Produktion bei Schuler in Göppingen: Ein Mitarbeiter hantiert an einem sogenannten Exzenterrad für eine Servopresse für die Autoindustrie Foto: dpa Foto: dpa

Der weltgrößte Pressenhersteller Schuler will seinen Umsatz bis 2020 auf zwei Milliarden Euro fast verdoppeln und denkt dabei auch an Zukäufe. Aufträge kann Schuler vor allem aus Asien verbuchen – mittlerweile der zweitgrößte Absatzmarkt nach Europa.

Stuttgart/Göppingen - Bei Schuler läuft es derzeit rund. Mit einem Auftragsbestand von mehr als einer Milliarde Euro hat der Pressenhersteller bereits rund 70 Prozent des Umsatzes von 2015 in der Tasche. „Das ist eine gute Basis und sichert eine gute Auslastung in unseren Werken“, freut sich Schuler-Chef Stefan Klebert, als er in Stuttgart die Zahlen fürs abgelaufene Geschäftsjahr 2014 präsentiert. Ein außergewöhnliches Jahr, nicht nur weil Schuler 175 Jahre alt geworden ist, sondern weil der Pressenhersteller auch das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte und den größten Auftrag verbucht hat. FAW Volkswagen bestellte Pressenlinien für Werke in China im Volumen von mehr als 150 Millionen Euro. Darauf werden vor allem Karosserieteile für Autos wie etwa Motorhauben oder Türen hergestellt.

Man habe 2014 die ursprünglichen Erwartungen übertroffen, sagt Klebert. Der Umsatz blieb mit 1,18 Milliarden Euro nahezu stabil, das Betriebsergebnis (Ebita) hat sich um drei Prozent auf 104,1 Millionen verbessert. „Umsatz macht stolz, Ergebnis macht glücklich“, freut sich Klebert. Profitiert hat Schuler nicht nur vom guten Geschäftsverlauf, sondern auch von Einmaleffekten durch die Neuausrichtung. Man sei effizienter geworden, sagt Klebert. Während in Produktion und Verwaltung Jobs weggefallen sind – in Göppingen etwa wurde die Gießerei geschlossen –, kamen Stellen in Konstruktion, Entwicklung und im Service hinzu. Die Umstrukturierung läuft noch, so dass in diesem Jahr nochmals 100 Jobs wegfallen dürften. In Deutschland hat sich die Zahl der Mitarbeiter unterm Strich um 2,7 Prozent auf 4210 verringert, im Konzern um 2,9 Prozent auf 5423. Während sich Schuler in Mexiko von unrentablen Geschäften getrennt hat, wurden in Asien neue Jobs geschaffen.

China spielt eine zentrale Rolle in der Unternehmensstrategie. Gut 34 Prozent der Bestellungen kommen aus Asien, auch ein Drittel der Erlöse stammen von dort. Künftig will sich Schuler dort mit abgespeckten Maschinen, die etwa 30 Prozent billiger sind als die ursprüngliche Anlage, auch das mittlere Preissegment erschließen. Dort sieht Klebert großes Wachstumspotenzial. Auch Energieeffizienz, Nachhaltigkeit und Leichtbau sind wichtige Themen bei Schuler. Alle im letzten Jahr vorgestellten neuen Maschinen verbrauchen 20 bis 60 Prozent weniger Energie als das Vorgängermodell. Bei einer Servopressenlinie neuester Bauart gegenüber der ersten Generation sind das 50 Prozent Stromersparnis, was aufs Jahr gerechnet dem Verbrauch von rund 750 Vier-Personen-Haushalten entspricht.

Neben Pressen für die Auto- und Zulieferindustrie will sich Schuler auch neue Branchen erschließen. Dazu zählen etwa Maschinen zur Herstellung von Großrohren für Pipelines. Bis 2020 soll sich der Umsatz auf zwei Milliarden Euro fast verdoppeln – auch durch Zukäufe. Größere Aufträge sind offenbar bald auch aus den USA zu erwarten. Am heutigen Freitag fliegt Klebert zu Gesprächen über den großen Teich.

Vom laufenden Investitionsprogramm in Höhe von 90 Millionen sollen über 40 Millionen auf Göppingen entfallen. „Ein klares Bekenntnis zum Standort“, wie Kleber sagt. Der Spatenstich für das neue Forschungs- und Trainingszentrum für Formhärten – ein Leichtbauverfahren in der Autofertigung – ist für Frühsommer geplant. Der Neubau soll mit 750 Mitarbeitern 2017 bezogen werden. Auch in China ist ein Vorführzentrum geplant. Kosten: zehn Millionen Euro. Es soll 2015 mit 30 Mitarbeitern starten.