408 Gymnasiasten wechseln auf die Realschule – die meisten von ihnen waren aber noch mit verbindlicher Grundschulempfehlung aufs Gymnasium gekommen Foto: dpa

Stuttgarts Realschulen müssen mit mehr Rückläufern aus den Gymnasien rechnen als je zuvor. Die Abschaffung der verbindlichen Grunschulempfehlung ist aber nicht schuld, sagt das Schulamt.

Stuttgart - Stuttgarts Realschulen müssen in diesem Schuljahr mit mehr Rückläufern aus den Gymnasien rechnen denn je. Wie das Staatliche Schulamt am Dienstag bekannt gab, wechseln 408 Gymnasiasten nun auf eine Realschule. Die meisten dieser Schüler hatten bereits die 8. oder die 9. Klasse absolviert, bevor sie sich für den anderen Schultyp entschlossen hatten. „Es handelt sich in der Mehrzahl um Schüler, für die es nach dem Ende der 4. Klasse noch eine verbindliche Grundschulempfehlung gab“, sagt Schulamtsleiterin Ulrike Brittinger.

Die Grundschulempfehlung ist im zweiten Jahr nicht mehr verbindlich für die Eltern. Seitdem warnen die Rektoren davor, die Fünftklässler mit einem Schultyp zu überfordern, der nicht ihren Fähigkeiten entspricht.

Einen deutlichen Zusammenhang zwischen Wegfall der Grundschulempfehlung und Überforderung von Schülern stellt eine landesweite Erhebung her, die kürzlich veröffentlicht wurde. Demnach mussten in den vergangenen zwei Schuljahren an den Realschulen und Gymnasien deutlich mehr Fünft- und Sechstklässler die Klasse wiederholen als in früheren Jahren. An den Realschulen sind es in diesem Jahr 4,4 Prozent der Fünft- und 3,8 Prozent der Sechstklässler, an den Gymnasien 1,6 Prozent der Fünft- und 2,6 Prozent der Sechstklässler.

Das Kultusministerium hat inzwischen den Förderbereich der weiterführenden Schulen personell aufgestockt. Die Stuttgarter Realschulen insgesamt erhalten dafür in diesem Schuljahr jedoch unverändert nur 4,3 Lehrerstellen zusätzlich.

Erstmals werden an den Grundschulen so genannte Spracheingangsklassen für 202 Erstklässler mit Sprachdefiziten eingerichtet, die Zahl der Vorbereitungsklassen für zugewanderte Kinder und Jugendliche steigt wegen der anhaltenden Flüchtlingswelle von 34 auf 72.