Mario Gomez über seinen Nachfolger im VfB-Trikot mit der 33, seine Freundschaft zu Sami Khedira und dessen „Spiel des Jahres“ Foto: Getty Images Europe

Mit dem AC Florenz spielt er um den Finaleinzug in der Europa League. Zugleich leidet Mario Gomez aber auch mit dem VfB Stuttgart, dem er den Klassenverbleib wünscht. „Ich glaube fest daran“, sagt der Stürmer.

Stuttgart – - Mario Gomez, an diesem Donnerstag treffen Sie mit dem AC Florenz im Rückspiel des Europa-League-Halbfinals auf den FC Sevilla. Das 0:3 aus dem Hinspiel ist eine große Hypothek.
Natürlich wird es verdammt schwer, und dennoch ist es machbar. Wir werden versuchen, das noch zu drehen, aber klar: Es muss vieles zusammenkommen. Ein schnelles Tor, eine stabile Defensive, ein bisschen Glück . . .
Wie groß ist Ihr Glaube an ein Fußballwunder?
Wir haben nichts mehr zu verlieren – und diese Ausgangslage kann durchaus Kräfte freisetzen. Wir hatten in Sevilla richtig gute Chancen, um drei Tore zu machen, also können wir das auch zu Hause schaffen.
Mal angenommen, es reicht trotzdem nicht mehr. Gilt die Saison in Florenz dann dennoch als erfolgreich?
Wenn man im Halbfinale steht, dann will man auch ins Finale – das ist überall gleich.
Wann ist für Sie die Saison ein Erfolg?
Es war unser Ziel, dieses Finale zu erreichen – sollten wir das noch schaffen und womöglich den Titel gewinnen, dann war es eine supererfolgreiche Saison für den AC Florenz. Dementsprechend gilt das auch für mich. Ansonsten bin ich mit der Hinrunde dieser Saison nicht wirklich zufrieden. Nach der langen Zeit, in der mir aufgrund von Verletzungen der Rhythmus fehlte, hatte ich Anlaufschwierigkeiten. In der Rückrunde habe ich aber bisher viele sehr wichtige Pflichtspieltore gemacht, auf die Saison hochgerechnet, wäre das ein guter Wert. Es geht jedoch sicher noch besser.
Körperlich . . .
. . . fühle ich mich wieder richtig gut. Ich bin fit und gesund.
Zuletzt wurde in italienischen Medien dennoch über ein Aus in Florenz nach dieser Saison spekuliert.
Mit solchen Dingen lebe ich doch schon seit Jahren. Damit kann ich gut umgehen. Nach Siegen ist man der König und nach Niederlagen der Depp. So sind nun einmal die Medien (lacht).
Und wie geht es nach dieser Saison wirklich weiter?
Beim AC Florenz. Ich habe hier einen Vertrag für zwei weitere Jahre.
Auch beim VfB Stuttgart ist ein Stürmer nach langer Leidenszeit zuletzt in Fahrt gekommen. Was halten Sie von Daniel Ginczek?
Vor allem habe ich mich über seine Tore gefreut, schließlich ist es im Kampf gegen den Abstieg enorm wichtig, einen Stürmer zu haben, der konstant trifft. Er hat dem VfB schon einige wichtige Punkte gesichert, und ich hoffe, dass er in den letzten beiden Spielen auch noch mal trifft. Ich wünsche ihm das sehr, denn ich kann gut nachempfinden, wie man sich nach einer so langen Verletzungspause fühlt. Daniel ist von der Statur ein ähnlicher Spieler wie ich, so einer holt sich nicht über irgendwelche Kabinettstückchen das Vertrauen zurück. Tore sind in so einem Fall die beste Medizin.
Kennen Sie ihn persönlich?
Nein. Und da ich selten VfB-Spiele komplett sehe, kann ich ihn auch nicht vollends einschätzen oder beurteilen. Aber ich habe seine Tore gesehen und freue mich für den VfB, dass er wieder einen Torjäger hat.
Ist er ein würdiger Nachfolger im Trikot mit der Nummer 33?
Ja, das ist er auf jeden Fall.
Wie sehr leiden Sie denn noch mit Ihrem Ex-Club? Und wie gut sind Sie informiert?
Informiert bin ich sehr gut – das Smartphone macht’s möglich (lacht). Ich schaue sehr oft, was meine Ex-Clubs, der VfB und der FC Bayern, machen. Beide Vereine haben eine große Rolle in meinem Leben gespielt. Der VfB hat mich zu dem gemacht, was ich als Fußballspieler heute bin. Ich bin nach wie vor großer Fan, habe Freunde dort und spüre die Verbundenheit. Genauso bei den Bayern, wo ich dann meine größten Erfolge hatte.
Glauben Sie an die Rettung für den VfB?
Ich wünsche es mir sehr, dass sie es packen, und glaube fest daran, dass der VfB mindestens Drittletzter wird. In den letzten beiden Partien gegen Hamburg und in Paderborn ist es definitiv möglich, den Klassenverbleib zu erreichen. Das wäre für mich nicht mal ein Wunder – dafür aber verdient.
Inwiefern?
Ich finde es gut, wie in den vergangenen Wochen in Stuttgart Ruhe und Zusammenhalt bewahrt wurden. Dass man sich trotz der Hektik im Kampf gegen den Abstieg dafür entschieden hat, zusammenzustehen und es gemeinsam durchzuziehen. Man kann von außen spüren, dass es zwischen Mannschaft und Trainer stimmt – trotz all der negativen Erlebnisse.
Gefällt Ihnen diese Arbeit so gut, dass Sie sich vorstellen können, noch mal für den VfB zu spielen?
(Lacht) Das Problem ist: Sami Khedira und ich sind unterschiedlich alt.
Wo ist da das Problem?
Sami und ich haben schon öfter darüber gequatscht, dass wir am Ende unserer Karrieren noch mal zusammen für den VfB spielen. Unsere jeweils letzten Jahre als Profi werden aber wohl zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden, da Sami ein wenig jünger ist als ich.