Bisher erzeugt das Stichwort „Göppingen“ bei vielen nur Leere im Kopf. Foto: Pascal Thiel

Bei Esslingen denkt man an Fachwerk, bei Sindelfingen an Daimler – und bei Göppingen?

Göppingen - Eine Studie hat es ans Licht gebracht: Die meisten Menschen – Bürger wie Auswärtige – haben von Göppingen eigentlich gar keine richtige Vorstellung. Das ist schlecht im Wettbewerb mit anderen großen Städten im Umland, denn schließlich haben viele beim Gedanken an Esslingen oder Schwäbisch Gmünd sofort Bilder von pittoresken Altstadtgassen im Kopf, bei Sindelfingen denkt man an die Arbeitsplätze bei Daimler und bei Waiblingen an Weinberge. Die Stadtverwaltung hat dem Gemeinderat deshalb vorgeschlagen, einen Prozess zu beginnen, der die Stadt als Marke sichtbar macht. Mit anderen Worten: ein passendes Image zu suchen, damit das Stichwort „Göppingen“ künftig mehr auslöst als Leere im Kopf.

73 000 Euro für Hilfe nach der Identitätssuche

Obwohl sich die Stadträte alle einig waren, das es höchste Zeit sei, ihrer Kommune ein besseres Image zu verpassen, hat die Frage, wie der richtige Weg dorthin aussehen soll, Diskussionen verursacht. Vor allem die SPD kann wenig mit dem Konzept der Firma Imakomm Akademie anfangen, die der Stadt für 73 000 Euro auf der Suche nach ihrem Markenkern helfen soll.

Der SPD-Chef Armin Roos stört sich nämlich daran, dass die Firma zunächst mit mehreren Veranstaltungen im Gemeinderat und mit den Bürgern herausarbeiten will, was die Besonderheiten der Kommune sind. Aus diesem Selbstbild und den Vorstellungen, die Ortsfremde von der Stadt haben, soll dann ein Markenkern und eine Identität erarbeitet werden, auf der künftig das Marketing basieren soll.

Alle Fraktionen lieben ihre Stadt

Ross kritisierte, dass überhaupt nicht klar sei, an wen genau sich das Konzept wende. Außerdem habe man bereits genügend Untersuchungen gemacht, auf die man zurückgreifen könne. Es sei nicht notwendig, erneut bei null anzufangen. „Göppingen ist toll, Göppingen ist liebenswert“, sagte der Lipi-Chef Christian Stähle. Marketing sei zwar wichtig, aber auch ihn habe die Firma nicht überzeugt.

Der Oberbürgermeister Guido Till hingegen warf Roos vor, er habe die Vorlage offenbar nicht verstanden. „Hier geht’s nicht einfach um Plakätchen“, erklärte er. „Wir tun uns in Göppingen unheimlich schwer, positiv über unsere Stadt zu sprechen. Deshalb holen wir uns Hilfe.“ Um voranzukommen, brauche man zunächst einen Meinungsbildungsprozess. „Es kann doch nicht sein, dass ich nach zwölf Jahren in Göppingen stärker in diese Stadt verliebt bin als die Einheimischen.“

Den Vorwurf, sie würden ihre Stadt nicht lieben und deren positive Seiten nicht ausreichend schätzen, wollten auch die Stadträte, die eigentlich auf Tills Seite standen, nicht auf sich sitzen lassen. Und so betonten alle Fraktionen unisono, wie sehr sie ihre Stadt schätzten. Lediglich der CDU-Chef Felix Gerber merkte sarkastisch an: „Das wir über so eine einfache Sache so lange diskutieren, ist schon wieder typisch Göppingen.“ Am Ende stimmte die Mehrheit des Gemeinderats dem Plan zu.