Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) Foto: dpa

Der IWF schätzt, dass Griechenland bis Ende 2018 rund 52 Milliarden Euro an zusätzlichen Hilfen benötigt. In Berlin lehnt man einen weiteren Schuldenschnitt für Athen aber weiterhin strikt ab.

Berlin - Die Bundesregierung bleibt auch nach alarmierenden Finanzberechnungen durch den Internationalen Währungsfonds (IWF) bei ihrem Nein zu einem weiteren Schuldenschnitt für Griechenland. Aus dem vom IWF ermittelten Finanzbedarf sei „keinesfalls der Schluss abzuleiten, dass ein Schuldenschnitt zwingend erforderlich“ sei, sagte der Sprecher des Finanzministeriums, Martin Jäger, am Freitag in Berlin. Wenn man wie schon im April sage, die Probleme würden nicht über einen Schuldenschnitt gelöst, dann gebe es die Möglichkeit von Reformmaßnahmen.

Nach einer vorläufigen Einschätzung des IWF benötigt Griechenland bis Ende 2018 rund 52 Milliarden Euro an zusätzlichen Hilfen. Rund 36 Milliarden Euro davon müssten aus der Eurozone kommen, geht aus einer Bewertung der Schuldentragfähigkeit des Landes hervor.

Die IWF-Experten erklärten, dass eine Lockerung der bisher erwogenen Reformpakete auch einen Schuldenschnitt notwendig machen würde. Dies gelte etwa, wenn eine Einigung geringere Haushaltsüberschüsse oder schwächere Reformvorgaben vorsehe. Ein weiterer Schuldenschnitt würde diesmal vor allem Steuerzahler der anderen Euroländer treffen.

Die Situation in Griechenland hat sich laut Jäger durch die „Misswirtschaft“ der seit Januar amtierenden Links-Rechts-Regierung in Athen noch einmal deutlich verschlechtert. Mit Blick auf Spekulationen über eine rasche Einigung auf ein Hilfsprogramm aus dem dauerhaften Euro-Rettungsfonds ESM verwies Jäger auf das mehrstufige Verfahren. Das sei „eine nicht einfache Prozedur“.