Athina Giastas schwärmt von den griechischen Osterfeierlichkeiten. Foto: Annina Baur

Die gebürtige Griechin Athina Giastas würde die kommenden Festtage am liebsten in ihrem Geburtsland verbringen. Weihnachten findet sie in Deutschland sehr schön, aber das Osterfest sei in Griechenland eine Riesensache.

Bad Cannstatt - Beim Osterfest, da ist sich Athina Giastas sicher, haben die Griechen klar die Nase vorn. „Das ist bei uns eine Riesensache“, schwärmt sie. Weihnachten sei hier in Deutschland sehr schön, aber „an Ostern vermisse ich Griechenland“, erzählt die gebürtige Griechin etwas wehmütig. Denn in diesem Jahr wird sie zu Ostern nicht in ihre griechische Heimat reisen können.

Die Unterschiede fangen schon bei den Eiern an. Diese werden in Griechenland traditionell am Gründonnerstag gefärbt, und zwar einheitlich in knalligem Rot und nicht wie bei uns kunterbunt. Außerdem stehe an diesem Tag in jeder Kirche ein hölzerner Sarg, der von den Frauen aus der Gemeinde üppig mit Blumen geschmückt werde. Karfreitag würden dann alle am Abend in die Kirche gehen, erzählt Athina Giastas und ergänzt: „Da ist die Hölle los.“ Anschließend werde der geschmückte Sarg von vier Männern durch die Stadt getragen. Die gesamte Gemeinde folge als symbolischer Trauerzug.

In Griechenland beginnt die Fastenzeit am Rosenmontag

Während es in Deutschland an Karfreitag vor allem üblich ist, statt Fleisch Fisch zu essen, verzichten die Griechen, zumindest die streng gläubigen, an diesem Tag auf sehr viel mehr. „Meine Oma isst meist nur Brot und ein paar Oliven“, erzählt Athina Giastas. Überhaupt gibt es einige Unterschiede zwischen der hiesigen und der griechischen Fastenzeit. Schon der Startpunkt ist ein anderer. Die Griechen beginnen bereits am Rosenmontag, in Deutschland geht es erst nach den närrischen Tagen am Aschermittwoch los. Während hierzulande vor allem auf Süßigkeiten und andere Genussmittel wie Zigaretten oder Alkohol verzichtet wird, schwören die Griechen in erster Linie den tierischen Produkten ab. Fisch, Fleisch, Milchprodukte und Eier seien für streng gläubige Griechen in dieser Zeit tabu, erzählt die 30-Jährige.

Anschließend gehen vor allem die jungen Leute aus

Am Karsamstag geht es erneut in die Kirche. Die Gläubigen haben Kerzen mitgebracht, die sie um Mitternacht am Heiligen Licht entzünden. Anschließend gehen vor allem die jungen Leute aus. „Es wird gefeiert bis zum Morgengrauen“, erzählt die Griechin. Am meisten vermisst Athina Giastas aber den Ostersonntag. Die Vorbereitungen hierfür beginnen bereits am Samstagvormittag. „Da ist jeder damit beschäftigt, zu schlachten“, erzählt sie. In Griechenland kommt zu Ostern traditionell Lamm auf den Tisch. Gut drei Stunden lang brutzelt das Fleisch am Sonntagvormittag im Garten über einem offenen Feuer. Gegen Mittag kommt dann die ganze Großfamilie zum Essen zusammen.

Kolumne
: Athina Giastas ist in Griechenland geboren und in Deutschland aufgewachsen. Zehn Jahre lang hat die 30-Jährige als junge Frau in Athen gelebt und ist vor einigen Monaten nach Deutschland zurück gekehrt. Nun lebt und arbeitet sie in Bad Cannstatt. Regelmäßig lässt sie die Redaktion an ihrem Leben teilhaben, das in zwei Kulturen spielt.