Manche Kinder machen in der Schule Hausaufgaben, andere gehen mittags heim und büffeln dort. Eltern haben in Sachen Betreuung die Qual der Wahl. Foto: dpa

Eltern, die ihr Kind an einer Grundschule anmelden wollen, haben die Qual der Wahl. Für die Nachmittagsbetreuung gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle. Und das ist durchaus so gewollt. Für jeden soll etwas dabei sein.

Filder - Das Ja hat nicht wirklich überrascht. Die Riedseeschule hatte genügend Zeit, sich darauf vorzubereiten, schließlich hat sie selbst den Weg dafür geebnet. Vom kommenden Schuljahr an wird die Möhringer Grundschule zur Ganztagsschule werden. Einen entsprechenden Antrag hat die Verwaltung Anfang Oktober beim Regierungspräsidium gestellt. Die Riedseeschule befindet sich damit in der inzwischen schon achten Tranche mit Bildungseinrichtungen, die ihren Betrieb umstellen wollen. Inzwischen ist so ein schier unüberschaubares Durcheinander entstanden, das sich zudem jedes Jahr verändert.

Die Qual der Wahl ist gewünscht

Eltern haben die Qual der Wahl, und das ist gewünscht. Wurde früher im Grunde nur vormittags unterrichtet, soll sich die Schullandschaft für die Erst- bis Viertklässler nach und nach verändern. Den Bedürfnissen der Eltern entsprechend, sollen die Kinder auch nachmittags unterrichtet werden. Damit soll der steigende Betreuungsbedarf gedeckt werden, denn viele Mütter und Väter arbeiten Vollzeit. Wer sein Kind jedoch nachmittags lieber zu Hause sehen will, findet sich im neuen System aber ebenso wieder.

„Praktisch jede Grundschule macht ein Betreuungsprogramm“, sagt Karin Korn, die Leiterin des Schulverwaltungsamts. Ganz klassisch kann es sich dabei um eine einfache Nachmittagsbetreuung handeln, einen Hort also. Dann gibt es da die Schülerhäuser, für die die Schulen mit sozialen Trägern wie etwa örtlichen Jugendhäusern kooperieren. Und dann gibt es die Ganztagsschulen, bei denen der Nachmittagsunterricht mal verpflichtend ist und mal nicht.

16 Grundschulen gibt es auf der Filder-ebene, von Büsnau ganz im Westen bis Heumaden im Osten (siehe Karte). Derzeit halten drei von ihnen an der klassischen Nachmittagsbetreuung fest. Entweder, weil eine Umfrage unter den Eltern erbracht hat, dass eine Umstellung nicht gewünscht ist, oder weil der nötige Platz fehlt. Zwei weitere wollen sich auf den Weg zur Ganztagsschule machen, sind aber noch nicht so weit. Vier Grundschulen sind bereits Ganztagsschule, wobei die Birkacher Einrichtung auf die meiste Erfahrung zurückblicken kann. Die Eltern, Kinder und Lehrer dort stellten sich zum Schuljahresbeginn 2011 um. Die meisten Einrichtungen indes, sieben an der Zahl, betreiben ein Schülerhaus.

Eltern können Umschulungsanträge stellen

Wer die Wahl hat, will sie natürlich auch nutzen. Eltern können inzwischen selbst bestimmen, auf welche Grundschule ihr Kind geht. „In Stuttgart gibt es 72 Grundschulen auf das Stadtgebiet so verteilt, dass die überwiegende Masse der Kinder im Umkreis von maximal zwei Kilometern von der Schule entfernt wohnt“, sagt Korn. „Die Kinder sollen sich in ihrem sozialen Umfeld bewegen und dort Selbstständigkeit üben und erlangen.“ Es sei also besser, wenn die Rohrer Kinder in Rohr zur Schule gehen und die Riedenberger in Riedenberg. „Dennoch können Eltern Umschulungsanträge stellen“, sagt Korn.

Dabei muss aber ein Grund angegeben werden. Akzeptiert wird zum Beispiel, wenn die Geschwister in eine andere Schule gehen, wenn die Grundschule vor Ort nicht das bietet, was gewünscht wird, oder wenn es um das pädagogische Profil geht. So wird an der deutsch-französischen Grundschule in Sillenbuch in zwei Sprachen unterrichtet. Die exklusive Halbhöhenlage einer Schule indes ist kein Umschulungsgrund. Aber „die Schulbezirksregelung gilt nicht, wenn eine Privatschule gewählt wird“, sagt Korn.

Auch die Fasanenhofschule hat übrigens Anfang Oktober die Umstellung beim Regierungspräsidium beantragt. Sie will künftig Ganztagsschule sein. Das ist sie zwar schon seit Jahrzehnten, aber eben nach dem alten Modell. Künftig soll der Betreuungsschlüssel weitaus höher sein. Platz dafür ist ohnehin vorhanden, schließlich wurde der Hauptschulbetrieb vor einem Jahr eingestellt. Eine Mensa ist aber noch vorhanden.

Kleine Begriffsklärung:

Grundschulformen
: Der Gemeinderat hat 2011 den Grundsatzbeschluss gefasst, dass bis zum Ende des Jahrzehnts der steigende Betreuungsbedarf durch Ganztagsschulen gedeckt werden soll. Denn immer mehr Eltern arbeiten Vollzeit und sind nachmittags nicht da.

Nachmittagsbetreuung:
Der Unterricht wird auf den Vormittag gelegt, die Kinder können aber fürs Mittagessen sowie darüber hinaus in der Schule bleiben, in der Regel bis 14 Uhr.

Schülerhaus
: Das ist die Übergangsform zur Ganztagsschule. Das neue Betreuungskonzept soll alle vorhandenen Systeme vereinheitlichen. Ein sozialer Träger übernimmt die Betreuung.

Ganztagsschule:
In gebundenen oder verbindlichen Schulen ist der Nachmittagsunterricht Pflicht. In Schulen mit Wahlmöglichkeit können die Eltern zum Schuljahresbeginn entscheiden, ob ihr Kind in einem Halbtags- oder Ganztagszug unterrichtet wird.

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