Das Brandzimmer ist völlig verrußt Foto: Max Kovalenko

Ein 66 Jahre alter Mann ist am Mittwochmittag bei einem Brand in einem städtischen Männerwohnheim ums Leben gekommen. Die Rettungskräfte musste mehr als 50 Menschen aus dem Gebäude holen.

Stuttgart - Schwarzer Rauch dringt aus einem Fenster im vierten Stock des Männerwohnheims an der Nordbahnhofstraße. Von der Straße und vom Inneren des Gebäudes aus versuchen rund hundert Rettungskräfte am Mittwochmittag, das Feuer zu bekämpfen. Und sie schaffen es, dass die Flammen nicht auf den Rest des städtischen Hauses übergreifen. Mehrere Menschen holen sie per Drehleiter aus dem Gebäude. Doch für den Bewohner des Zimmers, in dem das Feuer um kurz nach zwölf Uhr ausgebrochen ist, kommt jede Hilfe zu spät. Der 66 Jahre alte Mann aus Mazedonien, der seit 2008 in dem Männerwohnheim lebt, ist bereits tot.

Nur sieben Minuten hat die Feuerwehr bis zum Einsatzort gebraucht, doch die Flammen sind bereits aus dem Fenster geschlagen, als die Retter eingetroffen sind. Was den Brand ausgelöst hat, ermitteln offiziell noch die Spezialisten der Polizei. „Ersten Erkenntnissen zufolge liegt weder ein Fremdverschulden noch ein technischer Defekt vor“, sagt Polizeisprecher Thomas Geiger. Als wahrscheinlichste Erklärung gilt eine brennende Zigarette.

Im kleinen Garten vor dem Gebäude sammeln sich die anderen Bewohner. Mitarbeiter der Unterkunft für wohnungslose Männer und Rettungskräfte bringen sie ins Freie. Dort werden sie mit Decken und Getränken versorgt. 50 Männer werden aus dem Haus gerettet. Der Schreck steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Einer, der auf derselben Etage wie das Brandopfer gewohnt hat, nimmt einen kräftigen Schluck aus der Sprudelflasche und stammelt: „Zum Glück haben die uns noch rechtzeitig rausgeholt.“

Das ist offenbar auch dem beherzten Eingreifen der Mitarbeiter zu verdanken. „Sie haben per Notruf Hilfe angefordert und die ersten Bewohner ins Freie gebracht“, sagt ein Feuerwehrsprecher. Zudem besorgen sie den Rettungskräften eine Belegungsliste. Mit deren Hilfe und der Durchsuchung des Gebäudes kann schließlich sichergestellt werden, dass sich keine Menschen mehr darin befinden. Geholfen habe zudem, dass die interne Brandmeldeanlage des Hauses funktioniert habe und die Brandschutztüren dem Feuer standgehalten hätten. Zwei weitere Menschen müssen dennoch mit Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus – ein Bewohner sowie ein Mitarbeiter des Rettungsdienstes.

Vor dem Haus treffen sich bereits kurz nach dem Löschen des Feuers die Vertreter der Stadt und der Einsatzkräfte zur Lagebesprechung. Ordnungsbürgermeister Martin Schairer ist ebenso vor Ort wie Sozialbürgermeisterin Isabel Fezer und Polizeipräsident Franz Lutz. „Ich bin geschockt, dass ein Bewohner des Heims ums Leben gekommen ist“, sagt Isabel Fezer. Dennoch ist sie auch erleichtert, dass nicht noch mehr passiert ist: „Die Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern im Haus hat gut funktioniert.“ Schairer bestätigt: „Die Rettungskette hat geklappt.“ Das sei umso wichtiger, da einige der Menschen, die in dem Haus lebten, sich nur schwer selbst helfen könnten.

Nach rund zwei Stunden können die Bewohner zurück ins Gebäude. Manche von ihnen müssen von Helfern gestützt werden. Der vierte Stock des Gebäudes, das in den nächsten Jahren ohnehin abgerissen werden soll, bleibt zunächst unbenutzbar. Doch weil die Bewohner auf den anderen Etagen zusammenrücken, können alle Männer in der Nordbahnhofstraße bleiben.

Die weiträumig abgesperrten Stadtbahngleise und angrenzenden Straßen werden um 14.15 Uhr wieder freigegeben. Die Höhe des Sachschadens steht noch nicht fest.