Auch Athina Giasta wird am 15. August den Feiertag mit ihrer Familie in Griechenland verbringen. Foto: Annina Baur

Am 15. August ist Athen wie ausgestorben. Die meisten Griechen pilgern aufs Land und auf die Inseln, um Panagia, das Fest der Muttergottes zu feiern.

Bad Cannstatt - Panagia, die Allheilige, hatte ihren großen Tag am Montag. Am 15. August wird im überwiegend orthodoxen Griechenland das Fest der Muttergottes gefeiert, die orthodoxen Kirchen verehren Maria als Gottesgebärerin. Während in Deutschland der Tag Mariä Himmelfahrt heißt und kaum jemand Notiz davon nimmt, ist es in Griechenland ein landesweiter religiöser Feiertag. „Das wird groß gefeiert“, berichtet die Cannstatter Griechin Athina Giasta. „Niemand arbeitet, Restaurants und Geschäfte bleiben geschlossen.“ Stattdessen kommen die Familien zusammen, besuchen morgens gemeinsam den Gottesdienst und essen danach traditionell Lammbraten. Viele fasten vor dem Festtag sogar zwei Wochen, in der Regel wird auf Fisch, Fleisch, Milchprodukte, Wein und Öl verzichtet. Kaum ein Grieche bleibe in Athen, fast alle verbringen Panagia auf dem Land oder einer Insel. „Athen wird wie ausgestorben sein“, sagt Athina Giasta schmunzelnd, die übrigens selbst am 15. August bei Verwandten in der griechischen Hauptstadt sein wird.

Wichtigstes Wallfahrtsziel ist die Insel Tinos und die dortige, nach Maria benannte Kirche. „Viele Griechen bitten an diesem Tag die Muttergottes um Gesundheit für einen geliebten Menschen oder wenden sich mit einem unerfüllten Kinderwunsch an die Ikone“, berichtet Giasta. Wenn sich dieser Wunsch erfülle, kämen die Menschen im folgenden Jahr erneut nach Tinos: „Manch einer krabbelt vom Hafen auf einem Teppich bis zur Kirche, um seine Dankbarkeit zu zeigen.“ Außerdem gebe es auf Tinos und auch an einigen Orten Prozessionen, bei denen eine mit Blumen geschmückte Ikone durch die Dörfer getragen werde. Mancherorts sei es auch üblich, beim Kirchgang einen kleinen Blumenstrauß zu pflücken und die Festikone damit zu schmücken.

Kolumne: Athina Giasta ist in Griechenland geboren und in Deutschland aufgewachsen. Zehn Jahre lang hat die 32-Jährige in Athen gelebt und ist dann nach Deutschland zurückgekehrt. Nun lebt und arbeitet sie in Bad Cannstatt. Regelmäßig lässt sie die Redaktion an ihrem Leben teilhaben, das in zwei Kulturen spielt.