Max Keßler, Karl Kübler, Daniel Reiser (von li.) und der intelligente Rollator Foto: Jan Reich

Mobilität im Alter wird in einer Gesellschaft, die immer älter wird, ein immer wichtigeres Thema. Genau hier setzte der E-Buddy an, ein Rollator mit mehr Technik als irgendein anderer. Er wird an der Universität Stuttgart entwickelt.

Mobilität im Alter wird in einer Gesellschaft, die immer älter wird, ein immer wichtigeres Thema. Genau hier setzte der E-Buddy an, ein Rollator mit mehr Technik als irgendein anderer. Er wird an der Universität Stuttgart entwickelt.

Stuttgart - Die vierte Generation macht schon deutlich mehr her als die dritte. Während die letztere noch wie provisorisch zusammengeschustert wirkt, sieht das aktuelle Modell richtig schick aus. Wäre der E-Buddy kein Rollator, sondern ein Auto, wäre er ein Mercedes.

Die Köpfe hinter dem Luxusrollator, der einmal 2000 Euro kosten soll, sind Daniel Reiser, Max Keßler und Karl Kübler. Teilweise sind die Maschinenbauer und Automatisierungstechniker noch an der Uni in Stuttgart, teilweise gerade mit dem Studieren fertig. Aber allen gemein ist: E-Buddy ist nicht ihr erstes Start-up-Unternehmen.

Kennengelernt hat sich das Gründer-Trio 2012 bei einem Existenzgründerstammtisch. Daniel Reiser war damals mit seinem Unternehmen, das individuelle Bonbons herstellt, in den Startlöchern, Max Keßler und Karl Kübler feilten an einem Automaten, der gesundes Essen für Studenten beinhaltet. „Bei dem Stammtisch drehte sich alles um E-Bikes“, erinnert sich Reiser, „das brachte uns darauf: Hey, warum das Konzept nicht auf Rollatoren übertragen?“ Eine Idee, deren Umsetzung ihre Tücken haben sollte.

Denn um ein Produkt zu entwickeln, braucht man neben technischem Know-how und Engelsgeduld vor allem eins: Geld. „Hätten wir das Exist-Stipendium vom Bundesministerium für Wirtschaft nicht gekriegt, wären wir nicht weiter als bis zum ersten Prototyp gekommen“, sagt Reiser. Knapp 100 000 Euro erlauben den 25- bis 27-Jährigen, ein Jahr lang an der Technik des E-Buddy zu feilen und von 2000 Euro brutto im Monat plus Kleineinnahmen aus den anderen Start-ups leben zu können. „Als Studenten konnten wir finanziell nicht mehr absteigen“, witzelt Reiser.

Dieses Leben findet großteils im zweiten Stock eines der Gebäude der Uni Vaihingen statt, das die Institute Elektro- und Informationstechnik beherbergt. Groß ist der Hybrid aus Werkstatt und Büro nicht, aber dafür dürfen die drei Tüftler die Fläche der Universität umsonst nutzen. Getestet wird der E-Buddy im Flur oder in einer Reha-Klinik. Im April soll er erstmals durch ein Altenheim fahren. „Den E-Buddy kann man in der Reha einsetzen, oder wenn man dauerhaft gehbehindert ist“, erklärt Keßler, „durch den Elektromotor werden die Bewegungen unterstützt.“ Aktuell ist die Steuerung noch etwas fummelig. „Ja, an den Griffen müssen wir noch feilen“, räumt Keßler ein. Das hätten auch die Testpersonen in der Reha-Klinik bestätigt.

Einwandfrei funktionieren dagegen die LED-Lichter, die den E-Buddy sowohl in der Front als auch von hinten bei Dunkelheit gut sichtbar machen. „Die Unterbodenbeleuchtung kommt noch“, scherzt Keßler. Doch auch ohne soll der E-Buddy auch ein Statussymbol werden, wie die Gründer unverhehlt zugeben. „Rollatoren waren bisher einfach nicht sexy. Das wollen wir ändern, mit dem E-Buddy kann man Individualität beweisen“, sagt Reiser.

Wie beim Mercedes wird auch beim E-Buddy die Elektronik immer wichtiger. Das System ist mit einer App fürs Tablet verknüpft. „Damit lassen sich Geschwindigkeit und Bremsautomatik steuern“, sagt Kübler, „und dadurch Hänge oder Kopfsteinpflaster prima meistern.“ Maximal sechs Kilometer pro Stunde, entweder vorwärts oder rückwärts. Doch die App kann noch mehr: „Man kann Einkaufslisten schreiben oder das GPS-Tracking für Rollstuhlfahrer nutzen“, so Kübler weiter. Denn: „Was für den Rollstuhl recht ist, ist für den Rollator auch recht.“ Logisch.

Dabei stellt sich den Gründern die Herausforderung, die Bedienungsoberfläche des Tablets besonders intuitiv und simpel zu gestalten – schließlich sind potenzielle E-Buddy-Nutzer in der Regel nicht mit Touchscreens aufgewachsen. Eine Erweiterung des digitalen Programms sieht vor, dass Ärzte ihre Patienten beobachten können. Wer in der Reha faul ist und das Geh-Training schwänzt, wird vom E-Buddy überführt.

Zumindest, wenn sich der E-Buddy als Erfolg erweist. „Mit den Tests im Altersheim wollen wir dem Rollator die Kinderkrankheiten austreiben“, sagt Reiser. Danach steht die Vermarktung an. Aber da hat man mit Mercedes ja ein klares Vorbild, sind sich die Gründer einig.