Nico Rosberg beim Training für den Grand Prix in Ungarn: Am Samstag wird es auf dem Asphalt bis zu 60 Grad heiß sein. Foto: Getty

Nur bei einem Grand Prix konnte Mercedes in dieser Formel-1-Saison nicht gewinnen: in Malaysia, dort war es sehr heiß. Auch in Ungarn stehen hohe Temperaturen bevor, und Ferrari hofft.

Budapest - In der Sauna für den Grand Prix in Ungarn trainieren? Bringt nichts. „Es ist nutzlos, wenn man es nur kurzfristig macht. Man muss in dieser Umgebung leben, damit sich der Körper wirklich anpasst“, sagt Nico Rosberg, „ich habe in letzter Zeit auch in der Mittagshitze trainiert. Kann ja nicht schaden.“ Beim Rennen in Budapest am Sonntag (14 Uhr/RTL) wird es im Cockpit bis zu 70 Grad heiß, die Fahrer verlieren in den knapp zwei Stunden bis zu vier Liter Flüssigkeit, was nicht ungefährlich ist.

Mediziner ermittelten, dass ein Verlust von zwei Prozent Körperflüssigkeit zu Konzentrationsmängeln führt, gehen gar fünf Prozent verloren, nimmt die Leistungsfähigkeit deutlich ab. Der Silberpfeil-Pilot hat in Ungarn fast schon einen höheren Treibstoffverbrauch als der Mercedes-Motor – Rosberg trinkt von Donnerstag an zwei bis drei Liter mehr als gewöhnlich, um den Tank zu füllen. „Es ist wichtig, das Richtige zu trinken, Wasser mit Elektrolyten und Mineralien“, sagt er.

Für die Mercedes-Fahrer Rosberg und Lewis Hamilton könnte sich die Hitze als einziger ernsthafter Gegner erweisen, denn heiße Temperaturen sind eher ein Nachteil für den Silberpfeil – das einzige Rennen, bei dem weder der Deutsche noch der Brite die 25 Punkte für den Sieger gutgeschrieben bekamen, war Malaysia. In Sepang hatte es 33 Grad Luft- und 58 Grad Asphalttemperatur, Sebastian Vettel drehte dem Mercedes-Duo eine lange Nase.

"Es braucht ein perfektes Wochenende, um nah an Mercedes dran zu sein"

„Ich glaube, diese Strecke kommt den Mercedes-Gegnern ein bisschen mehr entgegen als andere“, sagt der Heppenheimer über den kurvenreichen Hungaroring, „doch es braucht ein perfektes Wochenende, um nah an Mercedes dran zu sein und sich in eine Position zu bringen, von der aus man attackieren und profitieren kann.“

Ferrari verspricht sich zudem einiges von der Reifenzuordnung, Pirelli bringt die Mischungen Medium und Soft an den Hungaroring. Hätte der Ausrüster härtere Mischungen ausgewählt, würde sich die Scuderia Sorgen machen. Viel Abtrieb auf der kurvenreichen und von Bodenwellen übersäten Strecke sowie weichere Pneus könnten Ferrari in Budapest in die Karten spielen, so hört man optimistisch aus Maranello. Auch weil Mercedes vielleicht immer noch nicht bei extremen Temperaturen die Reifen wirklich optimal nutzen kann.

Darüber hinaus stellt das Streckenlayout mit keiner echten Überholmöglichkeit die Motoren vor keine Herausforderung, so dass dieser Mercedes-Trumpf nur halb so viel wert ist. Vettel allerdings schiebt allzu euphorischen Erwartungen der Ferraristi einen Riegel vor. „Im Moment sind wir nicht die Favoriten, das sind andere“, sagt der Ex-Weltmeister.

Anstatt auf die Spitze zu schielen, blickt Vettel lieber in Richtung der aufholenden Williams-Verfolger. Nur wegen eines Strategiefehlers des britischen Konkurrenten und eines Wetterumschwungs war es dem Ferrari-Star zuletzt in Silverstone gelungen, doch noch hinter den Mercedes-Fahrern aufs Siegertreppchen zu hüpfen. „Ohne den Regen wären wir nicht auf dem Podium. Es war ein Ergebnis, das wir so nicht verdient hätten“, hatte der Hesse nach dem britischen Grand Prix kritisch eingeräumt.

Vielleicht aber lösen sich diese Gedankenspiele in heiße Luft auf und Mercedes macht den Sieg wieder unter sich aus. Lewis Hamilton scheint davon auszugehen, er stichelte wieder mal gegen WM-Rivale Rosberg. „Nico hatte im letzten Rennen keine Probleme mit den Bremsen. Ich lasse euch das wissen, weil ich die Daten kenne“, erzählte er der Reporterschar.

Zuvor hatte der Deutsche als einzigen Schwachpunkt beim Silberpfeil den langen Weg zur optimalen Bremse ausgemacht. Hamilton präsentierte auch sein neuestes Tattoo, ein Löwenkopf auf der linken Brust. „Der Löwe sammelt die Kraft der Sonne, um sie in Form seines Willens freizusetzen“, philosophierte der Glamourboy der Formel 1. Die Kraft der Sonne ist in Ungarn eben das große Thema – es muss nur noch die Frage beantwortet werden: Wer macht sich ihre Kraft am besten zunutze?