Prisca Schmid sitzt im elektrisch angetriebenen Fahrzeug Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Es ist ein ambitionierter Plan. 20 Stuttgarter Studenten wollen an diesem Freitagvormittag auf einem Flugplatz in der Nähe von Wilhelmshaven (Niedersachsen) mit einem elektrisch angetriebenen Rennwagen einen Beschleunigungsrekord von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde aufstellen.

Stuttgart - Wie die Chancen für das Vorhaben stehen? Lothar Bloschies ist sehr zuversichtlich. „Wir nehmen diese weite Reise nicht umsonst auf uns“, sagt der 25 Jahre alte Maschinenbau-Student. Allerdings: „Garantieren können wir nichts.“

Die bisherige Bestmarke hält ein Studententeam aus Zürich mit 1,785 Sekunden – die will das sogenannte Greenteam aus Stuttgart nun knacken. „Das wäre ein schöner Erfolg für uns – und für unsere Sponsoren“, sagt Axel Leins, der im vergangenen Jahr einer der Projektleiter des Greenteams war und Nachhaltige Elektrische Entwicklung studiert.

Seit 2009 bauen wechselnde Studierende der Universität Stuttgart Jahr für Jahr je einen elektrisch angetriebenen Rennwagen. Sie konstruieren ihn, die Bauteile dafür fertigen und liefern Sponsoren aus der Automobilbranche. Mit dem Auto tritt das Greenteam dann im Rahmen der Formula Student bei Rennen und Wettbewerben gegen andere Studententeams an.

"Wir organisieren und finanzieren uns selbst"

Das Greenteam ist ein eigenständiger Verein, der von der Universität Stuttgart unterstützt wird. Zum Beispiel stellt die Bildungseinrichtung Räumlichkeiten zur Verfügung. „Wir organisieren und finanzieren uns aber selbst“, sagt Bloschies. Im Dezember 2014 wurde dafür ein Förderverein gegründet. Er besteht überwiegend aus Studierenden, die in den vergangenen Jahren im Greenteam mitgewirkt haben. Knapp 20 der 70 Fördervereinsmitglieder gehören zu der Gruppe, die am Donnerstag mit dem Rennauto aus der vergangenen Saison nach Mariensiel bei Wilhelmshaven aufgebrochen ist. Eigentlich findet dort an diesem Wochenende eine Drag-Rennen-Veranstaltung mit mehreren Hundert Zuschauern statt. In einem der freien Zeitfenster dürfen die Stuttgarter Studenten auf die Strecke und den Guinness-Weltrekord anpeilen.

Eine wichtige Rolle kommt bei dem Versuch Prisca Schmid zu. Die zierliche junge Frau ist eine der Fahrerinnen aus der vergangenen Saison und als Leichtgewicht die ideale Person, den 165 Kilogramm schweren Elektrowagen in einer neuen Bestzeit auf 100 km/h zu beschleunigen. Ihre Aufgabe? Einfach den Fuß Vollgas aufs Pedal halten! Die Kräfte, die wirken, seien enorm, sagt die 22-Jährige: „Man spürt eine krasse Beschleunigung, das kann man in etwa mit einer Achterbahnbeschleunigung vergleichen.“ Trotzdem kommen ihr die knapp zwei Sekunden deutlich länger vor, als sie wirklich sind, wenn sie am Steuer sitzt.

Ob das Greenteam den Weltrekord bricht, hängt aber nicht allein an Schmid. Auch das Wetter muss passen. „Wenn es regnet, können wir es kaum schaffen“, sagt Dusko Mitrovic – und schiebt die Begründung gleich hinterher: „Weil die Traktion nicht ausreichend sein dürfte, um die Leistung auf den Asphalt zu bringen.“ Der 25 Jahre alte Student der Elektrotechnik ist für die Regelung und das Steuergerät des Wagens zuständig – und ziemlich optimistisch: „Die elektrisch angetriebenen Fahrzeuge sind stark auf Beschleunigung ausgelegt“, erklärt er, „für den Weltrekord müssen wir nicht viel am Set-up anpassen.“ Es sollte also klappen.