Ein Flüchtling übt im Deutschkurs an der Tafel Verben zu beugen. Foto: dpa

Das Arbeitsamt übt jetzt doch Kritik an einer Privatschule, in der Flüchtlinge Deutsch lernen sollten.

Göppingen - Noch vor einer Woche hatte es von Seiten des Arbeitsamtes geheißen hatte, man sehe keinen Grund, weiter im Fall einer Privatschule tätig zu werden, über deren Deutschunterricht sich ein Flüchtling beschwert hatte. Jetzt übt die Behörde doch scharfe Kritik. Er habe sich mit dem Gebietsleiter der Schule zusammengesetzt und diesem sehr deutlich gemacht, wie die Qualitätsstandards aussähen und dass diese auch eingehalten werden müssten, berichtete der Leiter der Göppinger Agentur Wilfried Hüntelmann am Freitag. Wie es aussieht, führen dieser Fall sowie die Erfahrungen des Jobcenters dazu, dass man grundsätzliche Verbesserungen bei Deutschkursen anstrebt.

Behörde ist Vorwürfen nachgegangen

Am Donnerstag war Hüntelmann bei einem Gespräch mit dem Landrat Edgar Wolff, das der Linken-Kreisrat Christian Stähle angeregt hatte. Er nahm zusammen mit dem syrischen Flüchtling, der den Unterricht an der Privatschule kritisiert hatte, ebenfalls teil. Alle Beteiligten schildern die Runde als konstruktiv. An der Aussage des Flüchtlings gebe es keine Zweifel.

Der Syrer hatte moniert, dass es in seinem Kurs drei Lehrerwechsel gegeben hatte. Die dritte Lehrerin sei ständig zu spät gekommen und habe die Teilnehmer in zusätzliche Pausen geschickt. Zudem habe es zu wenig Bücher gegeben, die Teilnehmer hätten sie auf eigene Kosten kopieren müssen und im Rahmen eines Praxisteils zum Thema „Leben in Deutschland“ sogar einen Kellerraum streichen müssen.

Das Arbeitsamt sei den Vorwürfen nachgegangen und habe inzwischen auch den Keller besichtigt, berichtete Hüntelmann. Die Lehrerin habe eine Zulassung um entsprechende Kurse zu leiten. Inwieweit die anderen Vorwürfe gegen sie zuträfen, müsse die Privatschule als Arbeitgeber überprüfen und je nach dem Konsequenzen ziehen. Die Schule sei an dem Fall dran.

Verbesserungsvorschläge für Träger

Die Malerarbeiten hält Hüntelmann „für sehr unglücklich“. Bei der Prüfung habe sich herausgestellt, dass diese tatsächlich in den Unterricht integriert gewesen seien und die Schüler entsprechende deutsche Begriffe gelernt hätten. Außerdem sei der Raum nicht so gestrichen, dass die Schule dadurch eine Wertsteigerung erfahren habe. Den pädagogischen Sinn bezweifelt Hüntelmann dennoch. „Deshalb ist das Streichen in Zukunft gestrichen“, sagte er. Im übrigen habe man den Verantwortlichen klar gemacht, dass man die Schule künftig im Auge behalte. Das bestätigte auch der Landrat Edgar Wolff. Das Ziel sei, so Wolff, sicherzustellen, dass die Qualität der Deutschkurse stimme, schließlich sei die Sprache die Voraussetzung für die Integration der Flüchtlinge.

Tatsächlich scheint man beim Jobcenter, das für die anerkannten Flüchtlinge zuständig ist, ohnehin nicht besonders zufrieden zu sein mit dem Ergebnis vieler Kurse. Der Jobcenter-Leiter Wolfgang Matschi will deshalb im Lauf des Sommers mit Verbesserungsvorschlägen auf die Anbieter zugehen. Aus seiner Sicht sei es beispielsweise weder für die Lehrer noch für die Teilnehmer hilfreich, wenn die Kurse zu heterogen seien. „Es hilft niemandem, wenn der eine unter- und der andere überfordert ist“, sagte er. Aus seiner Sicht müsse man bereits vor dem Beginn der Kurse dafür sorgen, dass die Teilnehmer ähnliche Voraussetzungen mitbrächten.