Bahnchef Rüdiger Grube rechnet nach dem Volksentscheid zu Stuttgart 21 mit einem raschen Ende der jahrelangen grundsätzlichen Debatten. Foto: dpa

Bahnchef Rüdiger Grube rechnet durch den Volksentscheid mit einem Ende der Debatten.

Offenburg - Bahnchef Rüdiger Grube rechnet nach dem Volksentscheid zu Stuttgart 21 mit einem raschen Ende der jahrelangen grundsätzlichen Debatten. Die Abstimmung werde endgültig Klarheit schaffen, sagte Grube am Samstag im badischen Offenburg (Ortenaukreis). „Das Ergebnis am 27. November wird einen Schlussstrich ziehen“, sagte Grube eine Woche vor der Abstimmung. Er rechne damit, dass das Ergebnis von allen akzeptiert werde. Er gehe davon aus, dass die Stuttgart-21-Gegner das notwendige Quorum nicht erreichen werden. Das milliardenschwere Bahnprojekt werde dann wie geplant umgesetzt.

Über Stuttgart 21 sei jahrelang debattiert worden, sagte Grube. Nun habe der Bürger das letzte Wort. „Und ich bin überzeugt, dass sich danach alle an die beim Volksentscheid gefundene Mehrheit halten werden.“

Im Falle eines Sieges sollen die Arbeiten unverzüglich fortgesetzt werden

Die Schlichtung und der Stresstest hätten zu einer Versachlichung der oft emotional geführten Debatte geführt. Dies gelte auch für den Volksentscheid. „Er bildet das Finale und bringt ein Ergebnis, an das sich alle halten werden.“ Der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ sagte der Bahnchef: „Alle Umfragen sagen, eine Mehrheit, 55 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg, ist für Stuttgart 21.“ Er kündigte an, im Falle eines Sieges die Arbeiten unverzüglich fortsetzen zu wollen. „Wir würden sofort weitermachen.“ Als erstes werde man sich um das Grundwassermanagement kümmern, Anfang kommenden Jahres dann den Südflügel des Stuttgarter Hauptbahnhofs abreißen. „Mit den eigentlichen Tiefbauarbeiten würden wir im Juli nächsten Jahres beginnen.“

Nur ein kleiner Kern der Stuttgart-21-Gegner werde sich vermutlich nicht überzeugen lassen, sagte Grube auf der Zugfahrt. „Aber diese Minderheit wird schon jetzt immer kleiner. Und sie wird letztlich auch keine Unterstützer mehr haben.“ Werde das Quorum nicht erreicht, habe der Protest keine Legitimation mehr. Dennoch rechne er mit weiteren Aktionen der Gegner. „Es wird ein letztes Aufbäumen geben“, sagte Grube. „Dieser Protest wird aber keinen langen Atem haben, weil er auf keinem demokratischen und inhaltlichen Fundament mehr steht.“

Robin Wood baut Baumhaus im Schlossgarten

Eine Woche vor der Volksabstimmung hatten Aktivisten von Robin Wood am Samstag mit dem Bau eines Baumhauses im Stuttgarter Schlossgarten begonnen. Die Aktion steht unter dem Motto „Do it yourself - Demokratie geht anders“. Mit der Baumbesetzung wollen sie die alten Bäume des Schlossgartens vor ihrer Abholzung für den Bau des Tiefbahnhofs schützen. Das Baumhaus sollte bis Sonntagabend stehen. Robin Wood lehnt Stuttgart 21 ab.

Grube war am Samstag mit einem Sonderzug auf der Rheintalbahn unterwegs, um gemeinsam mit Befürwortern von Stuttgart 21 für das Projekt zu werben. Begleitet wurde er unter anderem von den Fraktionschefs Peter Hauk (CDU) und Claus Schmiedel (SPD). Der baden-württembergische Finanzminister und SPD-Chef Nils Schmid warf den Grünen vor, das Projekt mit dem Argument einer angeblichen Kostenexplosion hintertreiben zu wollen. Aussagen von grüner Seite, der Kostenpuffer der Bahn sei schon jetzt ausgereizt, seien „der untaugliche Versuch, das Projekt durch die Hintertür zu torpedieren“, sagte Schmid der „WirtschaftsWoche“. „Die Bahn hat der Landesregierung gerade erst eine neue Kostenkalkulation vorgelegt, die mir absolut plausibel erscheint. Danach haben wir bei den Kosten noch einen erheblichen Puffer.“

Falls die Bahnhofsgegner Erfolg haben und das Projekt kippt, will Schmid die Schadenersatzzahlungen in Milliardenhöhe aus dem Verkehrsressort des Landes finanzieren, das der Grünen-Politiker und S21-Gegner Winfried Hermann leitet. Schmid: „Entschädigungszahlungen müssten vor allem aus dem Etat des Verkehrsministeriums bestritten werden. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Koalition mögliche Ausstiegskosten durch die Wiedereinführung von Studiengebühren oder Sparmaßnahmen bei Kitas und Ganztagsschulen hereinholt.“