen Ausheben der Bahnhofs-Baugrube Wasser in die unter dem Grundwasserspiegel liegenden Baustellen sickert. Es wird abgepumpt, gereinigt, und zu zwei Dritteln im Umfeld der Baugruben über Brunnen wieder ins Erdreich geleitet. Ein Drittel, das sind 1,6 Millionen Kubikmeter, fließt in den Neckar.

Das System solle sicher stellen, dass es durch Stuttgart 21 zu keinen Gebäudeschäden kommt, erläuterte der Bahn-Konzernbevollmächtigte Eckart Fricke am Montagabend dem Bezirksbeirat Mitte. "Häuser sind von ihrer Statik auf die bestehende Hydrologie berechnet", sagte Fricke. Mit dem Grundwasser-Management soll also der natürliche Wasserstand und -druck weitestgehend erhalten werden.

Der Bezirksbeirat hatte bereits im Oktober 2010 auf Antrag der Linken Bahn-Vertreter zum Thema Wasser-Management eingeladen. Es kam aber niemand. Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle (Grüne) musste das Unternehmen dem Vernehmen nach mehrfach bitten, endlich Stellung zu nehmen - diverse Bezirksbeiräte waren von Bürgern angesprochen worden.

Der Wert der Neuigkeiten, die Fricke und die von der Stadt bezahlte Bürgerbeauftragte Alice Kaiser mitbrachten, hielt sich am Montag in Grenzen. Über die genaue Lage der Leitungen verhandle man abschließend mit der Stadt, bat Fricke um Geduld. Die Anlage samt Rohren bleibt bis zur Inbetriebnahme von Stuttgart21 stehen - also voraussichtlich bis Ende 2020.

Erst als Bezirksvorsteherin Kienzle ein Luftbild aus dem Internet samt eingezeichneter Leitungswege präsentierte, sagten Fricke und Kaiser zu, eine exakte Darstellung zu liefern. Fricke zeigte sich genervt über Kienzles Foto, das von den Parkschützern, also Stuttgart-21-Gegnern, stammte. "Wir beschäftigen uns mit jedem Pamphlet und beantworten alle Fragen", sagte er. Man könne sich aber fragen, ob das richtig sei. Kienzle nannte es "enttäuschend", dass die Bahn keine Bilder liefere.

Die von Leitungen betroffenen Bürger würden rechtzeitig informiert, sagte Fricke. Am 28. Februar will er wieder im Beirat sein. Bis dahin soll er, so die einstimmige Forderung, darauf hinwirken, dass die Fundamente für die Rohre möglichst klein ausfallen, nicht auf Gehwegen stehen und die Rohre Fenstern nicht zu nahe kommen.