In Göppingen gab es eine Demo gegen Rechtsextremismus. Foto: dpa

Erfolg gegen rechts: Göppingen setzt ein Zeichen gegen Rechtsextremismus - mit Unimogs und Baumaschinen.

Göppingen - „Wir wollen euch nicht haben, ihr seid hier absolut nicht willkommen!“ Mit diesem Satz scheint Guido Till (CDU), Bürgermeister von Göppingen, Bürgern aus dem Herzen zu sprechen. Die Aufforderung ist an Neonazis gerichtet, die dem Landkreis in den vergangenen Jahren immer wieder Sorgen bereitet haben. Die Hohenstaufenstadt setzte sich mit einem ungewöhnlichen Mittel zur Wehr: Sie stellte den Aufmärschen der Rechtsradikalen tonnenschwere Fahrzeuge des Bauhofs in den Weg. Die Aktion hatte im vergangenen Jahr eine Neonazi-Demo gestoppt, einer Kundgebung am Samstag bleibt die rechte Szene fern. Gegendemonstranten sucht man vergeblich.

„Ein Erfolg für die ganze Stadt“, freut sich Alex Maier vom Verein „Kreis Göppingen nazifrei“. Es sei die dritte Veranstaltung dieser Art seit Gründung der Vereins und die einzige, die ohne gewaltsame Zwischenfälle abgelaufen ist. Auch den Stadtangestellten des Bauhofs und der Polizei sei diese Entwicklung zu verdanken. Anfang des Jahres verhafteten Beamte bei Durchsuchungen in den Kreisen Göppingen, Esslingen und Rems-Murr vier mutmaßliche Anführer der rechtsextremen Gruppierung „Autonomen Nationalisten Göppingen“.

Letztes Jahr hatte die Stadtverwaltung vergeblich versucht, eine Demonstration der Autonomen Nationalisten zu verbieten. Die Entscheidung wurde vom Verwaltungsgerichtshof (VGH) Stuttgart als nicht rechtmäßig erklärt. Bei einem Aufmarsch von Neonazis im Dezember waren Demonstranten dann mit Flaschen und Steinen auf Polizisten losgegangen.

"Kein Ort für Neonazis"

Rund 140 Menschen lauschen am Samstagnachmittag bei Nieselregen den Vorträgen von Kommunalpolitikern und Kirchenvertretern - alles bleibt friedlich. Es wird gemeinsam mit christlichen, orthodoxen und muslimischen Geistlichen gebetet und mit farbiger Kreide auf den Marktplatz gemalt. Auf Transparenten sind Sprüche wie „Kein Ort für Nazis“ und „Für Toleranz im Land“ zu lesen.

Auf dem Rathausplatz haben Mitarbeiter der Stadt Fahrzeuge und Geräte des städtischen Betriebshofs abgestellt. Einige der Baumaschinen dienen als Attraktion für Kinder: Im Korb eines Hubfahrzeugs schauen sie begeistert aus 15 Metern Höhe auf den Platz - unter ihnen viele Migranten.

In Göppingen würden 85 Sprachen gesprochen, rund ein Drittel der Bürger im Kreis seien Migranten aus mehr als 120 Ländern, erklärt Bürgermeister Till. Diesen „kulturellen Schatz“ wolle man bewahren. Einschüchtern, da ist sich der Schultes sicher, ließen sich die Göppinger nicht.