Vor dem Haus der Familie Munz zeigt Christian Siller (im roten Gewand) seine Stauferskulpturen. Foto: Horst Rudel

In dem Flecken auf dem Göppinger Hausberg stellen Maler, Fotografen und andere am Samstag ihre Werke aus. Kunstbeflissene, Neugierige, Familien und Einwohner genießen zusammen einen bunten Nachmittag und Abend.

Göppingen - Diese Nacht hat schon am Nachmittag um 14 Uhr begonnen: Der Leiter der Galerie Stauferland, Rüdiger Wolff, hat zusammen mit Künstlern und Bürgern die erste Kulturnacht in Hohenstaufen veranstaltet und schon jetzt ist klar, dass es in zwei Jahren die nächste Auflage geben wird. An 28 Stationen über den ganzen Göppinger Teilort verteilt präsentierten Maler, Fotografen und bildende Künstler aus der Umgebung ihre Arbeiten. Die Locations waren ebenso unterschiedlich und zum Teil überraschend wie die Werke der Aussteller. Entsprechend groß war die Entdeckerfreude der Besucher und der Stolz vieler Bürger auf ihren rund 1000 Einwohner kleinen Ort.

Die Keimzelle und das Herz der Kulturnacht ist die Pfarrgasse 5. Die Verlegerin Manuela Kinzel und ihr Ehemann Rüdiger Wolff haben den ehemaligen Ziegenstall in die Galerie Stauferland verwandelt und vor zwei Jahren eröffnet. Eigentlich wollte Wolff an der regulären Göppinger Kulturnacht teilnehmen – doch ein Shuttlebus nach Hohenstaufen hätte sich nicht gelohnt. Deshalb gibt es künftig in den ungeraden Jahren die große Kulturnacht, und in den geraden Jahren die kleinere Auflage in Hohenstaufen. Bei der Premiere in Hohenstaufen sind in der Galerie Bilder regionaler Künstler wie die Tiermalereien von Claus Schrag, die Aquarelle von Ingrid Schindler oder die frechen kleinen Comicbilder von Martin Gehring ebenso zu sehen wie Drucke von Salvador Dali aus einer Serie zu Dantes „Göttliche Komödie“, die zuletzt im National Museum in Warschau gezeigt wurden.

Veranstaltung profitiert von breitem Netzwerk

Wolff hat über die Jahre ein Netzwerk zu vielen Künstlern in der Region und darüber hinaus gesponnen und das zahlt sich nun aus. Die meisten sind über den offenen Kulturtreff im Kreis Göppingen vernetzt, in dem sich Kulturschaffende und -interessierte immer wieder austauschen. Hinzu kommt, dass die Künstlerdichte in Hohenstaufen ohnehin hoch ist – immerhin ist beispielsweise das Atelier des bekannten Liedermachers und Malers Harald Immig nur zwei Minuten entfernt von der Galerie. Auch er hat seine Pforten für die Veranstaltung geöffnet.

In der nahen Boutique von Ute Montesi steht italienische Mode neben den Mosaikarbeiten von Elke Widenmann, die den Besuchern bereitwillig erklärt, wie sie es schafft, aus so ziemlich allem, was sie in die Finger bekommt, bunte Kunstwerke zu machen: Einen Schuh aus den Kindertagen ihres Sohnes hat sie mit einem Mosaik aus Erinnerungsstücken bezogen und auf einem ehemals ordinären Hut vereinigen sich Porzellanscherben zu einem Jagdausflug. Wer Lust bekommen hat, das selbst zu versuchen, nimmt einen Flyer mit. Widenmann unterrichtet in Ebersbach und Göppingen an der Volkshochschule.

Upcycling in der Garage des Downhill-Skaters

In der Garage von Daniel Schindler, des Veranstalters des Skater-Wettbewerbs Hohenstaufen Downhill, zeigt Ina Bühler, wie sie aus gebrauchten Gegenständen Kunst und Praktisches schafft: Taschen aus alten Festivalzelten, Schnürsenkel aus kaputten Fahrradschläuchen und Bilder, in die beispielsweise Teile eines alten Weckers oder einer kaputten Kamera integriert sind.

Zwei Familien stellen den Platz vor Ihrem Haus für einen Pavillon zur Verfügung, in dem Wolfgang Geiger Fotografien und Acrylporträts präsentiert und die Fotografin Diana Marsch ihre fantasievollen Inszenierungen von Menschen zeigt.

Auch die Kirchen, die Schule, Geschäftsleute und weitere Bürger öffnen ihre Räume für die Kunst, einige bieten Getränke oder etwas zu Essen an. Die Gaststätte Himmel und Erde steuert Lesungen, Musik und Führungen bei – und die Besucher und Anwohner spazieren durch den warmen Nachmittag und die laue Nacht und gehen auf Entdeckungstour.