Ganz vorsichtig wird das „Buttermodel“ der Künstlerin Sonja Alhäuser in der Vitrine der örtlichen Bäckerei platziert. Foto: Horst Rudel

Der Grundschule in Hohenstaufen werden Exponate namhafter Künstler anvertraut. Zusammen mit einer Museumspädagogin haben die Schülerinnen und Schüler geeignete Ausstellungsorte für die Kunstwerke ausgewählt.

Göppingen - Jetzt darf nichts schiefgehen. Mit viel Gefühl und weißen Handschuhen holen die Museumspädagogin Birgit Kulmer und einige Kinder am Mittwochvormittag das „Buttermodel“ der Berliner Künstlerin Sonja Alhäuser aus einem schwarzen Samtsack. Sie stellen die Form einer molligen Frau in die Vitrine der Bäckerei in Göppingen-Hohenstaufen.

Bis das Werk richtig inszeniert war, sind verschiedene Positionen ausprobiert worden. Immer wieder waren in den vergangenen Tagen Grundschüler in dem kleinen Ort unterwegs, um von der Kunsthalle ausgeliehene Werke im Rahmen eines Schulprojekts mit dem Titel „Weltschachtel“ an unterschiedlichen Orten zu platzieren. In der Schule haben sich die Kinder zuvor mit den Kunstwerken auseinandergesetzt.

Ein weiteres Werk, das neben dem „Buttermodel“ an die Grundschule gebracht wurde, ist der „Fischstift“ des verstorbenen Künstlers Fritz Schwegler. „Mit dem Stift werden die Geschichten vom Meer erzählt“, erklärt der zehnjährige Max. Spitzen dürfe man den Bleistift allerdings nicht, denn dann sei das Kunstwerk kaputt, ergänzt der gleichaltrige Leon. Die Kinder hätten ihrerseits, von Schweglers „Fischstift“ inspiriert, Hunde- und Fuchsstifte entworfen, berichtet die Museumspädagogin Kulmer erfreut. „Damit sind sie ganz nah an Schwegler dran“, ergänzt sie.

Der Rektor lobt die Auseinandersetzung der Schüler mit der Kunst

Die acht Jahre alte Jannika hat dagegen eine Zeichnung von Sonja Alhäuser gut gefallen. Die Zeichnung ist die Verbildlichung eines Rezepts für einen Bananenshake. Sie selbst habe daraufhin ein Rezept für einen Beerenshake gemalt, sagt das Mädchen. Ihre Schulkameradin, die zehnjährige Leni, war dagegen vom Universum des Künstlers Klaus Heider beeindruckt: „Ich mag das Universum, weil es kein Ende hat.“

Die Kinder hätten rasch einen Zugang zu den Werken gefunden, erzählt der Rektor Martin Straub. Sie hätten sich mit eigenen Zeichnungen oder Geschichten mit den Arbeiten auseinandergesetzt. Die Kunstwerke hätten meist ganz viele Fragen bei den Kindern aufgeworfen, fügt er hinzu. „Die Kinder fangen von selbst das Erzählen an“, hat Straub beobachtet. Mit der Kunsthalle kooperiere die Grundschule bereits seit 2011. Damals sei die Schule unter dem Motto „Museum macht Schule“ sogar kurzzeitig in die Kunsthalle umgezogen.

Insbesondere die abstrakten Arbeiten hätten für viel Gesprächsstoff unter den Kleinen gesorgt, erinnert sich Kulmer. Wichtig sei der kindgerechte Zugang zu den Arbeiten gewesen. „Es geht erst einmal um den unmittelbaren Kontakt zu den Kunstwerken“, betont sie. Am Ende hätten die Kinder die Plätze für die Inszenierungen der Kunstwerke im Ort herausgesucht.

Neben den bereits genannten Künstlern sind im Rahmen des Projektes Arbeiten von Benjamin Badock, Judith Samen, Ian Hamilton Finlay, Gabriela Oberkofler, Anton Stankowski, Stefan Strumbel und Claude Wall zu sehen. Als Ausstellungsorte dienen, neben der Schule, das örtliche Bezirksamt, die Barbarossakirche, die Berggaststätte „Himmel & Erde“, die Bäckerei Weiss sowie das Atelier von Bruno Nagel.