Jörg Noetzel ist auf dem Sprung. Foto: privat

Mitten in den Planungen für den Krankenhaus-Neubau wechselt Jörg Noetzel in den Kreis Böblingen.

Göppingen - Was der EU ihr Brexit, sei dem Kreis Göppingen sein Noexit, witzelt der Göppinger Landrat Edgar Wolff am Freitagmorgen. Wirklich zum Lachen war dem Landratsamtschef freilich nicht. Denn die kreiseigenen Alb-Fils-Kliniken verlieren in Jörg Noetzel völlig überraschend ihren medizinischen Geschäftsführer – und das mitten in den Planungen für den Neubau der Klinik am Eichert, die gerade in die wichtige Phase der Entwurfsplanung geht, und mitten im Kampf gegen das Defizit, das bis zum Ende des Jahres 2018 bei Null liegen soll.

Der 53-jährige Noetzel hat offenbar eine Karrierechance ergriffen und wechselt als Vorsitzender der Geschäftsführung an den deutlich größeren Klinikverbund Südwest. Er wurde am Donnerstag einstimmig in Calw gewählt und wird damit Nachfolger der bisherigen Geschäftsführerin Elke Frank, die nach sieben Jahren ans Uniklinikum Mainz wechselt.

Größere Aufgaben am Klinikum Südwest

Noetzel ist nicht der erste schmerzhafte Verlust für die Göppinger Kliniken. Er hat sein Amt erst vor drei Jahren als Nachfolger des damaligen medizinischen Geschäftsführers Jörg Martin angetreten. Dieser war damals als Chef an die ebenfalls größeren Kliniken-Holding im Kreis Ludwigsburg gewechselt und betreibt dort seither einen konsequenten Konsolidierungskurs, zu dem beispielsweise die Umwandlung der Klinik in Vaihingen/Enz in eine Tagesklinik und des Marbacher Krankenhauses in eine Belegklinik gehört.

„Ich habe mir den Schritt alles andere als leicht gemacht, und die Entscheidung hat mich viele schlaflose Nächte gekostet“, erzählt Noetzel und weist damit Spekulationen, der aktuelle Umbau der Göppinger Kliniklandschaft könnte ihm zu viel geworden sein, von sich. Tatsächlich stehen dem Mediziner am Klinikum Südwest noch wesentlich größere Aufgaben als in Göppingen bevor. Denn die Krankenhäuser der Kreise Böblingen und Calw sind nicht nur größer als die Göppinger Kliniken (siehe Text v“Ein Vergleich“), sie haben auch ein größeres Defizit, das – wie in Göppingen – mit einem Medizinkonzept und einem Umbau der Organisation bekämpft werden soll. Und es steht ebenfalls ein aufwendiger Klinikneubau an. Auf dem Flugfeld zwischen Böblingen und Sindelfingen wird ein neues Klinikum geplant, das nach dem jetzigen Stand der Planung deutlich größer als die neue Göppinger Klinik ausfallen soll.

Herausforderung gab den Ausschlag

Eben diese Herausforderung habe für ihn letztlich den Ausschlag gegeben, berichtet Noetzel. „Als ich vom Klinikverbund angesprochen wurde, wollte ich zuerst gar nicht weg“, sagt der Stuttgarter. „Ich wollte das Team nicht mitten in der Planung im Stich lassen und auf jeden Fall noch die schwarze Null erreichen. Aber so eine Chance direkt vor der Haustüre bekommt man natürlich nicht alle Tage.“

Der Landrat Edgar Wolff bezeichnet den neuerlichen Verlust für die Göppinger Kliniken zwar als „sehr schmerzhaft“, sieht darin aber auch einen Ausweis für die gute Arbeit, die in Göppingen geleistet werde. „Offensichtlich empfehlen sich unsere Mitarbeiter immer wieder für größere Aufgaben“, sagt Wolff.

Um die Projekte in Göppingen nicht zu gefährden, sei es jetzt notwendig so schnell wie möglich einen fähigen Nachfolger zu finden, resümiert Wolff. Wann Noetzel dann tatsächlich nach Böblingen geht, ist noch offen. Wolff rechnet mit einer Übergangszeit von ein paar Monaten.