Amazon Echo hört immer zu – und lernt mit der Zeit. Foto: Amazon

Wer auf der Suche nach einem kabellosen Lautsprecher ist, der nicht vom Apple-Konzern stammt wie der Home Pod, hat nur die Wahl zwischen Amazon Echo und Google Home. Wir haben beide Modelle getestet.

Stuttgart - Amazon und Google wollen ein neues Kapitel aufschlagen, in dem die Technik dem Menschen jeden Wunsch im wahrsten Sinne des Wortes von den Lippen ablesen soll – doch tatsächlich sind Amazon Echo und Google Home noch lange nicht so weit, wie der Test zeigt. Im Grunde sind beide Geräte Lautsprecher, die auf Sprachkommandos reagieren, Fragen beantworten und einfache Befehle ausführen können. Das Herz beider Systeme sind die lernenden Sprachassistenten Alexa und Google Assistant, die sich jede Anfrage merken und darum nach und nach immer genauer wissen, was ihre Nutzer wünschen. Entscheidungsschwache Naturen könnten den Maschinen irgendwann sogar die Entscheidung darüber überlassen, ob sie Fußball oder doch lieber eine Serie schauen sollen und ob beim Lieferdienst Pizza oder Sushi geordert wird.

Damit stellt sich die Frage nach dem Datenschutz. So warnt die Datenschutzbeauftragte Andrea Voßhoff vor „intelligenten Sprachassistenten, die ihre Umgebung ständig belauschen“. Immerhin konnte die Stiftung Warentest feststellen, dass Amazon Echo nur dann aktiv wird, wenn man das Aktivierungswort „Alexa“ verwendet. Doch wer garantiert, dass es keine Lücken gibt, die ausgenutzt werden? Das trifft aber auch auf die Sprachassistenten Siri und Cortana zu, die schon länger auf Geräten von Apple und Microsoft ihren Dienst tun.

Amazon Echo

Echo ist in wenigen Minuten eingerichtet und versteht alle Kommandos gut, auch wenn man nicht besonders deutlich oder mit Akzent spricht. Das Kommando „Alexa“ genügt, und die Sprachassistentin wartet auf ein Kommando wie „Spiele klassische Musik!“ oder eine Frage wie „Wie wird das Wetter morgen?“. Das funktioniert ausgezeichnet, jedoch anfangs in recht engen Grenzen. Musik wird zunächst nur aus dem Repertoire von Amazon Music abgespielt. Das zeigt die enge Verknüpfung mit dem eigenen Medienangebot und setzt voraus, dass man Prime Music oder Music Unlimited abonniert hat oder die digitalen Versionen der bei Amazon gekauften Tonträger besitzt. Alternativ kann man Songs und Playlists der Streamingdienste Spotify und Tune In abspielen – allerdings ebenfalls nur mit Abonnement.

Alle Einstellungen nimmt man über die Alexa-App für Android und iOS vor. Erweitern lässt sich der Funktionsumfang mittels sogenannter Skills, die ebenfalls in der App aktiviert werden. Damit lernt Alexa etwa den Fahrplan der Deutschen Bahn oder lässt sich mit Smart-Home-Geräten verknüpfen, um Hausgeräte per Sprachbefehl zu steuern. Mit den Skills wird Alexa zudem deutlich informativer und unterhaltsamer. Als echtes Manko erweist sich das Fehlen eines Displays. Für das Buchen von Tickets oder Navigation sind reine Sprachbefehle nicht ausreichend. Einen Lautsprecher mit Bildschirm hat Amazon bereits angekündigt.

Google Home

Auch Google Home ist kinderleicht einzurichten. Kommandos werden mit den Worten „Okay, Google“ gestartet. Fragen nach dem nächsten Postamt in der Nähe oder dem Wetter werden souverän beantwortet. Mitunter muss die Assistentin genauer nachfragen und verliert dann gerne mal den Faden.

Alle Einstellungen werden über die Google-Home-App vorgenommen. Die Auswahl an Musikquellen ist vielfältiger als bei Amazon. Klanglich lässt der Google-Lautsprecher mit seinem etwas dumpfen Sound aber zu wünschen übrig. Wie viel Potenzial in dem Gerät steckt, merkt man, wenn man einen an einen TV-Bildschirm angeschlossenen Chromecast-Adapter verbindet.

Auch Smart-Home-Geräte wie das Lichtsystem Philips Hue lassen sich mit Google Home befehligen. Dimmt man im Wohnzimmer die Beleuchtung herunter und startet ein Video, beides, ohne eine Fernbedienung in die Hand zu nehmen, fühlt man sich ein bisschen wie in einem Science-Fiction.

Praktisch unbegrenzte Möglichkeiten stecken in der Verknüpfung mit Google-Diensten wie dem Kalender, Gmail und dem Betriebssystem Android. Vieles davon funktioniert zum Deutschlandstart aber noch nicht.

Fazit

Beide Systeme glänzen durch einfache Einrichtung und Bedienung. Allerdings steckt vieles noch in den Kinderschuhen. Die Spracherkennung funktioniert sowohl bei Amazon Echo als auch bei Google Home ausgezeichnet, doch es ist häufig eine Frage der Formulierung, ob eine Frage oder ein Kommando verstanden wird. Außerhalb des schlichten Frage-Antwort-Schemas sind beide Systeme noch überfordert.

Amazons großes Plus ist der eigene Online-Bestelldienst. Die Zukunft wird nicht zuletzt davon abhängen, wie viele Anbieter eigene „Echo Skills“ anbieten werden und wie gut sie umgesetzt sind. Google kann seinerseits auf ein riesiges Repertoire von Gratisdiensten wie Google Mail, Google Maps, Messenger oder das mobile Betriebssystem Android verweisen. Dass Google schon heute auf eine gigantische Datenbasis zurückgreifen kann, ist ein weiterer Pluspunkt. Datenschützer wird das allerdings sicher nicht beruhigen. Beim Test beider Systeme bleibt ein mulmiges Gefühl, dass man vielleicht doch abgehört werden könnte. Diesem Dilemma der digitalen Welt entkommt man leider auch bei dieser Technik nicht.