Athina Giasta verrät, welche Traditionen es zu Weihnachten in Griechenland gibt. Foto: Annina Baur

In Griechenland gibt es zu Weihnachten ein Ständchen. Die griechischen Kinder ziehen am Morgen des 24. Dezember singend von Tür zu Tür. Die Cannstatter Griechin Athina Giasta kennt den Brauch aus eigener Erfahrung.

Bad Cannstatt - Andere Länder, andere Sitten, das gilt auch in der Weihnachtszeit. Während die Kinder in Deutschland den Nikolaustag herbeisehnen, sich auf volle Stiefel, Schokolade und andere Leckereien freuen, gibt es für die griechischen Kinder an diesem Tag traditionell keine Überraschungen, wie Athina Giasta verrät. Einzig die Griechen, die mit Vornamen Niko heißen, dürften sich freuen. Denn sie haben am 6. Dezember Namenstag.

Die Kinder haben eine Triangel dabei

Auch den Weihnachtsliedern, im Griechischen werden sie Kalanda genannt, kommt in den beiden Kulturen eine unterschiedliche Bedeutung zu. Während sie in Deutschland gerne in geselliger Runde, ob in der Kirche, in der Schule oder im Familienkreis gesungen werden, ziehen die griechischen Kinder am Morgen des 24. Dezember singend von Tür zu Tür. Ursprünglich hätten die Kinder bei diesen Ständchen verschiedene Musikinstrumente gespielt, erzählt Athina Giasta. Bis heute hätten sie aber immer eine Triangel dabei. Der Rundgang lohnt sich für die kleinen Musiker. Denn während die Kinder früher vor allem mit Weihnachtsgebäck belohnt worden seien, gebe es heute in der Regel Geld. Ein Euro pro Kind ist laut der Cannstatter Griechin durchaus üblich.

Auch wenn Athina Giasta in Deutschland aufgewachsen ist, kennt sie den Brauch aus eigener Erfahrung. „Wir haben es hier im Gymnasium gemacht“, erzählt die 31-Jährige. Sie hat in Stuttgart ein Griechisches Lyzeum besucht, das damals noch in Hedelfingen seinen Standort hatte, inzwischen aber nach Zuffenhausen umgezogen ist. Als ganze Schulklasse seien sie damals von einem griechischen Lokal zum nächsten gezogen, auch beim griechischen Konsulat hätten sie ihre Weihnachtslieder gesungen, erzählt Athina Giasta. Dabei sei einiges zusammengekommen und von dem Geld hätten sie eine Klassenfahrt bezahlt.

Zehn Jahre lang hat die 31-Jährige in Athen gelebt

Mit einem Grinsen gibt die gebürtige Griechin aber zu, dass sie, als sie während ihres Studiums in Athen gewohnt hat, für die kleinen Musikanten nicht immer die Tür geöffnet habe. Denn die griechischen Kinder ziehen nicht nur am Heiligen Abend von Haus zu Haus. Den gleichen Brauch – natürlich mit einem anderen Liedgut – gibt es auch an Neujahr. Wenn dann frühmorgens an der Haustür geklingelt wird, ist eben noch nicht jeder für ein Ständchen bereit.

Kolumne: Athina Giasta ist in Griechenland geboren und in Deutschland aufgewachsen. Zehn Jahre lang hat die 31-Jährige in Athen gelebt und ist vor einigen Monaten in die Bundesrepublik zurückgekehrt. Nun lebt und arbeitet sie in Bad Cannstatt. Regelmäßig lässt sie die Redaktion an ihrem Leben teilhaben, das in zwei Kulturen spielt.