Wahlsieger Tsipras: Vom Sparen hält er nichts – stattdessen sollen die anderen Länder Griechenland die Schulden erlassen Foto: dpa

Nach dem Wahlsieg der Linkspartei Syriza von Alexis Tsipras in Griechenland wachsen in anderen EU-Ländern Begehrlichkeiten. In mehreren Staaten wird bereits laut über eine Lockerung strikter EU-Sparvorgaben nachgedacht.

Athen/Berlin/Brüssel - Nach dem Wahlsieg der Linkspartei Syriza von Alexis Tsipras in Griechenland wachsen in anderen EU-Ländern Begehrlichkeiten – noch bevor Athen überhaupt weitere Gespräche im griechischen Schuldendrama begonnen hat. In mehreren Staaten wird bereits laut über eine Lockerung strikter EU-Sparvorgaben nachgedacht.

So sagten die in Paris regierenden Sozialisten Griechenland Rückendeckung im Kampf gegen die Sparpolitik zu. Die Euro-Finanzminister, die sich in Brüssel trafen, lehnen einen neuen Schuldenschnitt für Griechenland allerdings ab. Michael Hüther, Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft, forderte von der Politik, die Glaubwürdigkeit der Währungsunion zu erhalten. „Als letzte Konsequenz müsste Athen die Euro-Zone verlassen“, sagte Hüther unserer Zeitung.

Stunden nach seinem historischen Wahlsieg schmiedete Tsipras ein umstrittenes Regierungsbündnis mit den rechtspopulistischen Unabhängigen Griechen. Die Linkspartei hatte die absolute Mehrheit im Parlament knapp verpasst und ist deshalb auf einen Juniorpartner angewiesen. Der 40-jährige Tsipras, der noch am Montag als neuer Ministerpräsident seinen Amtseid ablegte, versprach, die Interessen des hoch verschuldeten Euro-Krisenlandes zu wahren.

Griechenland hat Staatsschulden in Höhe von 320 Milliarden Euro. Vor drei Jahren hatten Privatgläubiger wie Banken bereits einen Schuldenschnitt von 50 Prozent hinnehmen müssen.

Der deutsche Aktienmarkt setzte seine Rekordjagd fort. Der Leitindex Dax stieg erstmals über 10 800 Punkte. Tsipras’ Sieg habe kaum überrascht, die Öffnung der Geldschleusen sei ein zu starker Kurstreiber.