Chris Ganter zeigt seine Bilder zur Langen Nacht der Museen. Foto: Fritzsche

Chris „Jeroo“ Ganter sprayt, seit er zwölf Jahre alt ist. Werke von ihm auf Leinwand gibt es nun zur Langen Nacht der Museen am 15. März zu sehen.

S-Nord/Möhringen - Im ehemaligen Mercedes-Showroom an der Ecke Türlen-/Heilbronner Straße sind schon lange keine Autos mehr zur sehen: Lediglich der einstige Empfangstisch ist stehen geblieben, ansonsten ist der große Raum, nur gehalten von einigen wenigen Säulen, völlig leer. Es ist also eine gute Ausgangslage für jemanden, der hier zur Langen Nacht der Museen ausstellen will.

„Es ist wirklich toll, dass wir praktisch alle Möglichkeiten haben, was wir mit dem Raum machen wollen“, sagt Chris „Jeroo“ Ganter. Der Interimsbetrieb in der Kulturniederlassung Südwest an der Türlenstraße gefällt ihm: „Da passiert viel in der Kulturszene.“ Positiv findet er auch, dass es mit der kürzlich eröffneten Urban Art Gallery in Stuttgart-West einen weiteren Ort für Street Art und damit auch Graffiti gibt.

Nun malt er auf Leinwände

Der 32-Jährige gehört schon lange zur Stuttgarter Graffitiszene, er sprayt, seit er zwölf Jahre alt ist. „Die Bilder, die ich damit schaffe, bleiben ja nicht für die Ewigkeit bestehen“, sagt er. Darum malt er seit rund zehn Jahren seine Motive auch auf Leinwände und Holzplatten. In seiner Wohnung am Fasanenhof hat er sich ein kleines Atelier eingerichtet, wo er abends kreativ wird. Im Hauptberuf unterrichtet er Sport und Englisch an einem Gymnasium in Vaihingen. „Andere gehen nach der Arbeit ins Kino, ich male eben“, sagt Ganter. So hat sich in den vergangenen zwei, drei Jahren einiges am Material angesammelt: Rund 60 Bilder sind es, die Chris Ganter zur Langen Nacht der Museen ausstellen will. „Die Zeit ist reif, aus dem stillen Kämmerlein zu kommen und die Bilder zu zeigen“, sagt er. Ganter verbindet in seinen Werken Jugendstilelemente mit Graffitikunst. „Das meisterliche zeichnerische Können der Jugendstilzeit beeindruckt mich sehr“, sagt er. Die feinen schwarzen Umrisse zeichnet er mit einem Acrylstift und klebt dann Teile der Leinwand vorsichtig ab, um die Flächen mit der Sprühdose zu füllen. Auch Siebdruckbilder werden zu sehen sein, eine Methode, an der Ganter sich erst seit kurzem versucht.

Neben Ganter sind vier weitere Graffitikünstler dabei

„Jeroo and Friends“ heißt die Ausstellung, die zur Langen Nacht der Museen am Samstag beginnt. Neben Chris Ganter alias Jeroo stellen auch einige seiner Freunde aus der Graffitiszene aus, ein weiterer Stuttgarter, zwei Münchner und ein Künstler aus Lyon/Frankreich. Zwei Wände im Showroom werden die fünf gemeinsam gestalten.

Ein Missgeschick ist der Grund dafür, dass die Ausstellung ein bisschen der Geheimtipp des Abends bleiben wird: „Wir haben die Bestätigung, dass wir die Ausstellung hier in den Räumen machen können, erst bekommen, als die offiziellen Broschüren zur Langen Nacht der Museen schon in Druck gegangen waren“, sagt Chris Ganter. Deshalb findet sich darin kein Hinweis auf „Jeroo and Friends“. Ganter hofft trotzdem auf viele Besucher. Der 15. März ist ein besonderes Datum für ihn: „Es ist mein 20-jähriges Sprüherjubiläum.“ Das will anständig gefeiert werden.